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Beck, C. H. Verlag OHG

 
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Veyne, Paul: Als unsere Welt christlich wurde. 312 - 394. Aus dem Französischen von Matthias Grässlin. 2008. 222 S., Gb EUR 18,90 ISBN: 978-3-406-57064-3 C. H. Beck
Wie und warum wurde aus dem heidnischen römischen Reich ein christliches? Wie war es möglich, daß die Christen, eben noch blutig verfolgt und als Staatsfeinde gebrandmarkt, plötzlich, am 28. Oktober 312, den römischen Kaiser selbst in ihren Reihen begrüßen durften und danach innerhalb weniger Generationen das Christentum Staatsreligion wurde? Ein kluger, unterhaltsamer Essay über eine Revolution im 4. Jahrhundert, die aus einem vielfältig heidnischen Europa ein christliches machte. Was wäre aus der kleinen unterdrückten christlichen Sekte geworden, wenn Kaiser Konstantin nicht diese Religion angenommen hätte? Wäre alles anders gekommen? Gäbe es heute ein Europa, das sich gerne als christlich präsentiert, wäre es säkularer, wäre es islamisch oder heidnisch? Die Fragen, die der große französische Althistoriker Paul Veyne aufgreift, betreffen ein für Europa entscheidendes Jahrhundert: Was machte den christlichen Glauben für den Kaiser so attraktiv? Welche Art von Avantgarde repräsentierten die Christen für ihn? Welche Veränderung durchlief der schon vorhandene heidnische Antisemitismus? Welche Rolle spielte die Idee des Monotheismus? Und nicht zuletzt: Was bedeutete die Frage nach dem „wahren“ Glauben, die die Christen mit solcher Vehemenz stellten?
Blickle, Peter: Das Alte Europa. 2008. 320 S., Gb EUR 24,90 ISBN: 978-3-406-57171-8 C. H. Beck
Das Standardwerk zum Alten Europa
Peter Blickle bietet eine souveräne Darstellung des Alten Europa vom Spätmittelalter bis zur Moderne. Anhand zahlreicher Beispiele aus über 600 Jahren Geschichte und aus allen Regionen Europas von Skandinavien bis nach Italien und Spanien und von England bis nach Polen erhellt er die wichtigsten Strukturen, die Europa geprägt haben: Haus, Herrschaft und Kommune, Sakralität, Friede, Rechtsordnung und Policey.
Peter Blickle erläutert in seiner umfassenden Darstellung, wie die politische Organisationsform der Häuser die Gesellschaft der Bauern und – später – der Bürger auf einer horizontalen Ebene verbindet und sie über das Haus der Adligen und des Fürsten hierarchisch strukturiert. Die hohe Bedeutung des Hauses für die Entwicklung der Werte Solidarität und Recht erweist sich, wenn die Vielzahl der Häuser zur Gemeinde wird und Bauern und Bürger ihr Miteinander gemeinverträglich und so frei wie möglich organisieren. Diese Struktur – so zeigt der Autor anschaulich – ist in ihrer europaweit flächendeckenden Ausbreitung die Voraussetzung für den Siegeszug des Christentums, in dem der Erlöser als leidender Christus in die Mitte von Sakralität und Spiritualität rückt: Christus und die Märtyrer fördern durch ihr Vorbild die für die Gemeinschaft konstitutionell unverzichtbare Ethik des Mitleidens; zudem erscheint Christus als Inkarnation des gegen die herrschaftliche Unterjochung gerichteten Freiheitsbegriffs: Wenn Christus den Menschen befreit, dürfen weder weltliche noch geistliche Herren den Menschen wieder in Unfreiheit pressen. Weitere wichtige Kapitel sind dem wirtschaftlichen Selbständigkeitsbestreben der Höfe und Handwerksbetriebe, den zum Teil kleinteiligen Ordnungs- und Rechtsbestrebungen der Gemeinden sowie den für den Prozeß der Zivilisierung notwendigen Unruhen gewidmet.
