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Reichert, Dr. Ludwig Verlag

 
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Mulva VII. Die Thermen und das Forum. Martini, W,; Schattner, Thomas G. Hrsg.: Schattner, Thomas G. Deutsch. 2021. 512 S. 37 Tafeln, 431 Abb., 216 fb. Abb. 31,5 x 21 cm. EUR 220,00 ISBN: 978-3-95490-508-9 L, Reichert
Das municipium flavium muniguense/Munigua (Villanueva del RĂ­o y Minas) liegt ca. 50 km nordöstlich von Sevilla/Andalusien in den ersten AuslĂ€ufern der Sierra Morena. GegrĂŒndet im 4. Jhdt.v. Chr. war der Platz bis ins islamische Mittelalter besiedelt. Seine ĂŒber tausendjĂ€hrige Geschichte ist von der römischen Epoche geprĂ€gt. Die archĂ€ologischen Zeugnisse verweisen bislang auf die Zeit zwischen dem 1. Jhdt. v. Chr. bis zum 4. Jhdt. n. Chr. Als Forschungsprojekt ist es seit dem Jahre 1956 von den spanischen Altertumsbehörden den Gelehrten der Abteilung Madrid des Deutschen ArchĂ€ologischen Instituts ĂŒbertragen, die in nahezu jĂ€hrlichen Kampagnen dort bisher altertumswissenschaftliche Untersuchungen durchgefĂŒhrt haben. In dieser Zeit ergaben sich verschiedene Schwerpunkte. Konzentrierte sich die Forschung zu Beginn (1956 bis 1977) auf topographische Fragen, standen danach die Wohnbebauung und die Nekropolen im Vordergrund (1967‒1996). Die dritte Etappe von 1999 bis 2011 hatte die Erkundung der wirtschaftlichen Grundlagen der Stadt zum Ziele. Angesichts des erreichten fortgeschrittenen Wissensstandes von einem halben Dutzend Monographien und mehr als 100 wissenschaftlichen Artikeln konnte danach ein Projekt zur 3D-Rekonstruktion der GebĂ€ude der Stadt ins Werk gesetzt werden. Dieser Forschung wohnt in besonderer Weise der Aspekt der Benutzbarkeit der GebĂ€ude vor dem Hintergrund ihrer Funktion inne. In ihren Rahmen gehören die Thermen und das Forum, die in dem vorliegenden Band ausfĂŒhrlich behandelt werden. Auf der Grundlage von eingehenden Baubeschreibungen ergaben sich jeweils konkrete Anhaltspunkte zur Scheidung der Bauphasen und zu ihrer Datierung. Rekonstruktionen im 3D-Format runden das Bild ab. Methodisch beruht die Vorgehensweise auf der Nutzung von herkömmlicher Technik zur Bauaufnahme wie auch auf dem neuartigen Sfm-Verfahren. FĂŒr die 3D-Rekonstruktionen diente das Programm SketchUp als Grundlage. Die Bedingungen und Voraussetzungen fĂŒr die Verwendung der Hilfsmittel schildern eigene BeitrĂ€ge aus der Feder von Chr. Hartl-Reiter und D. SchĂ€ffler sowie von H. RuipĂ©rez. Die Fundkeramik aus den Thermen wird von C. Basas vorgelegt.
Im Ganzen beschreibt der Band im Rahmen seiner gesteckten Thematik die Entwicklung einer einheimischen Siedlung zu einer römischen Stadt. Diese ergibt sich nicht zuletzt durch die Einbeziehung der umliegenden Gassen sowie der Statuenausstattung in den GebĂ€uden. Die Thermen sind das erste öffentliche GebĂ€ude, das in Munigua errichtet wird. Dies erfolgt zur Mitte des 1. Jhdts. n. Chr. hin wohl in der Zeit des Kaiser Claudius (41‒54 n. Chr.). In der Folgezeit gibt es immer wieder Umbauten, insgesamt sind vier Phasen unterscheiden. In frĂŒh-flavischer Zeit wohl in der Zeit des Kaisers Vespasian (69‒79 n. Chr.), das heißt eine Generation spĂ€ter, liegt der Baubeginn des Forums. Der Zeitpunkt liegt so nahe an der Verleihung des latinischen Rechtsstatus an ganz Hispanien, von dem Plinius berichtet (nat. Hist. III 30), dass ein Zusammenhang unausweichlich erscheint. Jedoch zeigt die Untersuchung, dass das Forum nicht funktionsfĂ€hig war, da es einem Baustopp zum Opfer fiel, der bis in die neunziger Jahre des 1. Jhdts. n. Chr. dauern sollte. Erst dann, wohl in der Zeit des Kaisers Domitian (81‒96 n. Chr.), war es fertiggestellt. Die Bauinschrift (Bauerrichtung durch L. Valerius Firmus) ist erhalten und ferner die Stiftungsinschrift fĂŒr das Sacellum des Dis Pater (durch L. Aelius Fronto). Sie dokumentieren nicht nur die Finanzierung der öffentlichen Bauten durch private Initiative sondern auch deren Ausgestaltung und Ausstattung, die nach und nach erfolgen konnte.
