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Reichert, Dr. Ludwig Verlag

 
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Boote, Burgen, Bischarin. Heinrich Schäfers Tagebuch einer Nubienreise zum zweiten Nilkatarakt im Jahre 1900. Gertzen, Thomas L. Menschen – Reisen – Forschungen (2). 2014. 280 S. 250 fb. Abb. 27 x 21 cm. Gb. L. Reichert Verlag, Wiesbaden 2014. EUR 79,00. CHF 105,00 ISBN: 978-3-89500-964-8 L, Reichert
Im Zuge der Archivrecherchen zur Geschichte des Deutschen Archäologischen Instituts, Kairo im Rahmen des wissenschaftsgeschichtlichen Forschungscluster 5 des DAI konnte ein 134 Manuskriptseiten umfassendes Reisetagebuch des deutschen Ägyptologen Heinrich Schäfer (1868-1957) aus dem Jahr 1900, über eine gemeinsam mit Ludwig Borchardt (1863-1938), Curt von Gruenau (1871-1939), Hermann Thiersch (1874-1939) und Georg Steindorff (1861-1951) unternommene Reise nach Unternubien zum Gebiet des 2. Nilkatarakts fast vollständig wieder gewonnen werden und wird derzeit zur Publikation in der neuen wissenschaftsgeschichtlichen Reihe des DAI, „Menschen-Reisen-Forschungen“ aufbereitet.
Neben den Schilderungen einer – immer noch – abenteuerlichen Reise in den Sudan, der noch wenige Jahre zuvor durch den Mahdi-Aufstand erschüttert worden war, bietet der Band einen einführenden Überblick über die Archäologie und Kulturgeschichte des heute in den Fluten des Nasser-Stausees versunkenen Gebietes zwischen dem ersten und zweiten Nilkatarakt, zwischen Assuan und Wadi Halfa. Dabei vermitteln Schäfers Aufzeichnungen jedoch nicht nur einen Eindruck von den Hinterlassenschaften des antiken Ägypten und ihres Erhaltungszustandes um 1900, sondern bieten auch teilweise lebhafte Schilderungen der Kultur und Lebensweise der modernen Nubier.
Zur Illustration über die von Schäfer angefertigten Bleistiftskizzen hinaus, wurde der Band mit reichem zeitgenössischem Bildmaterial aus den Archiven u. a. des Ägyptischen Museums – Georg Steindorff – in Leipzig, dem Schweizerischen Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo und natürlich dem Archiv und der Bibliothek des Deutschen Archäologischen Institutes Kairo ausgestattet. Zusammen mit dem äußerst farbenfrohen und zum Zeitpunkt der Abfassung des Tagebuches gerade in Deutschland eingeführten Medium der illustrierten Ansichtskarten ist ein reich bebildeter Band zur Forschungsgeschichte der Ägyptologie und Sudanarchäologie sowie der Kulturgeschichte Nubiens und ihrer Erforscher entstanden.
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Theodor Wiegand und die byzantinische Kunst. Mietke, Gabriele. 2014. 96 S. 3 Abb., 75 fb. Abb. 21 x 23 cm. Pb. EUR 16,80. CHF 24,50 ISBN: 978-3-95490-042-8 L, Reichert
Vor 150 Jahren, am 30. Oktober 1864, wurde Theodor Wiegand in Bendorf am Rhein geboren. Als klassischer Archäologe wurde er bekannt und berühmt, sein großes Engagement auch für die byzantinische Kunst ist daneben kaum bekannt. Der Katalog zu einer Kabinettausstellung im Museum für Byzantinische Kunst in Berlin ist ganz diesem Thema gewidmet und gibt so erstmals einen Überblick über Wiegands Erwerbungen und Forschungen an byzantinischen Denkmälern.
Im Jahr 1897 wurde Wiegand zum Direktor an den Königlichen Museen zu Berlin mit Dienstsitz Smyrna (Izmir), später Konstantinopel (Istanbul) im Osmanischen Reich ernannt. Für den Aufbau einer neuen Abteilung für frühchristliche und byzantinische Kunst an den Berliner Museen besorgte er aus der Türkei, dem ehemaligen Kerngebiet des Byzantinischen Reiches, byzantinische Skulpturen und Kleinfunde. Darunter waren Grabungsfunde aus Milet, Priene und Pergamon, Ankäufe aus dem Kunsthandel und von privat, aber auch Geschenke des osmanischen Sultans. Die Marmorbildwerke aus der Türkei, die sich heute im Museum für Byzantinische Kunst in Berlin befinden und einen Schwerpunkt der Sammlung darstellen, wurden zum größten Teil durch ihn erworben. Daneben interessierte sich Wiegand aber auch wissenschaftlich für byzantinische Archäologie. In seinen Ausgrabungen berücksichtigte er auch byzantinische Funde. Er erforschte ausgemalte byzantinische Höhlenklöster im Latmos-Gebirge im westlichen Kleinasien und nahm die Reste der byzantinischen Kaiserpaläste in Konstantinopel auf. Im Ersten Weltkrieg leitete er das Deutsch-Türkische Denkmalschutz-Kommando in Palästina und dokumentierte in dieser Funktion spätantik-frühbyzantinische Siedlungen in der Negev-Wüste. Als Pionier der archäologischen Flugbildarchäologie ließ er sie von Militärflugzeugen aus fotografieren. Zu all diesen Themen legte er ausführliche Publikationen vor.