Bätschmann, Oskar: Giovanni Bellini. Meister der venezianischen Malerei. 255 S., 186 Abb., dav. 82 fb. 21 x 28 cm, Gb., EUR 58,00 ISBN: 978-3-406-57094-0 C. H. Beck
Giovanni Bellini (ca. 1435/38–1516) gilt mit seinen Schülern Giorgione und Tizian als Begründer der Renaissancemalerei in Venedig. Er arbeitete für Dogen und Fürstenhäuser; er erfand die venezianische Sacra Conversazione und schuf Porträts sowie allegorische und mythologische Bilder. Oskar Bätschmann zeichnet kenntnisreich das Leben Giovanni Bellinis nach, schildert dessen Arbeitsweise und stellt das Gesamtwerk mit Blick auf den historischen und sozialen Kontext vor. Wie positionierte sich Giovanni Bellini als eigenständiger Künstler neben seinem Vater Jacopo, seinem Bruder Gentile und seinem Schwager Andrea Mantegna? Er modernisierte traditionelle Sujets wie die Madonna mit dem Kind, importierte das flämische Porträtschema und entwickelte den venezianischen Bildtypus der Sacra Conversazione (die Versammlung der Heiligen um den Thron der Madonna). Giovanni Bellini wies der Landschaft im Bild eine neue Bedeutung zu und entwickelte eine einzigartige Farbenharmonie in Analogie zur musikalischen Harmonie. Als einer der Ersten in Italien wechselte er von der Tempera zur Technik der Ölmalerei, die von Flandern nach Italien importiert wurde. Bereits zu Lebzeiten erlangte er großen Ruhm weit über Venedig hinaus. Albrecht Dürer, der den venezianischen Meister auf seiner zweiten Italienreise kennen lernte, gehörte zu seinen Bewunderern. Für viele Künstler war Giovanni Bellini ein wichtiger Lehrer, und an seinen Werken schulten sich Maler wie Carpaccio, Giorgione, Tizian und Veronese, die für die venezianische Renaissancemalerei höchsten Ruhm erlangten.
Schmidt-Glintzer, Helwig: Kleine Geschichte Chinas. 2008. 304 S., 100 meist fb. Abb., 15 Krt. Gb EUR 19,90 ISBN: 978-3-406-57066-7 C. H. Beck
Von der Hochkultur zur Weltmacht – 3000 Jahre chinesische Geschichte
Klar, anschaulich und mit Blick auf das Wesentliche führt Helwig Schmidt-Glintzer durch die vieltausendjährige Geschichte Chinas von den vorgeschichtlichen Anfängen bis zur unmittelbaren Gegenwart. Zahlreiche Karten erschließen das Riesenreich, und farbige, ausführlich erläuterte Abbildungen vermitteln einen sinnlichen Eindruck der chinesischen Geschichte und Kultur.
Diese illustrierte Geschichte Chinas ist aus der Perspektive der Gegenwart geschrieben und zeichnet die für das Selbstverständnis des heutigen China wichtige vieltausendjährige Geschichte nach. Besonderes Augenmerk liegt auf den Grundlinien und der Dynamik der politischen Entwicklungen in diesem großen Kulturraum, in dem heute ein Viertel der Menschheit lebt. Die Errungenschaften und Erfolge dieser Kultur, die sich noch im 18. Jahrhundert an der Spitze der Weltkulturen befand, werden ebenso anschaulich wie der langsame Aufbruch in die Moderne. Der Blick über lange Zeiträume hinweg und die Berücksichtigung des für China charakteristischen Staatskultwesens ebenso wie der vielen Religionen Chinas bringen dem Leser ein neues Chinabild vor Augen. Im zweiten Teil des Buches stehen die Auseinandersetzungen mit den westlichen Mächten, die schleppende, doch zunehmend dynamische Industrialisierung des Landes, die revolutionären Massenbewegungen unter Mao Zedong und die wirtschaftliche Öffnung in den vergangenen Jahrzehnten im Zentrum. Vor dem Hintergrund der Geschichte werden die Eigenheiten des sozialen und religiösen Lebens im heutigen China besser verständlich, und Chinas Weg ins 21. Jahrhundert gewinnt vor diesem gewaltigen Horizont seine eigentümliche Gestalt.