Mitteilungen zur SpÀtantiken ArchÀologie und Byzantinischen Kunstgeschichte 8-2021. Imaginum orbis. Bilderwelten zwischen SpÀtantike und Byzanz. Festschrift anlÀsslich des 80. Geburtstags von Johannes G. Deckers. Hrsg.: Giannoulis, Markos; Löx, Markus; Oepen, Alexis. Deutsch. 2022. 304 S. 14 fb. Abb., 150 Abb. 24 x 17 cm. EUR 49,00. ISBN: 978-3-95490-518-8 L, Reichert
Das vorliegende Buch ist eine Festschrift aus Anlass des 80. Geburtstages von Herrn Prof. Dr. Johannes G. Deckers, dem ehemaligen Professor fĂŒr byzantinische Kunstgeschichte an der Ludwig-Maximilians-UniversitĂ€t MĂŒnchen. Der Band vereint insgesamt 18 BeitrĂ€ge von Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland. Der Großteil der AufsĂ€tze stammen aus einem der von Johannes Deckers bevorzugten, vielfĂ€ltigen Forschungsfeld der IMAGINUM ORBIS. Diese spĂ€tantiken und byzantinischen Bilderwelten erscheinen dem modernen Betrachter mal ĂŒberraschend vertraut, mal unzugĂ€nglich und schwer verstĂ€ndlich. Syntax und Grammatik dieser Bildsprache, also ihren Regeln und den Abweichungen davon, gilt das besondere Interesse des Bandes. Daher liegt ein Schwerpunkt auf bildwissenschaftlichen Einzelstudien von der Darstellung eines Parther, deren Ikonographie letztlich auf die der frĂŒhchristlichen Magier auswirkte, ĂŒber den Umgang mit zerstörten Bildern im mittleren Osten bis hin zur byzantinischen Buchmalerei. Neben grundlegenden Überlegungen zum geographischen Ursprung frĂŒhchristlicher Bildprogramm (in Rom oder an der Peripherie des Reiches) legen international anerkannte Expertinnen und Experten teils unpublizierte und so gut wie unbekannte Bilder und BildtrĂ€ger vor, die zum besseren VerstĂ€ndnis des imaginum orbis beitragen. Da sich Johannes G. Deckers aber nicht ausschließlich mit den Methoden der Bildwissenschaften der spĂ€tantiken und byzantinischen Zeit annĂ€hert rundet eine Sektion zur "Welt jenseits der Bilder" den Sammelband ab. Neben einer geographischen Breite, die von einem spektakulĂ€ren Fund aus Bayern ĂŒber einen Beitrag zum Heiligen Land, bis hin zu Geschenken aus den fernen Armenien spiegelt auch die zeitliche Dimension der AufsĂ€tze, die von der Epoche Konstantins des Großen bis zu Zeit der venezianischen Herrschaft ĂŒber Kreta reicht, die weiten Interessen des Jubilars wider.
Von Allah bis Zypresse. Bildwörterbuch zur islamischen Ikonographie. Sörries, Reiner . Deutsch. 2021. 264 S. 581 fb. Abb., 5 Abb. 29,7 x 21,0 cm . EUR 29,95 . ISBN: 978-3-95490-447-1 L, Reichert
Trotz des islamischen Bilderverbots, das in seiner GĂŒltigkeit viel diskutiert ist, kennt man in der islamischen Welt eine Vielzahl von Bildern von der kĂŒnstlerischen Buchmalerei bis zu den Plakaten an Straßen und HauswĂ€nden. Das vorliegende Buch ist der Erschließung dieser Bilderwelt von den AnfĂ€ngen bis zur Gegenwart gewidmet und besitzt drei Teile. Im einfĂŒhrenden Teil werden neben Erörterungen des Bilderverbots die kulturellen und literarischen Quellen der islamischen Ikonographie, Chronologie und Lokalisierung der islamischen Bilderwelt sowie die Kunstgattungen genannt, in denen Bilder vorkommen. Der zweite (Haupt-) Teil erschließt die wichtigsten Inhalte islamischer Ikonographie von A bis Z. Im abschließenden dritten Teil erfolgen anhand ausgewĂ€hlter Beispiele ikonologische Erörterungen. Dabei werden einerseits die GegensĂ€tze zwischen der bilderfreundlichen persischen (schiitischen) und der eher bildabstinenten arabischen (sunnitischen) Haltung und andererseits die Überschneidungen mit der asiatischen und der abendlĂ€ndischen Kunst berĂŒcksichtigt.
Kaiserzeitlicher vicus, spÀtantike Befestigung und Bestattungen. Beihefte zur Trierer Zeitschrift (39). Heimerl, Ferdinand. Das römische Beda/Bitburg. Deutsch. 2021. 480 S. 60 Tafeln, 100 Beilagen, 535 fb. Abb., 916 Abb. 29,7 x 21,0 cm . EUR 78,00 . ISBN: 978-3-95490-511-9 L, Reichert
Erstmalig bietet diese Dissertationsschrift eine systematische Vorlage der Ausgrabungen in Bitburg seit 1889, um die Siedlungsgenese des Ortes vom 1. bis 5. Jahrhundert n. Chr. darzustellen. Die befund- und fundorientierte Analyse der Siedlungsreste und Bestattungen beleuchtet die Transformation vom kaiserzeitlichen Straßendorf zur spĂ€tantiken Befestigung. Diese Umwehrung zĂ€hlt zu den am besten erhaltenen spĂ€tantiken Wehranlagen nördlich der Alpen und bietet weiterfĂŒhrende Erkenntnisse zu BauausfĂŒhrung, Rekonstruktion, Datierung und Funktion spĂ€tantiker Befestigungen in Nordostgallien. Das Bitburger Fundmaterial des 5. Jahrhunderts besitzt einen hohen Stellenwert fĂŒr die KontinuitĂ€tsdiskussion zwischen SpĂ€tantike und FrĂŒhmittelalter.
Eine lange Geschichte. Forschungen und Berichte zur ArchĂ€ologie in Baden-WĂŒrttemberg (19). Regner-Kamlah, Birgit. Das Erdwerk der Michelsberger Kultur von Bruchsal „Aue“. Deutsch. 2021. 340 S. 24 PlĂ€ne auf 6 Beilagen, 24 Abb., 288 fb. Abb. 29,7 x 21,0 cm . EUR 75,00 . ISBN: 978-3-95490-523-2 L, Reichert
Im Jahr 1986 wurde durch Luftbildbefliegung am nordöstlichen Rand des badischen StĂ€dtchens Bruchsal ein Doppelgrabenwerk der Michelsberger Kultur (etwa 4300–3600 v. Chr.) entdeckt. Damit wusste man nun von vier dieser jungneolithischen Graben-Wall-Anlagen im Stadtgebiet, darunter das bereits seit dem Ende des 19. Jahrhundert bekannte, eponyme Erdwerk auf dem Michaelsberg in Bruchsal-Untergrombach. In den darauffolgenden Jahren (1987–1993) konnten die noch auf etwa 550 m LĂ€nge erhaltenen doppelten GrĂ€ben im Bruchsaler Gewann „Aue“ annĂ€hernd vollstĂ€ndig archĂ€ologisch untersucht werden. Überraschend war die Auffindung von sechs Gruben am Rande und unter der Sohle des Ă€ußeren Grabens, in die die Körper von acht Kindern und sieben Ă€lteren Erwachsenen teils geordnet abgelegt, teils scheinbar achtlos hineingeworfen worden waren. Derartige GrĂ€ber sind rar in der Michelsberger Kultur, findet man doch oft nur einzelne menschliche Knochen oder SchĂ€del ohne weiteren Zusammenhang.