Der Ausstellungskatalog stellt in einem einleitenden Aufsatz Wiegands wichtige Rolle für den Aufbau der Frühchristlich-Byzantinischen Sammlung, dem heutigen Museum für Byzantinische Kunst in Berlin, und seine Forschungen zu Themen der byzantinischen Archäologie heraus. Daran schließen sich 54 durchgehend farbig bebilderte Katalogbeiträge zu biografischen Zeugnissen sowie einer Auswahl der Objekte, die mit seiner Hilfe für die Berliner Sammlung erworben wurde. Zu vielen Stücken können dabei neue Erkenntnisse zu Herkunft und Funktion mitgeteilt werden.
Der Turm der Winde in Athen. mit Beiträgen von Pavlina Karanastasi zu den Reliefdarstellungen der Winde und Karlheinz Schaldach zu den Sonnenuhren. Kienast, Hermann J. Archäologische Forschungen (30). 2014. 288 S. 42 Tafeln, 361 sw. u. 2 fb. Abb. 34 x 24 cm. Gb. EUR 98,00. CHF 129,00 ISBN: 978-3-95490-024-4 L, Reichert
Der Turm der Winde in Athen gehört zu den eigenwilligsten Architekturschöpfungen der griechischen Antike. Der oktogonale Marmorbau, der heute noch aufrecht steht, besticht durch formale Eleganz wie auch durch konstruktive Details. Seinen Namen verdankt er einem reliefierten Fries mit Allegorien von acht Winden, die den Bau bekrönen. Außen sind unter jedem der Winde Sonnenuhren angebracht, im Inneren gibt es Spuren von einem mit Wasserkraft betriebenen Mechanismus. Dass diese eine Wasseruhr belegen, konnte durch die neuen Untersuchungen jedoch widerlegt werden. Der Bau war kein Uhrturm, sondern ein Vorläufer unserer heutigen Planetarien
Nordafrikanische Sigillata, KĂĽchenkeramik und Lampen aus Augusta Vindelicum/Augsburg. Heimerl, Ferdinand. 2014. 184 S. 17 Tafeln, 32 Abb., 4 fb. Abb. 3 x 2,1 cm. Gb. EUR 39,00. CHF 51,90 ISBN: 978-3-95490-028-2 L, Reichert
Im Rahmen dieser Arbeit wird der gesamte Bestand an nordafrikanischer Sigillata, Küchenkeramik und Lampen aus Augusta Vindelicum/Augsburg vorgelegt. Die Untersuchung bietet Einblicke in die Siedlungs- und Handelsgeschichte der raetischen Provinzhauptstadt. Nähere Aufschlüsse zu Typologie, Chronologie, Provenienz und Quantität liefert die antiquarische Analyse des Materials. Die Erzeugnisse aus nord- und zentraltunesischen Töpfereien sind vom späten 1. Jh. bis in die erste Hälfte des 5. Jhs. zu datieren. Eine Auswahl an Sigillata- und Lampenfragmenten wurde mit wellenlängendispersiver Röntgenfluoreszenz (WD-XRF) analysiert, um Provenienz und Belieferungsstrukturen zu untersuchen. Nordafrikanische Küchenkeramik ist in Augsburg nur mit wenigen Fragmenten vertreten, die mit persönlicher Mobilität einzelner Personen und deren mediterranen Kochgewohnheiten in Verbindung gebracht werden. Der für raetische Verhältnisse überdurchschnittliche Fundniederschlag an spätantiken Lampen wird auf die Nachfrage eines gut situierten Abnehmerkreises in der Provinzhauptstadt zurückgeführt. Um Aussagen über die Siedlungskontinuität und -ausdehnung der Stadt Augsburg im 4. Jh. und in der ersten Hälfte des 5. Jhs. zu treffen, wird der Forschungsstand zu spätantiken Befunden und Funden außer- und innerhalb der römischen Stadtumwehrung resümiert. Die zeitlich differenzierte Verbreitung der nordafrikanischen Feinkeramik im Stadtgebiet stützt frühere Thesen, denen zufolge in Augsburg im 4. Jh. und noch in der ersten Hälfte des 5. Jhs. keine Siedlungsreduktion stattfand. Zudem wird die Verbreitung der nordafrikanischen Sigillata in Raetien untersucht. Hinsichtlich der Quantität und der Formenvielfalt nimmt Augsburg in Raetien eine Sonderstellung ein, die nur bedingt auf die intensive Grabungstätigkeit zurückzuführen ist. Der große Absatz nordafrikanischer Keramik verdeutlicht vielmehr, dass in der Provinzhauptstadt noch ein hoher Bedarf an qualitätvollem Tafelgeschirr bestand. Im Gegensatz zu den meisten raetischen Fundplätzen liegt aus Augsburg nun eine statistisch relevante Menge an nordafrikanischer Feinkeramik vor. Das chronologisch empfindliche Material stellt nicht nur eine wichtige archäologische Primärquelle für die Handels- und Siedlungsgeschichte der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum dar, sondern dient gleichzeitig als aussagekräftiges Referenzmaterial für überregionale Vergleichsstudien.