Höllmann, Thomas: Die Kultur des alten China. 2008. 336 S., 60 fb. Abb., 6 Krt. 16 x 24 cm, Gb EUR 29,90 ISBN: 978-3-406-57071-1 C. H. Beck
Das kaiserliche China – Alltag, Kultur und Kunst
Einer der besten Kenner des alten China bringt archäologische Fundstücke zum Sprechen: Für die Zeit von der Gründung des Kaiserreichs 221 v.u.Z. bis zur Unterwerfung durch die Mongolen 1279 wird das breite Spektrum einer faszinierenden Kultur ausgeleuchtet.
Vor allem die Archäologie bietet heute die Möglichkeit, das Leben im alten China zu rekonstruieren, und Aufsehen erregende Fundstücke illustrieren die unterschiedlichsten Aspekte einer beeindruckenden Kultur. In Verbindung mit eigens dafür übersetzten Literaturauszügen veranschaulichen sie in diesem Buch unter anderem die Machtfülle des Kaisers, die Unterwürfigkeit der Beamten und die Beziehungen zwischen den Geschlechtern; sie berichten von der Begeisterung für Fußball, vom Wandel der Schönheitsideale und von der Vorliebe für Seide, die schon vor mehr als 2000 Jahren ein Exportschlager war. Ausgehend von 60 ausgewählten Objekten, die in großformatigen Farbabbildungen präsentiert werden, entwirft Thomas O. Höllmann ein facettenreiches Gesamtbild der chinesischen Kultur. Welchen Stellenwert hatte die Schrift? Wann wurde gefeiert? Wie ging man mit dem Tod um? Auf diese und zahllose weitere Fragen gibt der Band konkrete Antworten; er berührt dabei eine enorme Vielfalt von Themenkomplexen, die von Ernährung bis Erziehung, von Musik bis Medizin, von Recht bis Religion und von Wirtschaft bis Wissenschaft reicht. Wer versuchen will, das heutige China in seinen Zusammenhängen zu verstehen, wird ohne den Rückgriff auf die historischen Wurzeln scheitern. Dieses Buch bietet einen lebendigen Einblick in Kultur und Alltag im alten China.
Zimmermann, Michael: Lovis Corinth. (Beck'sche Reihe 2509) C.H. Beck, München 2008. Pb EUR 7,90 ISBN: 978-3-406-56935-7 C. H. Beck
Lovis Corinth (1858–1925) war ein Konservativer und ein Rebell zugleich. Michael Zimmermann zeigt, welchen Platz Corinths Kunst innerhalb des zeitgenössischen Umfelds einnahm. Er führt die wichtigsten Werkgruppen vor – die Selbstporträts und Porträts, die Akte, die Landschaftsbilder und die Stillleben – und erläutert die zentralen Themen Corinths, die sich zwischen Passion und Bacchanal, zwischen Apokalypse und unschuldigem Glück bewegen. Gleichzeitig umreißt er das bewegte Leben des Künstlers und seine lange anhaltende Wirkung.
Reith, Reinhold: Das alte Handwerk. Von Bader bis Zinngießer. 2008. (Beck'sche Reihe 1841) Pb EUR 14,95 ISBN: 978-3-406-56823-7 C. H. Beck
Peter Wende. Das britische Empire. Geschichte eines Weltreichs. 400 S., 15 Karten, EUR 26,90 ISBN: 978-3-406-57073-5 C. H. Beck
Aufstieg und Niedergang einer Weltmacht

Peter Wende entwirft in seinem umfassenden Werk ein facettenreiches Bild der Geschichte des Britischen Empire. Die differenzierte Darstellung reicht von den mittelalterlichen Voraussetzungen und Anfängen über die imperiale Außen- und Reichspolitik während der Frühen Neuzeit bis zur britischen Kolonialherrschaft in Amerika, Asien und Afrika und der Auflösung des Weltreichs im 20. Jahrhundert.