In diesem Band werden die Grabenbefunde, 31 Siedlungsgruben und die sechs Grabgruben ausgewertet. Die detaillierte Ausgrabung und Dokumentation machte es möglich, die Baugeschichte der DoppelgrĂ€ben mit ihren zahlreichen Toren und eines weiteren, erst am Ende der Ausgrabungen entdeckten Annexgrabens nachzuvollziehen. Die Analysen gaben Einblicke in die Konstruktionsabsichten der jungneolithischen Grabenerbauer, offenbarten Umbauten, die Entfernung von DurchgĂ€ngen, die mehrfache erneute Verwendung und eine Erweiterung der Grabenanlage, zudem erbrachten sie Erkenntnisse ĂŒber WiederverfĂŒllung, Abnutzung und Verfall der GrĂ€ben. Die bereits publizierten Keramik- und Tierknocheninventare aus den unterschiedlichen Befundlagen konnten zur relativen und absoluten Datierung mehrerer Nutzungsphasen herangezogen werden. Die Anlage war demnach innerhalb von etwa 600 Jahren (ca. 4250–3650 v. Chr.) in Gebrauch, mit zahlreichen temporĂ€ren Unterbrechungen. Es wurde offensichtlich, dass das Erdwerk zu keiner Zeit in der heute erhaltenen Gestalt existierte, sondern das Ergebnis vielfĂ€ltiger anthropogener und natĂŒrlicher, ĂŒber sechs Jahrhunderte hinweg akkumulierter Umformungen ist.
Die nach wie vor andauernde Diskussion um die Funktion der Erdwerke kann auch nach der Interpretation aller Befunde des Erdwerks von Bruchsal „Aue“ nicht eindeutig in eine Richtung gelenkt werden. Hinweise auf eine profane Siedlungsnutzung mit Defensivcharakter sind ebenso vorhanden wie auf kultisch-rituelle Handlungen. Zudem deuten zahlreiche nicht lokale FundstĂŒcke auf weit gespannte Tausch-und Kommunikationsverbindungen. Möglicherweise wurden die vier Michelsberger Anlagen in Bruchsal reihum wiederholt genutzt, und nach jeweils einigen Jahrzehnten Nutzungszeit zogen die jungneolithischen Bewohner aus unbekannten GrĂŒnden weiter zum nĂ€chsten Platz.
Katalog der GrĂ€ber 901-1308. Forschungen und Berichte zur ArchĂ€ologie in Baden-WĂŒrttemberg (12). Höke, Benjamin; Gauß, Florian; Peek, Christina; Stelzner, Jörg. Lauchheim II.4. Deutsch. 2021. 704 S. 643 Abb., 259 Tafeln. 29,7 x 21 cm. 2 BĂ€nde. EUR 99,00 . ISBN: 978-3-95490-443-3 L, Reichert
Mit rund 1300 GrĂ€bern aus dem Zeitraum vom spĂ€ten 5. bis zum spĂ€ten 7. Jahrhundert ist das GrĂ€berfeld von Lauchheim (Ostalbkreis) bis heute der grĂ¶ĂŸte bekannte merowingerzeitliche Bestattungsplatz SĂŒddeutschlands. Als Ergebnis eines Forschungsprojekts, das sich der Dokumentation und Auswertung der GrĂ€ber mit modernen Methoden und Technologien widmete, werden die Befunde und Funde aus Lauchheim in einem detaillierten Katalog mit umfangreichem Tafelteil vorgelegt und damit eine einzigartige Quelle der FrĂŒhmittelalterforschung der weiteren wissenschaftlichen Auswertung zugĂ€nglich gemacht. Der letzte der insgesamt vier TeilbĂ€nde des Katalogs umfasst die GrĂ€ber 901–1308.
Trierer Zeitschrift 83/84 2020/2021. Trierer Zeitschrift (83/84). 2021. 407 S. 26,5 x 20 cm. EUR 58,00. ISBN: 978-3-7520-0014-6 L, Reichert
Aus dem Inhalt
A. Haffner/L. Eiden: Das Bronzepferdchen von Freisen — H. Nortmann, Die Funde von der eisenzeitlichen Altburg bei Bundenbach — F. Tanz: Die Nummerierung der Trierer Insulae — J. Hupe: Ausgrabungen im römischen NordgrĂ€berfeld Triers — S. Faust: FigĂŒrliche Bronzen und GegenstĂ€nde aus anderen Metallen aus Stadt und Bezirk Trier in Privatbesitz V — P. Henrich: Eine Bronzestatuette des Herkules mit Wildschwein aus Sinzig-Löhndorf — J. Merten: Klaus Parlasca (1925-2020) und die Trierer ArchĂ€ologie — J. Hupe: Jahresbericht der ArchĂ€ologischen Denkmalpflege fĂŒr den Stadtbereich Trier 2016-2017.