Kaiser, Senatoren und Gelehrte. Untersuchungen zum spätantiken männlichen Privatporträt. Kovacs, Martin. Spätantike - Frühes Christentum - Byzanz. Kunst im ersten Jahrtausend. Reihe B: Studien und Perspektiven . 2014. 456 S. 150 Tafeln, 1 Beilage, 660 Abb. 24 x 17 cm. Gb. EUR 98,00. CHF 129,00 ISBN: 978-3-89500-843-6 L, Reichert
Zielsetzung dieser Arbeit ist es, die Bildnisrepräsentation der Aristokratie des spätrömischen Reiches in ihrer Bedeutung, ihren unterschiedlichen Facetten sowie in der Bandbreite und den Entwicklungen der Bildnisstilisierungen während der Spätantike zu erfassen. Zusätzlich zur mit neuen Kriterien erfolgten Analyse des bekannten Materials - es werden 161 rundplastische Privatporträts auch unter Berücksichtigung von Werkstatt- und Umarbeitungsfragen diskutiert - steht die kulturgeschichtliche Bedeutung und die Transformation des Phänomens der Ehrenstatue bzw. der Stilisierungen des Porträts im Zentrum der Untersuchung.
In Abgrenzung der seit Konstantin feststellbaren distanzierten Bedeutung des kaiserlichen Bildnisses zeigt sich, dass mit der Aufgabe des seit dem frühen Prinzipats gültigen Zeitgesichts im frühen 4. Jh. die spätrömische Aristokratie neue, spezifisch eigene Formen der Bildnisrepräsentation suchte. Diese betonten durch ihre im Vergleich zum Kaiserbild dezidiert realistischere Erscheinung die Distanz zum Kaiser und reflektieren die Suche nach „angemessenen“ Stilisierungen, welche die Werte und Normen spätrömischen Standesbewusstseins repräsentieren konnten.
Die in den Privatbildnissen des 4. Jhs. ablesbare Gestaltungsvielfalt findet sich in anderen spätantiken Porträtmedien nur bedingt wieder. Es ist festzustellen, dass innerhalb eines sozialen Ambientes in verschiedenen Medien unterschiedliche Porträtauffassungen vorherrschten. Ein individualisierendes Bildnis schien mit dem Beginn der Spätantike immer mehr dem rundplastischen Porträt vorbehalten zu sein. Ehrenstatuen waren Bestandteil eines traditionellen Bilddiskurses, in dem vornehmlich die Statuen eine individualisierende Aussage besitzen sollten, da diese sich mit den Ehrenstatuen der großen Vergangenheit in einer kompetitiven Situation befanden.
Als besonders signifikant erweisen sich regionale Sonderformen wie in Ephesos. Die vom Kaiserbildnis abgekoppelte Entwicklung des Privatporträts verdeutlicht, wie in einer historischen Situation der Suche nach angemessenen Alternativen unterschiedliche Gestaltungsweisen erprobt und regionale Entwicklungslinien nicht nur neu geschaffen wurden sondern sich als beständige Phänomene halten konnten. Dazu gehören auch retrospektive Porträts aus dem Umfeld von Athen und Korinth. Dargestellt sind nicht profane Amtsträger, sondern lokale Geistesgrößen, die als Philosophen sowie als Träger und Förderer paganer Kulte tätig waren. Die lokale Elite in den traditionsreichen griechischen Städten trug die eigene Geschichte und Tradition mit Stolz nach außen.
Das 6. Jh. erweist sich als das Ende der rundplastischen Ehrenstatue. In einer sukzessiven Veränderung der Funktionen und Anforderungen der urbanen Strukturen ist eine synchrone Entwicklung zu beobachten, die einerseits in einer Verlagerung des urbanen Lebens von den alten öffentlichen Plätzen und Bauten der bürgerlichen Zusammenkunft in die neu errichteten Kirchen, und andererseits in eine "Überführung" des Mediums des öffentlichen Porträts in die Kirchen, und infolge dessen in die Flächenkunst kulminierte. Mit dem nicht nur auf die Porträtstatuen beschränkten Niedergang des „statue habit“ ging andererseits eine substanzielle Kontinuität des „portrait habit“ einher.
Die Untersuchung versteht sich sowohl als Beitrag zur kulturgeschichtlichen Erforschung des römischen Porträts im Rahmen der Klassischen Archäologie wie auch als soziale und politische Analyse der materiellen Kultur der Spätantike innerhalb der Christlichen Archäologie.