Peter Wende gilt als einer der besten Kenner der englischen Geschichte. Hier fragt er nach den Ursachen und Folgen der Tatsache, daß eine Insel am Rande Europas für mehr als zwei Jahrhunderte das Zentrum eines weltumspannenden ökonomischen und politischen Beziehungsgeflechts bildete. So rückt er bestimmte Faktoren, Phasen und Schauplätze des Geschehens bewußt in den Vordergrund: die Entwicklung des Überseehandels und den Ausbau der Kriegsflotte, die Entstehung der amerikanischen Siedlungskolonien und deren Entlassung in die Unabhängigkeit, das Wechselspiel von europäischer Mächtepolitik und dem Ausbau einer globalen Machtposition, das Verhältnis von politischer Herrschaft und (privaten) wirtschaftlichen Interessen, die Instrumente und Techniken kolonialer Herrschaft in Indien und Afrika, die Mechanismen der Expansion sowie schließlich die Auswirkungen imperialer Herrschaft auf das Mutterland, die Befreiungskämpfe und die Dekolonisation in der spezifischen Form des Commonwealth.
Schlögl, Hermann A: Echnaton. 2008. 128 S. 18,00 x 11,80 cm.(Beck'sche Reihe 2441) Pb EUR 7,90 ISBN: 978-3-406-56241-9 C. H. Beck
Echnaton ist der rätselhafteste ägyptische Pharao. Im 14. Jahrhundert v. Chr. verordnete er seinen Untertanen einen monotheistischen Glauben, revolutionierte das Weltbild und baute eine glänzende Residenz. Doch nur wenige Jahre nach Echnatons Tod wurde jede Erinnerung an ihn ausgelöscht – bis zu seiner spektakulären Wiederentdeckung im 19. und 20. Jahrhundert. Hermann A. Schlögl erzählt die Geschichte Echnatons auf der Grundlage des neuesten archäologischen Forschungsstandes und erklärt seine wahrhaft weltgeschichtliche Bedeutung.
Royen, René van /Vegt, Sunnyva van der: Griechen kommen von der Venus,Römer vom Mars. Eine etwas andere Einführung in die Antike. Übers. v. Löffelholz, Annette. 2008. 192 S., mit 50 Abbildungen 22,40 x 17,00 cm. (Beck'sche Reihe 1848) Pb EUR 14,95 ISBN: 978-3-406-56890-9 C. H. Beck
Wo möchten Sie lieber leben? Dort, wo Liebe und Sex als Geschenk der Götter empfunden wird? Oder dort, wo Sexualität eher als bedrohlich wahrgenommen wird? Sunnyva van der Vegt und René van Royen haben diese Fragestellung auf die Antike angewendet und ein provozierendes Buch geschrieben. Wenn ihre Anthropologie stimmt, dann hielten die Griechen Erotik und Romantik für einen Segen, haben geliebt und gelitten, mußten aber ihre Ängste, ihre Eifersucht und ihren Kummer nicht verdrängen. So konnten sie auch auf dem Schlachtfeld tapfer sein und dennoch Mitleid für den Gegner empfinden. Die Römer hingegen hielten es für eher notwendig, ihre Gefühle zu unterdrücken. Sexualität schien ihnen eine gefährliche Kraft, die bezwungen werden musste, weil sie im ungünstigsten Fall gar die bestehende Ordnung gefährden konnte. Gewalt jedoch war für sie ein Phänomen, das weit einfacher zu handhaben war …
Pagels, Elaine /King, Karen: Das Evangelium des Verräters. Judas und der Kampf um das wahre Christentum. 2008. Gb EUR 19,90 ISBN: 978-3-406-57095-7 C. H. Beck
Verrat im Auftrag Jesu? Das verschollene Evangelium des Judas
Das erst 2006 veröffentlichte Evangelium des Judas gibt viele Rätsel auf. Warum wird hier Judas – der Verräter – zum Lieblings-jünger Jesu? Wer hat das Evangelium geschrieben? Warum wurde es unterdrückt? Elaine Pagels und Karen King gehen in ihrem brillant geschriebenen Buch diesen Fragen nach und zeichnen dabei das eindrucksvolle Bild von einem frühen Christentum, das von harten Kämpfen, schillernden Glaubens-Experimenten und zutiefst menschlichen Leidenschaften geprägt war – und uns gar nicht so fremd ist.
Das Judas-Evangelium galt lange als verschollen – bis der Text 1978 überraschend in Mittelägypten gefunden wurde. Wissenschaftler mußten jedoch bis 2002 warten, um den zerbröselnden Codex untersuchen zu dürfen. Ihre Ergebnisse und eine erste Übersetzung des Textes wurden 2006 von National Geographic weltweit im Fernsehen übertragen und erregten Aufsehen: Judas Ischariot, der im Neuen Testament Jesus für dreißig Silberlinge mit einem Kuß an seine Feinde verrät, ist hier der Lieblingsjünger, der allein die wahre Bestimmung Jesu kennt. Jesus soll Judas um den Verrat gebeten haben, um sich von seiner körperlichen Hülle zu befreien und seine Mission zu erfüllen.