Les sculptures antiques du MusĂ©e d’art et d’archĂ©ologie du Pays de Laon - Die antiken Skulpturen des MusĂ©e d’art et d’archeologie du Pays de Laon. Monumenta Artis Romanae (MAR) (42). Kaderka, Karolina; Scheding, Paul. 2021. 216 S. 64 Tafeln, 220 Abb. 31,5 x 22,5 cm. EUR 98,00. ISBN: 978-3-95490-527-0 L, Reichert
Das Forschungsarchiv fĂŒr Antike Plastik am ArchĂ€ologischen Institut der UniversitĂ€t zu Köln widmet sich seit mehr als 50 Jahren der Dokumentation wenig bekannter Sammlungen griechischer und römischer Skulpturen durch hochwertige Fotografien sowie ihrer Publikation in der Reihe Monumenta Artis Romanae. Der vorliegende Band ergĂ€nzt diese Arbeiten um die Vorlage der antiken Skulpturen im MusĂ©e de Laon. Sie stammen hauptsĂ€chlich aus einer der bedeutendsten französischen Privatsammlungen des frĂŒhen 20. Jahrhunderts, die sich seit 1937 im Besitz des Museums befindet.
Die herausragende Stellung dieser Sammlung liegt in der QualitĂ€t der Skulpturen, in ihrer Vielfalt und in ihrem Erhaltungszustand begrĂŒndet. Den Schwerpunkt der Sammlung bilden Werke aus dem östlichen Mittelmeerraum, besonders aus Griechenland, Kleinasien und Alexandria. Die Bandbreite der griechischen Originalskulpturen reicht von einer mĂ€nnlichen Mantelfigur des 6. Jahrhunderts ĂŒber Grabreliefs und Götterbilder des 4. Jahrhunderts v. Chr. bis zu spĂ€thellenistischen Werken. FĂŒr den Hellenismus ist der ĂŒberlebensgroße Kopf eines Königs von besonderer Bedeutung; unter den kaiserzeitlichen römischen Skulpturen ragen Portraits und diverse Köpfe hervor wie ein idealer Frauenkopf aus dem spĂ€ten 4. Jahrhundert n.Chr. Davon haben bisher nur wenige StĂŒcke in der Forschung Beachtung gefunden.
Die Sammlung wurde grĂ¶ĂŸtenteils von Joseph EugĂšne Paul-Marguerite de la Charlonie (1844–1921) aus dem Pariser Kunsthandel zusammengetragen. Sie steht in Herkunft, Zusammensetzung und Erhaltungszustand gleichzeitigen Skulpturensammlungen in Europa und in den USA nahe. Im Gegensatz zu den europĂ€ischen Antikensammlungen des 17. und 18. Jahrhunderts wurden an den Antiken der Sammlung Marguerite de la Charlonie nur ganz spĂ€rliche ErgĂ€nzungen vorgenommen, was ihren Aussagewert erheblich steigert. Der Katalog, Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen französischen und deutschen ArchĂ€ologen, bietet die umfassende Materialvorlage der Einzelwerke und ihre fotografische Dokumentation. Damit leistet er archĂ€ologische Grundlagenforschung; gleichzeitig zielt er durch die KlĂ€rung der Provenienzen auf eine Rekontextualisierung des Materials.
Der Mythos Niko Pirosmani. Auf den Spuren eines kuriosen KĂŒnstlerlebens im Georgien der Jahrhundertwende. Übersetzt aus dem Georgischen von Heinz FĂ€hnrich. Kakabadse, Giorgi. Übersetzt von FĂ€hnrich, Heinz. Deutsch. 2021. ca 304 S. 42 Abb., 52 fb. Abb. 21,0 x 14,8 cm. EUR 29,95. ISBN: 978-3-95490-499-0 L, Reichert
Today, Niko Pirosmani (1865-1919) is considered one of the most important painters in the history of 20th century art. As a self-taught, penniless vagabond and artist in life, his work was characterised by a uniqueness that was fed exclusively by the painter`s rich spiritual world. His clear, flawless and immediate perception of the world and a childlike honesty broke academic boundaries and inspired the avant-gardists of his time. Fame and recognition nevertheless eluded him throughout his life, which was marked by hunger, the dire consequences of his drinking habit, homelessness and abject poverty. Unhappiness in love, exclusion from society, ridicule and scorn, finally a filthy basement and a dark, lonely death: this misfortune is contrasted by a bright, strong and pious spirit, a proud heart and the sublimity of unbridled, nature-loving freedom, which make this life appear to be a special and lively one despite all the opposition and external failure.
On the basis of eyewitness accounts, newspaper articles, protocols, and, for the first time, sources that previously fell victim to communist censorship, the author sheds new light on Pirosmani`s legendary life and finds answers to previously unsolved questions. He creates a fascinating and also contradictory portrait, which he embeds in the wide range of cosmopolitan social life in Georgia`s capital Tbilisi at the turn of the century. We meet more or less famous personalities of the time, writers, poets, painters, politicians, shopkeepers, owners of taverns and pubs, and many more.
I Forschungsgeschichte, Vermessung, Prospektionen und Funde 2009-2010. MĂŒnchner BeitrĂ€ge zur Provinzialrömischen ArchĂ€ologie (10). Mackensen, Michael. Das severische Vexillationskastell Myd(---) / Gheriat el-Garbia am limes Tripolitanus (Libyen). 2021. 320 S. 38 Tafeln, 517 sw. Abb., 95 fb. Abb. 29,7 x 21,0 cm. EUR 59,00. ISBN: 978-3-7520-0586-8 L, Reichert
Das römische Kastell Gheriat el-Garbia liegt 280 km sĂŒdlich von Tripolis in der steppenartigen HalbwĂŒste, oberhalb einer Oase, an der zentralen Route ins Land der Garamanten. Es ist – neben Bu Njem und Ghadames – das grĂ¶ĂŸte der drei unter Kaiser Septimius Severus weit nach SĂŒden vorgeschobenen neuen Vexillationskastelle des limes Tripolitanus. SpĂ€testens im Herbst 201 n. Chr. wurde es von einer Abteilung der legio III Augusta aus Lambaesis fertig gestellt. Seit den englischen Surveys (1953, 1981) bietet das Kastell mit dem spektakulĂ€r gut erhaltenen Haupttor eine valide Grundlage fĂŒr architektonische Rekonstruktionen von Kastellen des 3. Jahrhunderts.