Antike Bauornamentik. Grenzen und Möglichkeiten ihrer Erforschung. Hrsg.: Lipps, Johannes; Maschek, Dominik. Studien zur Antiken Stadt . 2014. 256 S. 166 z. T. fb. Abb. 32 x 24 cm. Gb. EUR 69,00. CHF 89,00 ISBN: 978-3-89500-997-6 L, Reichert
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit antiker Architekturdekoration ist in den letzten Jahren exponentiell angestiegen. Dabei hat die Bauornamentikforschung in besonderer Weise von den neuen digitalen Medien profitiert. Die daraus resultierenden gesamtheitlichen Betrachtungsweisen und Methoden eröffnen nun gleichermaßen Schwierigkeiten wie Chancen, mit denen sich ein im Jahr 2011 in München abgehaltenes Kolloquium zum Thema „Antike Bauornamentik: Möglichkeiten und Grenzen ihrer Erforschung“ intensiv beschäftigte. Ziel war eine Verständigung über den derzeitigen Forschungsstand, die zu einer Definition aktueller Positionen sowie zu einer kritischen Würdigung möglicher Perspektiven und Fragestellungen führte.
Der vorliegende Tagungsband versammelt die Ergebnisse dieses Kolloquiums. Die Beiträge definieren Grenzen und Möglichkeiten in der Beurteilung von Zusammenstellung, Ikonographie und Ausführung von Baudekor für chronologische und chorologische Fragestellungen. Des Weiteren werden Arbeits- und Entwurfprozesse an antiken Bauwerken beleuchtet und Transferprozesse von architektonischen Konzepten, denen auch die Dekoration von Bauwerken zuzurechnen ist, analysiert. Diskutiert wird ferner der Quellenwert des Dekors für die Bauforschung und die Rekonstruktion antiker Gebäude, wenn diese nicht nur, wie bislang, anhand einzelner, besonders gut erhaltener Bauglieder, sondern mittels einer möglichst umfassenden Auswertung aller zur Verfügung stehenden Evidenzen operiert.
Mit diesen Themenkreisen eng verknüpft ist auch die Frage nach spezifischen kulturellen Ausprägungen des Baudekors und den wechselseitigen Kommunikationsprozessen zwischen Auftraggebern und Betrachtern. Wie wurde Bauornamentik als Träger von Inhalt und Bedeutung verwendet? Welche bildgebenden Strategien kamen dabei zum Einsatz? Welche Interpretationen von antikem Baudekor im architektonischen, urbanistischen, funktionalen, politischen und allgemein sozialen Kontext lassen sich für den historischen Erkenntnisgewinn nutzbar machen? Durch die Einbeziehung der ästhetischen und sensualistischen Komponenten von Architekturdekor wird schließlich auch der Frage nachgegangen, welche Rolle die Wahrnehmung von Bauornamentik in der Erzeugung von spezifischen Atmosphären spielte. Das Buch bietet dem Leser somit einen Einstieg in den aktuellen Forschungsstand zu verschiedenen Aspekten antiker Bauornamentik und öffnet zugleich ein bislang spezialisiertes Feld für eine im breiteren Sinne kulturgeschichtliche Betrachtungsweise.
Beiträge zur islamischen Kunst und Archäologie. Jahrbuch der Ernst-Herzfeld-Gesellschaft e.V. Vol. 4: A Hundred Years of Excavations in Samarra. Hrsg.: Ernst-Herzfeld-Gesellschaft e.V; Zusammengestellt von Gonnella, Julia; Abdellatif, Rania. Beiträge zur islamischen Kunst und Archäologie (4). 2014. Engl. 352 S. 85 sw u. 72 fb. Abb. 24 x 17 cm. Gb. EUR 79,00. CHF 105,00 ISBN: 978-3-89500-963-1 L, Reichert
There is probably no site in the entire Islamic World that can compare in extravagance with the city of Samarra. Located around 125 km north of Bagdad on the Tigris (today: Iraq), Samarra served as temporary capital of the Abbasid dynasty. Founded by the caliph al-Mutasim in 836, it developed into one of the largest and most extraordinary cities of the Ancient World, featuring luxurious palaces, extensive military quarters and a remarkable Great Mosque whose powerful, spiral-shaped minaret continues to be the cities landmark until today. Samarra remained the Abbasid capital for almost six decades until financial crises forced the caliphs to return to Bagdad in 892, leaving the city to decay.
It was through the excavations by the former director of the Museum of Islamic Art in Berlin, Friedrich Sarre (1865 – 1945), and the archaeologist-doyen Ernst Herzfeld (1879 – 1948) in the years 1911–13 that Samarra reached world fame in the academic field. The Samarra explorations were one of the first comprehensive archaeological studies of an Islamic site ever carried out and its discoveries not only greatly enlarged our knowledge of early Islamic city planning, architecture, and artefacts, but also stimulated some of the most fundamental theoretical discussions within the field.
In 2011, the German excavations celebrated their hundred year anniversary. Together with the Ernst Herzfeld Gesellschaft, the Museum of Islamic Art in Berlin decided to dedicate the 7th Colloquy of the EHG to this former Abbasid capital. The Museum of Islamic Art holds a substantial part of the original findings, and considering the planned new Museum installations in 2019, it seemed appropriate to reconsider the entire “Samarra” complex and re-evaluate our present knowledge of Abbasid art. Since 1911–13, vast amounts of archaeological and survey research has been carried out, not only in Samarra itself but also at other important Abbasid sites.
The conference brought together a selection of some of the most relevant studies from past years. The contributions deal with the history of the German excavations, the city of Samarra itself, its various find groups as well with other, more recently explored Abbasid sites, turning this volume into one of the most comprehensive publications on this topic since many years.