Verschwörungstheoretiker und Esoteriker haben zahlreiche Spekulationen an das rätselhafte Evangelium geknüpft. Elaine Pagels und Karen King machen erstmals eine große Leserschaft auf seriöse Weise mit dem Judas-Evangelium bekannt und erklären, warum es unser Bild vom frühen Christentum verändert. Aber das Evangelium ist nicht nur von historischem Wert: Es wirft Fragen nach der Natur Gottes, nach Jesu Tod und nach dem Leiden der Märtyrer auf, die bis heute aktuell sind.
Esch, Arnold: Landschaften der Frührenaissance. Auf Ausflug mit Pius II.. 2008. 128 S., 27 meist fb. Abb., Pb EUR 14,00 ISBN: 978-3-406-57038-4 C. H. Beck
Die Reisen, Ausflüge und Fernblicke des Humanistenpapstes Pius II. (1458–1464), in seinen autobiographischen Commentarii häufig von ihm selbst beschrieben, sind ein charakteristischer Zug dieses originellen Mannes, auch wenn bisweilen unterstellt worden ist, daß seine Naturschilderungen nicht selbst empfunden, sondern stellenweise aus antiken Schriftstellern abgeschrieben seien. Doch bestätigen die zahlreichen in diesem Band ausführlich verwerteten Briefe seines Gefolges, wie sehr es den Papst in die Landschaft zog: heitere Picnics im Grünen, Mittagsschlaf an schattiger Quelle, Aktenstudium in den Bergwäldern des Monte Amiata, Aufsuchen antiker Ruinen unter dichter Vegetation, bescheidene Unterkunft – ein unmittelbares Zeugnis für das Lebensgefühl der italienischen Frührenaissance, die auch in ihrer Landschaftsmalerei die Natur neu wahrnahm. Die griechische Inselwelt, heute ein vielbesuchtes Reiseziel, fand in Reiseberichten lange Zeit wenig Beachtung, zumal die Route der Jerusalempilger an der Ägäis vorbeiführte. Erst im 15. Jahrhundert betreten italienische Reisende auch ohne politische oder kommerzielle Absichten diesen Raum, und berichten darüber: stehen auf einsamer Insel staunend vor griechischen Statuen, verfolgen antike Stadtmauern durch unwegsames Gelände, entziffern erstmals griechische Inschriften, suchen nach Troja und Homers Grab. Sie sprechen vom Rauschen des Windes in den Büschen auf weiten Ruinenfeldern, schildern Begegnungen mit Bauern und Kaufleuten und die Gefahren der Seefahrt zwischen Klippen und Korsaren. Schafe lagern im Schatten verfallener Tempel, verwilderte Haustiere auf aufgegebenen Inseln, versandete antike Häfen, ländliche Volksfeste, Thymian und Honig auf Kreta. Eine kurze, intensive Begegnung, bis die türkische Eroberung die Inselwelt weitgehend verschloß.
Belting, Hans: Florenz und Bagdad. Eine westöstliche Geschichte des Blicks. C. H. Beck, München 2008. Gb EUR 29,90 ISBN: 978-3-406-57092-6 C. H. Beck
Der Westen und der Orient – Hans Beltings meisterhafter Kulturvergleich
Wie und was wir sehen, ist in hohem Grade von der Kultur geprägt, in der wir leben. Eine Geschichte des Bildes ist daher unvollständig ohne eine Kulturgeschichte des Blicks. Hans Belting vergleicht in seinem neuen Buch den Blick der westlichen Welt, der im Florenz der Renaissance geboren wurde und völlig neuartige Bilder hervorbrachte, mit dem der islamischen Welt. Innerhalb dieser spielte Bagdad als kulturelles Zentrum auch für die Kunst des Westens eine entscheidende, bisher jedoch kaum bekannte Rolle.