Im Rahmen des interdisziplinĂ€r ausgerichteten Projekts der Provinzialrömischen ArchĂ€ologie an der UniversitĂ€t MĂŒnchen, gefördert von der Exzellenzinitiative, wurden 2009 und 2010 je zwei Kampagnen durchgefĂŒhrt. Im Mittelpunkt standen Surveys und Ausgrabungen im von einem Berberdorf ĂŒberbauten Kastell (Tore, StabsgebĂ€ude, MannschaftsunterkĂŒnfte) und in einem der HeiligtĂŒmer. Neben naturwissenschaftlichen Untersuchungsmethoden (GeodĂ€sie, Geophysik, ArchĂ€ometrie, 14C-Analysen) kam terrestrisches 3D-Laserscanning zum Einsatz. Überraschend war neben der bis 275/280 erfolgten Nutzung des Kastells mit dem inschriftlich ĂŒberlieferten Ortsnamen Myd(---) eine spĂ€tantike Instandsetzung: Ab 390/400 wurde bis Mitte des 5. Jahrhunderts in den castra Madensia der Notitia Dignitatum Occ. XXXI 30 eine limitane Einheit, die milites munifices, stationiert.
Im ersten Band werden die Forschungsgeschichte in der tripolitanischen Grenzzone im nordwestlichen Libyen und in SĂŒdtunesien von 1819 bis 1996 sowie die Lage und Topographie von Gheriat el-Garbia dargestellt. Es folgen BeitrĂ€ge zur geodĂ€tischen Erfassung der Topographie des Kastell- und des Tempelplateaus unter Verwendung von Radardaten des deutschen Erdbeobachtungssatelliten TerraSar-X. Im Mittelpunkt stehen die archĂ€ologischen Surveys: Zahlreiche Architekturglieder aus dem Kastellareal ergeben sieben SĂ€ulenordnungen, die auf eine anspruchsvolle architektonische Ausstattung der zentralen GebĂ€ude des Kastells schließen lassen. Das umfangreiche Material des Keramik-Surveys liefert wichtige Daten zur Versorgung der Garnison mit Fein- und Kochkeramik sowie mit in Amphoren transportiertem Wein, Olivenöl und Fischkonserven. Zudem werden Metallkleinfunde, MĂŒnzen und Radiokarbonanalysen vorgelegt; letztere bilden die Basis fĂŒr die Datierung der Instandsetzungen des Kastells zwischen 390 und 425.
Die liturgischen Orte im Wandel der Zeit. Taufe – Beichte – Abendmahl – Predigt. Sörries, Reiner. Deutsch. 2021. 320 S. 387 fb. Abb., 12 sw. Abb. 24,0 x 17,0 cm. EUR 29,95. ISBN: 978-3-95490-453-2 L, Reichert
Zeit- und konfessionsĂŒbergreifend wird die Entwicklung der liturgischen Orte im Kirchenraum auf 300 Seiten und mit ĂŒber dreihundert Bildern erzĂ€hlt. Altar, Kanzel, Taufstein und Beichtstuhl sind sichtbarer Ausdruck von Abendmahl, Predigt, Taufe und Beichte. Sie werden in der evangelischen Kirche als die vier Gnadenmittel bezeichnet, in der katholischen Kirche sind es vier der sieben Sakramente. Betrachtet man die liturgischen Orte von der Antike bis zur Gegenwart, so sind sie nicht nur einem formalen Wandel unterworfen, sondern sie spiegeln auch die theologiegeschichtlich bedingten VerĂ€nderungen der an ihnen vollzogenen Handlungen. Unter den exemplarisch angefĂŒhrten Objekten werden viele genannt, die auch Eingang in die Kunstgeschichte gefunden haben, genauso aber solche, die in einfachen Dorf- und Landkirchen das Interesse der Kunsthistoriker nicht geweckt haben. Aber wo sie auch immer zu finden sind, sind sie form- und bildgewordene Zeugnisse von VerkĂŒndigung und Glaube, manchmal hoch komplex, manchmal schlicht und volkstĂŒmlich. WĂ€hrend fĂŒr die frĂŒhchristliche Entwicklung Beispiele im Gebiet des Römischen Reiches herangezogen werden, so konzentriert sich die Auswahl mit fortschreitender Zeit auf Mitteleuropa und den deutschsprachigen Raum.
In diesem Sinn wendet sich das Buch an Leserinnen und Leser, denen an einem Überblick gelegen ist, seien sie Geistliche, weil sie an diesen Orten agieren oder weil sie als Studierende an ihnen agieren werden, seien sie Kirchenbesucher, die ihrerseits in die Geschichte einordnen wollen, was sie sehen und oft genug bestaunen. Es ist zugleich ein Beitrag zur Ikonographie evangelischer und katholischer Glaubensaussagen, denn die liturgischen Orte erlĂ€utern selbst in Wort und Bild den an ihnen verkĂŒndeten und vollzogenen Glauben. Zugleich geben sie mit zeitgenössischen Bildern Einblick in den Vollzug der Liturgie in ihrer jeweiligen Zeit.
Die justinianische Bauskulptur Konstantinopels als TexttrĂ€ger. SpĂ€tantike - FrĂŒhes Christentum - Byzanz (50). Stroth, Fabian. Monogrammkapitelle. Deutsch. 2021. 339 S. 120 Tafeln, 2 Beilagen, 727 Abb. 24,0 x 17,0 cm. EUR 98,00. ISBN: 978-3-95490-272-9 L, Reichert
In der Studie werden die Kapitellserien der Hagia Sophia, der Sergios- und Bakchoskirche und der Irenenkirche erstmals systematisch untersucht. Zudem werden die Stifterepigramme der Sergios- und Bakchoskirche sowie der Polyeuktoskirche in die Untersuchung mit einbezogen, deren materielle AusfĂŒhrung bislang zu wenig Beachtung gefunden hat. Der dabei erprobte Forschungsansatz, die justinianische Bauskulptur Konstantinopels als TexttrĂ€ger in den Blick zu nehmen ist ungewöhnlich, hat sich jedoch auf den zweiten Blick als naheliegend und in vielfĂ€ltiger Weise als ergebnisreich erwiesen. Die Vorlage von mehr als 150 frĂŒhbyzantinischen Kapitellen dieser prominenten Kirchen Konstantinopels in mehr als 850 Fotografien und 50 Zeichnungen leistet einen grundlegenden Beitrag fĂŒr die Byzantinische ArchĂ€ologie.