Das Arzneibuch Ortolfs von Baierland. Riha, Ortrun. Wissensliteratur im Mittelalter. Schriften des Sonderforschungsbereiches 226 Würzburg /Eichstätt . 2014. 320 S. 24 x 17 cm. Gb. EUR 59,00. CHF 78,90 ISBN: 978-3-95490-015-2 L, Reichert
Das Lehrbuch der Medizin, das der in Baiern gebürtige und in Würzburg tätige Chirurg Ortolf wohl um 1300 verfasst hat, gehört zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Texten des Mittelalters. Es wurde nicht nur in rund 70 Handschriften vollständig überliefert, sondern ist als Teil- oder Streuüberlieferung in fast jeder medizinischen Sammelhandschriften in irgendeiner Form präsent. Auch der Sprung in das neue Medium des Buchdrucks und von dort in die Hausväterliteratur ist Ortolf gelungen.
Für diese breite und lang dauernde Wirkung gibt es im Wesentlichen zwei Gründe, von denen zunächst die Breite des enthaltenen medizinischen Wissens zu nennen ist: Sowohl die theoretischen Grundlagen der mittelalterlichen Medizin mit einer kleinen Diätetik als auch die Harn-, Puls- und Blutdiagnostik als auch eine ausführliche Krankheitslehre mit Therapieempfehlungen und sogar Ratschläge zur Wundbehandlung sind in dem nicht allzu umfangreichen Werk enthalten. Auf diese Weise erhält der Leser trotz der relativen Kürze des Textes eine kompakte Einführung in Theorie und Praxis der mittelalterlichen Heilkunde. Der zweite Grund für Ortolfs Erfolg ist die Präzision in Sprache und Aufbau des Arzneibuchs: Das Wissen aus den verschiedenen lateinischen Vorlagen wird auf das Wesentliche kondensiert, durch ein von Ortolf selbst entwickeltes Konzept über die unterschiedlichen Themenkreise hinweg miteinander verknüpft und in einem merksatzartigen Stil didaktisch geschickt präsentiert. Kein anderer volkssprachiger medizinischer Text des Mittelalters ist von dieser bemerkenswerten Qualität.
Die vorgelegte Ausgabe beruht auf Vorarbeiten aus dem medizinhistorischen Teilprojekt des Würzburg-Eichstätter DFG-Sonderforschungsbereichs 226 ‚Wissensvermittelnde und wissensorganisierende Literatur im Mittelalter’ (1984-1992), wurde jedoch grundlegend überarbeitet und neu redigiert. Erstmals wird die bekannte handschriftliche Überlieferung zusammengestellt und die textgeschichtliche Varianz ausgewiesen. Ein ausführlicher Kommentarteil erklärt Ortolfs Krankheitslehre und seine Therapieempfehlungen vor dem Hintergrund seiner Zeit, macht die inhaltliche Vernetzung innerhalb des Werks transparent, deutet mit gebotener Vorsicht die beschriebenen Phänomene und stellt nicht zuletzt eine Verbindung zu heutigen Beobachtungen und Behandlungsformen her.
Durch diese Erklärungen ist Ortolf nicht nur innerhalb der Medizingeschichte von Interesse, sondern kann auch als bedeutende Quelle zur mittelalterlichen Heilkunde für Germanistik und Kulturwissenschaften nutzbar gemacht werden.
The Sack of Rome in 410 AD. The Event, its Context and its Impact. Hrsg.: Lipps, Johannes; Machado, C.; Rummel, Philipp von. Engl. 2014. 456 S., 151 Abb. 29 x 22 cm, Pb. EUR 49,00 CHF 65,90 ISBN: 978-3-89500-944-0 L, Reichert
On 24 August 410, the Visigothic troops led by their king Alaric captured the city of Rome, looting the city for three days. This was the first time the city was captured in 800 years, igniting a debate with religious overtones over the causes for the fall of the city. Whereas pagan authors seem to have held the spread of Christianity and the abandonment of traditional cults responsible, Christian writers refused to accept this responsibility and minimized the horrors of the sack. Whatever happened on these days remains uncertain. Even archaeologists, influenced by the accounts transmitted by literary sources, traditionally accepted the notion that the Sack of Rome was a catastrophic event, with serious impact on the city, its population and its physical structures. This book, the proceedings of a conference held at Rome in November 2010, provides a systematic re-evaluation of all the evidence available, both literary and archaeological. Starting with two chapters considering the theoretical and methodological issues involved in the analysis of historical events and their relationship with the archaeological record, the first section discusses the political and ideological context for the fall of Rome. The second part of the book, dedicated to the archaeology of the late antique city, shows that although there are a few examples of buildings destroyed or abandoned in the first half of the fifth century, none of these can be unequivocally linked to the destruction wreaked by the Goths. The archaeology of the city does not fit easily with the literary accounts of historical events. The third part of the book is dedicated to the analysis of different aspects of the history and archaeology of the period, trying to assess the impact of the actions of Alaric and his soldiers. Elements as different as the demography of the city, its suply of imported goods, burial practices, the epigraphy and the practice of dedicating statues are considered, showing that in most of the cases changes seem to have been the product of long-term trends, rather than responses to a specific events. The Sack of Rome is here, for the first time, analysed and discussed by scholars of different background and nationality.