Der perspektivische Blick war eine der aufsehenerregendsten Entdeckungen der Renaissance und bewirkte den größten Einschnitt in der Geschichte der westlichen Kunst. Das perspektivische Bild ist heute allgegenwärtig und wird in die ganze Welt exportiert. Seine Dominanz läßt jedoch vergessen, daß es keineswegs unser natürliches Sehen abbildet. Die islamische Welt kennt einen gänzlich anderen Blick, den ihre Kunst widerspiegelt: einen überpersönlichen Blick, der nicht an einen bestimmten Standpunkt in der Welt gebunden ist. Belting beleuchtet hier auch das Bilderverbot des Islam, denn es tabuisiert schon das bloße Ansehen von Bildern. Aus diesen Voraussetzungen erschließt er die Kunst des Islam, ihre Buchmalerei, ihre Ornamentik und die Rolle der Kalligraphie, auf überraschende und fesselnde Weise neu. Die Erfindung der Perspektive im Westen verdankt sich allerdings einer Entdeckung, die man in der arabischen Welt schon Jahrhunderte vor der Renaissance gemacht hatte: Inmitten einer bilderlosen Kultur entwickelte der Mathematiker Alhazen eine optische Theorie, die die Voraussetzungen für die westliche Perspektivmalerei schuf. Wieso die islamische Kunst aus dieser Entdeckung andere Konsequenzen zog als der Westen, erklärt Belting aus ihren religiösen, kulturellen und wissenschaftlichen Kontexten. Sein Buch bietet einen souveränen Vergleich zwischen der arabischen und der westlichen Kultur, der uns auch die Augen neu öffnet für die Bilder, von denen wir seit Beginn der Neuzeit umgeben sind.
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Kaukasus. Geschichte, Kultur, Polititk. Hrsg. v. Gumppenberg, Marie-Carin von/Steinbach, Udo. 2008. (Beck'sche Reihe 1791) Pb EUR 12,95 ISBN: 978-3-406-56800-8 C. H. Beck
Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager Bd. 7: Wewelsburg, Majdanek, Arbeitsdorf, Herzogenbusch/Vught, Bergen-Belsen, Dora-Mittelbau. Hrsg.: Benz, Wolfgang /Distel, Barbara. 2008 Gb EUR 69,90 ISBN: 3-406-52967-4 C. H. Beck
Kemp, Martin: Leonardo. Ãœbers. v. Schneider, Nikolaus G. 2008.(Beck'sche Reihe 1839) Pb EUR 14,95 ISBN: 978-3-406-56821-3 C. H. Beck
Künstler, Wissenschaftler, Erfinder, Ingenieur – seine staunenswerte Vielseitigkeit macht Leonardo da Vinci noch heute zu einer legendären Figur. Was aber weiß man genau über dieses Universalgenie, das vor 500 Jahren lebte? Martin Kemp, international renommierter Leonardo-Experte, bietet in seiner faszinierenden Darstellung eine neue Sichtweise auf Leben und Werk des weltberühmten Künstlers und geht der wahren Bedeutung von Meisterwerken wie der Mona Lisa nach.
Weinfurter, Stefan: Das Reich im Mittelalter. Von den Franken zu den Deutschen. 2008. Gb EUR 14,90 ISBN: 978-3-406-56900-5 C. H. Beck
Stefan Weinfurter entwirft in seinem lebendig geschriebenen Buch anhand der wichtigsten historischen Weg- und Wendemarken ein eindrucksvolles Bild des Reiches in der Zeit von 500 bis 1500.
Mit Stefan Weinfurter nimmt uns ein renommierter Mediaevist mit auf eine faszinierende Zeitreise durch das Mittelalter und lenkt die Aufmerksamkeit auf Schlüsselsituationen der Reichsgeschichte: So erläutert er wirkungsmächtige Begebenheiten wie die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig, erhellt die christliche Gestaltung des Reiches unter Karolingern und Ottonen und zeigt, wie im 11. Jahrhundert dem Kaiser im Papst ein selbstbewußter Herausforderer erwächst. Er erklärt, wie seit dem 12. Jahrhundert das Reich selbst „heilig“ wird und den Nimbus unantastbarer Größe erwirbt. Als weiteren Markstein der Entwicklung beschreibt er, wie sich im 13. Jahr-hundert das lateinisch geprägte Reich – auch durch die zunehmende Akzeptanz der Volkssprache – zum Deutschen Reich wandelt. Dieses Reich ist zwar im ausgehenden Mittelalter in punkto Kunst und Wissenschaft im Vergleich zu Italien und Frankreich noch weit im Hintertreffen, doch bietet es eine staunenswerte Vielfalt, die in den kommenden Jahrhunderten im Herzen Europas eine Kulturnation entstehen läßt.