ArchÀologischer Anzeiger. Fless, Friederike; von Rummel, Philipp. ArchÀologischer Anzeiger. 2. Halbband 2020. Deutsch. 2021. 380. S. 217 sw. Abb. , 315 fb. Abb. 28 x 21 cm. EUR 40,00. ISBN: 978-3-7520-0579-0 L, Reichert
Im ArchĂ€ologischen Anzeiger werden KurzbeitrĂ€ge zu aktuellen Forschungen und Berichte ĂŒber Grabungsprojekte des DAI sowie von Fachkollegen weltweit publiziert. SchwerpunktmĂ€ĂŸig informiert die Zeitschrift ĂŒber Themen aus dem Mittelmeerraum von der Vorgeschichte bis in die SpĂ€tantike, durchaus aber auch ĂŒber Projekte außerhalb des Kernbereichs der Alten Welt.
Zur Sozialgeschichte römischer Bildnisse der mittleren Kaiserzeit. ArchÀologische Forschungen (41). Fittschen, Klaus. PrivatportrÀts mit Repliken. Deutsch. 2021. 432. S. 156 Tafeln, 1312 sw. Abb. 33,5 x 23,7 cm. EUR 98,00. ISBN: 978-3-7520-0023-8 L, Reichert
Als eines der Kriterien zur Identifizierung eines römischen Kaiserbildnisses galt bisher der Nachweis von antiken Repliken. Diese Regel kann nicht mehr aufrecht erhalten werden: Auch von Bildnissen nicht-kaiserlicher Personen lassen sich antike Repliken nachweisen. Das gilt nicht nur fĂŒr die Bildnisse von Angehörigen der Oberschicht, sondern auch fĂŒr die einfacheren BĂŒrger. Das PhĂ€nomen ist in allen Teilen des Römischen Reiches, in denen Bildnisse hergestellt wurden, zu finden. Die zurzeit nachweisbaren Beispiele sind in diesem Buch zusammengetragen worden. Einige FĂ€lle waren schon lange bekannt (Herodes Atticus, Athenais, Polydeukion), jedoch hat die Forschung daraus keine Konsequenzen gezogen. Bildnisrepliken wurde nicht nur in der Öffentlichkeit aufgestellt, vor allem in GrĂ€bern bot sich die Möglichkeit, die Verstorbenen in mehrfachen Bildnissen zu ehren. Allerdings lassen sich nur wenige entsprechende FundzusammenhĂ€nge nachweisen, denn Bildnisse aus diesem Bereich wurden als „Dubletten“ durch den Kunsthandel in der Regel auseinandergerissen. Aus der Gruppe der antiken Bildnisrepliken mĂŒssen die in der Neuzeit nach berĂŒhmten antiken Vorbildern hergestellten Kopien ausgeschieden werden. In der Ă€lteren Forschung sind sie teilweise als antike Kopien angesehen worden und wegen ihres vorgeblichen Replikencharakters irrtĂŒmlich auf römische Kaiser und deren Angehörige bezogen worden. Es ist allerdings nicht immer ganz einfach, die neuzeitliche Entstehung nachzuweisen. Im Anhang B sind dazu die wichtigsten Beispiele zusammengestellt. Der Anhang A stellt die mehrfachen PortrĂ€ts derselben Person an GrabaltĂ€ren und Sarkophagen zusammen, die als Musterbeispiele fĂŒr PrivatportrĂ€ts mit Repliken angesehen werden können.
Ausgrabungen in der frĂŒhbronzezeitlichen Siedlung im Heraion von Samos 1966. Samos (30). Isler, Hans Peter. 2021. 278 S. 2 PlĂ€ne, 74 Tafeln, 48 Beilagen, 1035 sw. Abb. 29,7 x 21,0 cm. EUR 69,00. ISBN: 978-3-95490-535-5 L, Reichert
Bei dem Band handelt es sich um die Publikation der vom Verfasser im Jahr 1966 durchgefĂŒhrten Ausgrabungen und die Vorlage aller FundstĂŒcke aus der bedeutenden frĂŒhbronzezeitlichen Siedlung im Heraion von Samos. Diskutiert werden 180 GefĂ€ĂŸe und mehr als 200 Kleinfunde, die bisher mit vereinzelten Ausnahmen nicht bekannt geworden sind. Der vorgelegte Grabungsbefund mit seinem reichen Fundmaterial ist als geschlossener, einer einzigen Siedlungsphase zugehöriger Fundkomplex der ausgehenden FrĂŒhbronzezeit der östlichen ÄgĂ€is und Westanatoliens von herausragender wissenschaftlicher Bedeutung. Die Funde, neben der lokal gefertigten Keramik, zu welcher einzelne importierte Objekte kommen, verschiedenste GerĂ€te aus Ton, Stein, Metall und Knochen, darunter auch zwei Gussformen, werden in ihrem archĂ€ologischen Fundzusammenhang analysiert und mit Hilfe von VergleichsstĂŒcken insbesondere aus Troia, Beycesultan und Tarsos wie auch mit Objekten aus dem kykladischen Raum in den kulturellen Kontext Anatoliens und der ÄgĂ€is eingeordnet und datiert.