Das Athenaheiligtum von Priene. Die Nebenbauten - Altar, Halle und Propylon - und die bauliche Entwicklung des Heiligtums. Hennemeyer, Arnd. Priene (2); Archäologische Forschungen (27). 2014. 472 S. 170 Tafeln mit 173 s/w-Abb., 316 Strichzeichnungen, 6 Plänen, 9 Beilagen, 16 Tabelle(n). 30 x 21 cm. Gb. EUR 88,00. CHF 119,00 ISBN: 978-3-89500-924-2 L, Reichert
Das Athenaheiligtum der Stadt Priene mit seinem umfangreichen Bestand an Architekturresten war durch Forschungsunternehmungen im 19. Jahrhundert bis auf das Niveau hellenistischer Zeit freigelegt worden. Dies ermöglichte, eine Untersuchung des Komplexes weitgehend mit den Methoden der Bauforschung durchzuführen, ergänzt um einige gezielte archäologische Sondagen. Der Band, der die Ergebnisse dieser mehrjährigen Feldforschung vorlegt, basiert auf einer 2006 an der TU München angenommenen Dissertation. Gegenstand des vorliegenden Bandes sind drei Bauten des Heiligtums - in der zeitlichen Reihenfolge ihrer Errichtung der Monumentalaltar, die Halle und das Propylon - und schließlich die Gesamtanlage des Heiligtums. Zur Architektur des Hauptbaus - des von Pytheos entworfenen Athenatempels - folgt eine eigene Monographie von Wolf Koenigs.
Die umfassende und detaillierte zeichnerische Dokumentation der in situ erhaltenen Reste und aller zuweisbaren Bauteile, ergänzt durch Notizen, Skizzen und Fotos aus dem 19.Jahrhundert, kann die für die drei Bauten entwickelten Rekonstruktionen fast lückenlos belegen. Das führt teils zu Bestätigung und Präzisierung älterer Rekonstruktionsvorschläge,
oft aber auch zu wichtigen Änderungen. Gezielt beobachtet werden Hinweise auf die Bauabfolge, die technische Ausführung, Umplanungen während des Bauprozesses, Bauphasen und spätere Umbauten. Die Analyse der einzelnen Bauten verfolgt unterschiedlichste Aspekte, die mitunter weit über die Einzelobjekte hinausweisen:
Entwurfs- und Planungsprozesse, die Proportionierung der Bauten und ihrer Bauglieder,
Metrologie und das verwendete Fußmaß, die Mittel architektonischer Verfeinerung, die Beziehung zwischen Funktion und Gestalt der Bauten, Blickbeziehungen innerhalb des Heiligtums und in die Ferne, Vergleiche mit Angaben Vitruvs, sowie im Zusammenhang mit dem Propylon die Entwicklung korinthischer Kapitelle hellenistischer Zeit in Kleinasien und im Zusammenhang mit dem Altar die Merkmale von Halbsäulenordnungen.
Die Ergebnisse zu den Einzelbauten werden abschließend zusammengeführt, um die bauliche Entwicklung des Heiligtums im Ganzen zu rekonstruieren, die sich vom Baubeginn des Tempels im 4.Jh. v. Chr. bis zur Errichtung des Propylons, wahrscheinlich in augusteischer Zeit, erstreckte. Dieser monumentale Ausbau des Heiligtums folgte keineswegs einem bereits von Beginn an festgelegten Gesamtplan. Vielmehr nahm das Heiligtum ursprünglich sogar eine weit kleinere Fläche, als bislang angenommen, ein, ehe es schrittweise, zuletzt im 1.Jh. v. Chr., erweitert wurde. Die einzelnen Bauprojekte änderten die Erscheinung und Anlage des Heiligtums jeweils entscheidend und spiegeln unterschiedliche städtebauliche Vorstellungen wider. Die Publikation erschließt die Architektur des Athenaheiligtums für unterschiedliche Disziplinen der Altertumswissenschaften und dient als Referenzwerk für Forschungen zu hellenistischer Architektur.
Bestattungssitten zwischen Tradition und Modifikation. Kulturelle Austauschprozesse in den griechischen Kolonien in Unteritalien und Sizilien vom 8. bis zum 5. Jahrhundert v. Chr. Burkhardt, Nadin. Italiká (2). 2014. 424 S. 70 sw. u. 39 fb. Abb. 30 x 21 cm. Gb. EUR 128,00. CHF 172,00 ISBN: 978-3-89500-954-9 L, Reichert
Im Zentrum der Arbeit stehen Kulturaustausch und Akkulturationsaspekte, die auf die Ansiedlung der Griechen in Unteritalien und Sizilien zurückgehen und aus dem Mit- und Nebeneinanderleben der italischen und sizilischen Bevölkerungsgruppen und der griechischen Kolonisten resultieren.