Groebner, Valentin: Das Mittelalter hört nicht auf. Über historisches Erzählen. 2008. 224 S., Gb EUR 19,90 ISBN: 978-3-406-57093-3 C. H. Beck
Ritter, Mönche, trutzige Bauern – Versatzstücke und Klischees vom Mittelalter sind allgegenwärtig. Aber was heißt eigentlich „mittelalterlich“, und wie sind diese Bilder entstanden? Das Buch verfolgt die Inszenierungen dieses besonderen Zeitalters von ihrer Entstehung im 14. Jahrhundert über ihre romantische und nationale Aufladung im 18. und 19. Jahrhundert bis zu den Vorstellungen der Nationalsozialisten und schließlich bis hin zu den Mittelaltermärkten und den Computerspielen unserer Gegenwart.
Das Mittelalter ist ein Paradox: Düster und romantisch zugleich, aufregend fremdartig, aber auch Wurzel für Vieles, das uns heute prägt – kurzum, das Mittelalter ist ein Reservoir für unsere Wünsche, vor allem jedoch für die Bedürfnisse nach einem ganz anderen, ursprünglichen und authentischen Leben. Von kaum einem Zeitalter hat die Moderne so lustvoll geträumt wie von dieser fernen, aber immer neu inszenierten Epoche; meistens funktionierte sie als bedrohlich verlockender Rückspiegel. Auch die wissenschaftliche Erforschung dieser wundersamen Epoche hat sich nie im luftleeren Raum abgespielt. Gerade Mittelalterhistoriker waren den Vorstellungen ihrer eigenen Zeit von edlen oder weniger edlen Rittern, Burgfräuleins, tüchtigen Bürgern, gelehrten Mönchen und trutzigen Bauern eng verbunden. Sie fanden stets, was sie suchten. Anders gesagt: Mittelaltergeschichte handelt immer von der Gegenwart ihrer Erforscher. Aber was geschieht mit dem Rückspiegel Mittelalter – eine der großen Chiffren christlich-europäischer Kultur – angesichts der Globalisierung am Beginn des 21. Jahrhunderts?
Tuchtenhagen, Ralph: Kleine Geschichte Schwedens. 2008.(Beck'sche Reihe 1787) Pb EUR 11,95 ISBN: 978-3-406-53618-2 C. H. Beck
Schweden blickt auf eine tausendjährige Geschichte zurück; es gehört zu den ältesten noch bestehenden Monarchien Europas. Daß Schwedens Geschichte durchaus mehr zu bieten hat als Gustav Adolf und schwedischer Wohlfahrtsstaat erschließt dieser lebendige historische Überblick, der neben der politischen Entwicklung auch soziale, wirtschaftliche, religiöse und kulturelle Entwicklungen beschreibt. Das Buch leistet einen wesentlichen Beitrag, unser nördliches Nachbarland besser kennen zu lernen und zu verstehen.
Bossong, Georg: Die Sepharden. Geschichte und Kultur der spanischen Juden. 2008. (Beck'sche Reihe 2438) Pb EUR 7,90 ISBN: 978-3-406-56238-9 C. H. Beck
Georg Bossong beschreibt anschaulich Geschichte und Kultur der spanischen Juden von den Anfängen in der Antike bis heute. Er schildert die glanzvolle Zeit unter islamischer Herrschaft sowie die Bildung neuer kultureller Zentren nach der Vertreibung aus Spanien im Jahre 1492. Saloniki avancierte nun zum „Jerusalem des Balkans“. Im 20. Jahrhundert traf der Holocaust die Sepharden bis ins Mark. Israel und andere Länder nahmen die Überlebenden auf, die bis heute an ihrer faszinierenden jüdisch-spanischen Sprache und Kultur festhalten.
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