Emil Alexander Hopfgarten. zum 200. Geburtstag. Kunstgeschichte Wiesbaden (6). Klee, Margot; Behrendt, Werner R. Hrsg.: Reusch, Felicitas. 2021. 132 S. 22 x 22 cm. EUR 15,00. ISBN: 978-3-7520-0583-7 L, Reichert
Die Autorin Felicitas Reusch ist auf die Spurensuche des 1821 in Berlin geborenen Bildhauers Emil Alexander Hopfgarten gegangen und entdeckt dabei das verschollen geglaubte Jugendwerk „Merkur, der die von ihm erfundene Leier soielt“ in der russischen Provinz. Hopfgartens Schaffen in Berlin von 1844-48 rekonstruiert sie auch durch bisher unbekannte , historische Raumaufnahmen und eine im Kunsthandel aufgetauchte Skulptur. Sie zeichnet ein lebendiges Bild des nassauischen Hofbildhauers Hopfgarten mit seinem Atelier in der Mosburg im Biebricher Schlosspark. Den im Auftrag von Hezog Adolph zu Nassau gestalteten Grabmonument seiner verstorbenen Frau, der Herzogin Elisabeth, in der Russisch-Orthodoxen Kirche auf dem Neroberg in Wiesbaden widmet sie ein reich bebildertes Kapitel. Sein zweites hauptwerk in Wiesbaden, Christus und die vier Evangelisten in der Marktkirche Wiesbaden, beschreibt Margot Klee aus ihrer Kenntnis der chstlichen Ikonografie und der römischen PortrĂ€tplastik. Werner R. Behrendt positioniert Hopfgarten in das Umfeld weiterer nassauischer Bildhauer und verfolgt die Spuren von Hopfgartens SchĂŒler Hermann Schies und Carl Keil.
Appropriation Processes of Statue Schemata in the Roman Provinces | Aneignungsprozesse antiker Statuenschemata in den römischen Provinzen. Material Appropriation Processes In Antiquity (1). Hrsg.: Lipps, Johannes; Griesbach, Jochen; Dorka Moreno, Martin. Englisch. 2021. 368 S. 122 fb. Abb., 228 sw. Abb. 29,7 x 21 cm. EUR 119,00. ISBN: 978-3-95490-449-5 L, Reichert
Der Großteil antiker Statuen lĂ€sst sich anhand formaler Überschneidungen typologisieren, d. h. in â€șSchemataâ€č ordnen. Einzelne Statuenschemata wurden ĂŒber Jahrhunderte hinweg in immer neuen Versionen tradiert und in unterschiedliche materielle, rĂ€umliche und funktionale Kontexte integriert. Diese Rezeptions- und Transformationsprozesse können als kulturelle Aneignungen verstanden werden, die Ă€sthetisch, politisch und/oder religiös motiviert waren. In aller Regel setzten sie Bildung voraus und besaßen damit auch eine soziale Komponente. Oft fĂŒhrten aber auch rein praktische GrĂŒnde wie die VerfĂŒgbarkeit einer bestimmten Formvorlage zur Wiedergabe anthropomorpher Figuren nach einem Schema. Dabei konnten die Bildwerke die einstigen SinnzusammenhĂ€nge ihrer Vorlagen bewahren, nur teilweise ĂŒbernehmen oder aber ignorieren und mit völlig neuen Bedeutungen â€žĂŒberschreiben“. Der Band, der auf eine internationale Tagung in TĂŒbingen zurĂŒckgeht, versammelt BeitrĂ€ge, welche die erwĂ€hnten Rezeptionsprozesse exemplarisch in einzelnen Zentren und Regionen des römischen Reiches diskutieren.
Ladenburg und der Lobdengau zwischen Limesfal und den Karolingern. Forschungen und Berichte zur ArchĂ€ologie in Baden-WĂŒrttemberg (17). Hrsg.: Prien, Roland; Witschel, Christian. LOPODUNUM VII. Deutsch. 2021. 306 S. 132 fb. Abb., 45 sw. Abb. 29,7 x 21,0 cm. EUR 49,00. ISBN: 978-3-95490-481-5 L, Reichert
Die Stadt Ladenburg kann auf ein reiches historisches Erbe zurĂŒckblicken: In der römischen Epoche war Lopodunum der Hauptort einer ausgedehnten Stadtgemeinde, der civitas Ulpia Sueborum Nicrensium, und ab der karolingischen Zeit ist Lobedtenburc als Zentrum des Lobdengaues belegt. Das könnte zusammen mit der KontinuitĂ€t des Ortsnamens auf eine erhebliche Konstanz der administrativen Strukturen zwischen Antike und FrĂŒhmittelalter hindeuten. Bei nĂ€herem Hinsehen stellt sich die Situation allerdings komplexer dar. Das liegt nicht zuletzt an dem Mangel an schriftlichen Quellen, denn diese fallen fĂŒr den Zeitraum zwischen der Mitte des 3. Jahrhunderts, als die römische Herrschaft östlich des Rheines mit dem ‚Limesfall‘ endete, und dem mittleren 8. Jahrhundert, als Ladenburg erstmals wieder im Lorscher Kodex ErwĂ€hnung fand, fast völlig aus. Umso wichtiger sind archĂ€ologische Befunde und Funde, deren Zahl in den letzten Jahren durch eine intensive GrabungstĂ€tigkeit in Ladenburg und Umgebung fĂŒr den hier in Frage stehenden Zeitraum, der gemeinhin als ‚dunkel‘ gilt, stark zugenommen hat. Die bedeutendsten von diesen werden in dem vorliegenden Band – teilweise erstmals – vorgestellt und in den historischen Kontext eingebettet. So werden hier eine Gruppe von Postumus-MĂŒnzen aus Ladenburg publiziert, neue Interpretationen des spĂ€trömischen burgus und des mittelalterlichen ‚Bischofshofes‘ prĂ€sentiert sowie aktuelle Erkenntnisse zu einem karolingischen GrĂ€berfeld im Stadtgebiet vorgelegt. Auch das Umland von Ladenburg ist stark vertreten, so durch Überblicke zu den reich ausgestatteten frĂŒhmittelalterlichen GrĂ€berfeldern der Region oder zu den spektakulĂ€ren Grabungsergebnissen in Heddesheim und Mannheim-Vogelstang. Kritische Neubewertungen schon lange bekannter schriftlicher Quellen wie der gefĂ€lschten Urkunde des Merowingerkönigs Dagobert I. fĂŒr Ladenburg sowie historisch-archĂ€ologische Synthesen zu den verschiedenen möglichen Szenarien des „Limesfalles“ und zu Vergleichsregionen wie der spĂ€tantiken Pfalz runden den Band ab. Dadurch entsteht das Bild eines Zentralortes, der nach dem Ende der römischen Herrschaft seine Bedeutung zunĂ€chst behielt, wenn auch bei einem stark verĂ€nderten Aussehen der Bebauung. Eine ungebrochene SiedlungskontinuitĂ€t ĂŒber das gesamte FrĂŒhmittelalter hinweg kann jedoch nicht konstatiert werden; vielmehr ist von einem partiellen Neubeginn in der spĂ€tmerowingisch-karolingischen Epoche auszugehen.