Anhand der Entwicklung von Grabtypen, Beigaben und Bestattungssitten werden Einflüsse verschiedener Art untersucht wie die Beziehungen zwischen Kolonie und Mutterstadt, zwischen den Kolonien untereinander und zu ihrer Umgebung und zu der im Umland lebenden Bevölkerung. Die Untersuchung erfolgt anhand dreier Fallbeispiele - die euböischen Gründungen Pithekoussai und Kyme in Kampanien, die achäische Kolonie Metapontion und das spartanische Taras in Unteritalien und die rhodisch-kretischen Gründungen Gela und Akragas auf Sizilien.
Es gibt keinen homogenen in allen Kolonien auf die gleiche Weise ablaufenden Prozess, sondern jeweils lokale Entwicklungen, die aus den verschieden agierenden Kulturgruppen im Umland, der Zusammensetzung der griechischen Siedlergruppe, der Lage und Entwicklung der Kolonie und den naturräumlichen Gegebenheiten resultieren.
In allen drei Untersuchungsgebieten sind die griechischen Einflüsse in der indigenen Bestattungskultur deutlich; es ist jedoch keine reine Übernahme griechischer Gepflogenheiten zu beobachten. Die "Idee", der einzelne Ritus oder Grabtyp und das Bedürfnis, diesen zu verwenden und auch zur Visualisierung sozial differenzierter Gesellschaftsgruppen zu benutzen, geht auf den durch die Koloniegründungen bedingten direkten Kontakt zurück. Die jeweilige Ausprägung und Gestaltung geschieht dann vor dem kulturellen Hintergrund der Indigenen.
Die Dissertation erscheint als zweiter Band in der neu gegründeten Reihe "Italiká", die ausschließlich die Archäologie des vorrömischen Italien mit all ihren Bereichen zum Thema hat und damit einem aktuellen und stetig anwachsenden Forschungsinteresse entgegenkommt. "Italiká" wird monographische Werke und thematisch einheitliche Sammelschriften aus allen Gebieten der Altertumskunde aufzunehmen, die sich im weitesten Sinne mit Quellen, Befunden und Funden zu den Bevölkerungsgruppen auf dem Territorium des heutigen Italien in vorrömischer Zeit befassen und methodisch und theoretisch innovative Ansätze bieten, die das weit gefächerte Spektrum der komplexen Welt der Kulturkontakte exemplarisch beleuchten.
Die archaische Bildhauerkunst von Paros. Untersuchungen zur stilistischen Entwicklung der anthropomorphen Rundplastik. Barlou, Vasiliki. 344 S. 370 Abb. 30 x 21 cm. Gb. EUR 98,00. CHF 129,00 ISBN: 978-3-89500-860-3 L, Reichert
Die Marmorinsel Paros ist seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. eines der wichtigsten Zentren der antiken Bildhauerkunst. In der vorliegenden Arbeit wird erstmals eine umfassende Untersuchung der archaischen Skulptur von Paros unter Berücksichtigung neuerer Funde unternommen. Ausgehend von Werken gesicherter Herkunft, die in einem detaillierten Katalog aufgenommen sind, werden die spezifischen Stilmerkmale parischer Plastik herausgearbeitet und die bisher etablierten Kriterien mit der Methode der vergleichenden Stilanalyse überprüft und erweitert. Die daraus resultierenden, teils überraschenden Ergebnisse zur Formsprache der parischen Werkstätten eröffnen neue Perspektiven auf die Vielfalt und Komplexität der archaischen Kunstlandschaften und fordern zum Überdenken dieses vieldiskutierten Phänomens auf.
Das Buch in der Spätantike. Herstellung, Form, Ausstattung und Verbreitung in der westlichen Reichshälfte des Imperium Romanum. Schipke, Renate. 2014. 280 S. 24 x 17 cm. Gb. EUR 49,80. CHF 66,90 ISBN: 978-3-89500-958-7 L, Reichert
In der modernen Forschung gilt die Spätantike als eine durchaus eigenständige historische Epoche, die eher durch eine gewisse Stetigkeit und Dominanz römischer Traditionen als durch deutliche Brüche geprägt ist. Das Ziel dieser Untersuchung besteht darin nachzuweisen, dass auch das Buchwesen dieser Epoche für sich einen eigenständigen Charakter beanspruchen kann. Im Mittelpunkt der Argumentation stehen die materielle Beschaffenheit, die Herstellung und die Verbreitung des Buches. Eingebettet in die allgemeine Kultur- und Geistesgeschichte werden folgende Fragen diskutiert. Wirken sich Veränderungen im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gefüge auf das Buch aus und gibt es neue Aspekte im Buchwesen? Sind Veränderungen klar erkennbar und als solche in den zeitgenössischen Quellen wahrgenommen worden? Ist der Unterschied zwischen antiker und mittelalterlicher Buchherstellung in der Spätantike nachweisbar? Erhält das Buch eine veränderte Wertigkeit? Welche Rolle spielen die Produzenten und werden sie in den Quellen gewürdigt?