Architektur und Kultpraxis am Beispiel der Tempel von GĂŒglingen, Kreis Heilbronn. Forschungen und Berichte zur ArchĂ€ologie in Baden-WĂŒrttemberg (16). Siemers-Klenner, Ines. ArchĂ€ologie des Mithraskultes. Deutsch. 2021. 454 S. 54 Tafeln und 27 PlananhĂ€nge, 1 Beilage und 3 Falttafeln, 38 sw. Abb., 250 fb. Abb. 29,7 x 21,0 cm. EUR 69,00. ISBN: 978-3-95490-445-7 L, Reichert
Bei der Erschließung eines Gewerbegebietes fĂŒr GĂŒglingen wurden im Randbereich eines vicus in den Jahren 1999 und 2002 zwei MithrĂ€en entdeckt. Das erste MithrĂ€um war ein SteingebĂ€ude und zum Zeitpunkt seiner Entdeckung bereits fast seiner gesamten Tempelausstattung beraubt. In einem zweiten, kleineren Fachwerkbau blieben dagegen unter dem eingestĂŒrzten Ziegeldach große Teile des Inventars, bestehend aus SteindenkmĂ€lern, Geschirr, persönlichen GegenstĂ€nden der Kultteilnehmer, Weihegaben verschiedenster Art und Überresten der liturgischen GerĂ€tschaften erhalten.
Im vorliegenden Band wird einerseits die Baugeschichte der Tempel und ihrer Umgebung rekonstruiert. DarĂŒber hinaus boten die ungewöhnlich guten ÜberlieferungsumstĂ€nde Anlass, aus dem Blickwinkel dieser Funde in die bislang weitgehend unbekannten Bereiche der liturgischen Praxis des Mithraskultes vorzudringen.
So beweisen die Funde aus MithrĂ€um II erstmals den praktischen Vollzug der in den Schriftquellen genannten Initiationen in Form von Mutproben bzw. symbolischen Todeserfahrungen. Die Befunde legen nahe, daß in den Tempeln nicht nur getrunken wurde, sondern auch Szenen aus der Mithraslegende unter Einsatz von besonderen Lichteffekten nachgespielt wurden. Die beiden Tempel hielten eine FĂŒlle von weiteren Funden und Befunden bereit, die es ermöglichten, Licht ins Dunkel der vieldiskutierten mithrĂ€ischen Kultpraxis zu bringen. Nicht zuletzt ist die Datierung von MithrĂ€um II von ĂŒberregionaler Bedeutung, da dies der Ă€lteste Nachweis des eigenstĂ€ndigen Tempeltyps „MithrĂ€um“ aus der Zeit um 115/125 n. Chr. ist und damit der Frage nach der Ausbreitung des Kultes neue Dynamik verleiht.
Die Auswirkungen der römischen PrĂ€senz in Numidien (2. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr.). ArchĂ€ologische Forschungen (38). Ardeleanu, Stefan. Numidia Romana?. Deutsch. 2021. 628 S. 36 Tafeln, 192 sw. Abb. , 44 fb. Abb. 29,7 x 21,0 cm. EUR 98,00. ISBN: 978-3-95490-509-6 L, Reichert
Die komplexen PhĂ€nomene rund um die Eingliederung Numidiens in den Machtbereich Roms wurden bisher mehrheitlich ausgehend von bipolaren Modellen wie Punisierung, Romanisierung, der Widerstandstheorie oder der Autochthonologie diskutiert. Alternativ hierzu zeichnet die vorliegende Studie basierend auf eigene Feldforschungen und am Fallbeispiel von sechs Mikroregionen das Panorama einer erstaunlich frĂŒhen AusprĂ€gung der urbanen Zentren Numidiens nach, die in neuen diachronen PhasenplĂ€nen visualisiert wird. Anhand ausgewĂ€hlter Wohn- und Werkstattbereiche, HeiligtĂŒmer und des Grabwesens werden lokal- und regionalspezifische Charakteristika herausgearbeitet, die sich z. T. bis in die Kaiserzeit hielten. Gleichzeitig entstanden Neuschöpfungen von Kult-, Grab-, Keramik- oder Architekturformen, die aber weder mit Resistenz lokaler, noch mit dem Zuzug neuer Gruppen, wie etwa römischer BĂŒrger, zu erklĂ€ren sind. Die komplexe Dekor- und Formensprache von Bauten und Fundobjekten belegt ebenso wie einige Wirtschaftszeugnisse (Marmorimporte und -exporte, Keramikimitation, MĂŒnzdistribution), dass die StĂ€dte Numidiens seit dem 2. Jh. v. Chr. bestens in die mediterranen Handelsnetzwerke und kulturellen Transferprozesse eingebunden waren. Besonders zu Mittelitalien bestanden enge Beziehungen, die lange vor der Annexion Numidiens (46 v. Chr.) zu gegenseitiger Einflussnahme auf Politik und Territorium fĂŒhrten. Heterogene Fundkontexte, Distributionsmechanismen und Inschriften zeigen aber, dass deutlich mehr Akteure an diesem Austausch teilnahmen als – wie bislang vermutet – nur die Könige Numidiens und die republikanischen Feldherren bzw. spĂ€ter die Kaiser. Der gĂ€ngigen Meinung einer ‚dunklen Epoche Nordafrikas‘ werden somit eine FĂŒlle neuer Grabungs- und Surveydaten sowie die Reevaluation Ă€lterer Forschungsergebnisse gegenĂŒbergestellt. Damit werden neue ErklĂ€rungsmodelle fĂŒr diese entscheidende Entwicklungsphase des StĂ€dtewesens Nordafrikas und die IdentitĂ€tsdiskurse dieser Zeit prĂ€sentiert.
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