Die Erörterung der o.g. Thematik und die Suche nach Antworten auf diese Fragen führte (in gedrängter Form) zu folgenden Ergebnissen. Der Codex als Buchform bot neue bisher unbekannte Gestaltungsmöglichkeiten, die es zu erkennen und auszuschöpfen galt. Bereits in der Spätantike entwickelte sich eine Herstellungsweise, die der klassischen Antike unbekannt war: die Vervielfältigung in klösterlichen Skriptorien. Die von antiker Tradition, Bildung und Wissenschaft geprägte Oberschicht des Römischen Reiches fand sich infolge der veränderten politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in gelehrten Gemeinschaften zusammen, um hier das schriftliche Erbe zu sammeln, zu pflegen und zu erhalten. Die konkrete Umsetzung erfolgte durch das Abschreiben von relevanten Texten. Hinzu traten die christlichen Gemeinschaften, die für ihr Zusammenleben Regeln schufen, in denen sie auch für die praktische Umsetzung ihres Glaubens die Herstellung von Büchern verankerten. In den Klöstern entstanden die Skriptorien mit gut ausgebildetem Personal. Das in der Spätantike zu staatlicher Anerkennung gelangte Christentum war eine Buchreligion. Als Textträger der Heiligen Schriften erfuhr das Buch eine außerordentliche Wertschätzung. Die mit der Etablierung des Christentums entstandenen höheren Verwaltungsinstitutionen boten der römischen Oberschicht eine Alternative zu den verloren gegangenen staatlichen Ämtern. Der römische Bildungsgedanke drang in die christlichen Institutionen ein und konnte in die Folgezeit tradiert werden. Das Buch als Bildungs- und Glaubensträger hatte einen fruchtbaren Boden gefunden, in dem es wurzeln konnte.
Die Schlussfolgerungen beruhen auf einer breiten Basis literarischer, paläographischer und epigraphischer Quellen.
Die Dekorelemente der Elfenbeinskulpturen des Kalifats von Córdoba (Mitte 10. bis Anfang 11. Jahrhundert). Ewert (†), Christian. Madrider Beiträge (31). 2014. 170 S. 2715 Zeichnungen auf 88 Tafeln, 4 Falttafeln. 32 x 22 cm. Gb. EUR 88,00. CHF 119,00 ISBN: 978-3-89500-705-7 L, Reichert
Das Lebenswerk des Architekten und Kunsthistorikers Christian Ewert war die Untersuchung und Analyse des westislamischen Bauschmuckes, von seiner Blüte im 10. Jahrhundert bis in das 12. Jahrhundert. Seine letzte, kurz vor seinem Tod abgeschlossene Monographie erweitert unsere Sicht durch die Untersuchung einer eng verwandten Kunstgattung: die spanisch-islamischen Elfenbeinskulpturen. Mit viel Feinsinn und gewohnter Akribie legt der Autor eine umfassende zeichnerische Dokumentation der Dekorflächen von 21 Büchsen und Kästen aus Elfenbein vor, analysiert deren Repertoire an Dekorelementen und setzt diese in Vergleich mit Beispielen des zeitgleich entstandenen Baudekors.
Mit der Gründung der prunkvollen Palaststadt Madinat az-Zahra' bei Córdoba im Jahr 936 entstand ein erhöhter Bedarf an Luxusgütern und, angesichts des verfeinerten, die Würde des Kalifen betonenden Hofzeremoniells und des Zustroms hochrangiger auswärtiger Gäste und Gesandtschaften, auch der Bedarf an Würdegeschenken. Um dieser Aufgabe gerecht zu werden, schöpfte eine Meisterelite einen überbordenden, nur schwer vollständig zu erfassenden Formen- und Variantenreichtum, der sich auf plastischem Bauschmuck und in Elfenbeinschnitzereien gleichermaßen findet. Offenbar arbeiteten Baudekorateure und Elfenbeinschnitzern Seite an Seite und beeinflussten sich gegenseitig.
Aral Histories. Geschichte und Erinnerung im Delta des Amudarja. Hrsg.: Dzhumashev, Askar; Günther, Olaf; Loy, Thomas. Erinnerungen an Zentralasien . 2014. 138 S. 20 Abb., 5 Karte(n), 3 Diagramm€. 21 x 15 cm. Pb. EUR 16,90. CHF 24,50 ISBN: 978-3-89500-965-5 L, Reichert
Das Verschwinden des Aralsees ist eine der größten Umweltkatastrophen des 20. Jahrhunderts. Vor allem in den 1980er Jahren erregte es weltweite Aufmerksamkeit. Bis auf wenige Ausnahmen ist die bisherige Forschung in Bezug auf den Aralsee jedoch vornehmlich auf naturwissenschaftliche, ökologische oder medizinische Themen konzentriert. Die Menschen der südlichen Aralregion, ihre Geschichte und Kultur sowie ihre Erfahrungen und Strategien im Umgang mit der Katastrophe - oder mit den Gegebenheiten des Lebens im Delta in "normaleren" Zeiten - sind dabei weitgehend unbeleuchtet geblieben.
Im hier vorgelegten Sammelband Aral Histories - Geschichte und Erinnerung im Delta des Amudarja werden verschiedene historische und kulturwissenschaftliche Beiträge von Wissenschaftlern aus Karakalpakstan und von ForscherInnen vorgelegt, die in Deutschland tätig sind. Alle hier versammelten Texte befassen sich mit der neueren und jüngsten Geschichte des Amudarjadeltas und greifen dabei vor allem auf eine bewegliche und flüchtige Ressource des Wissens zurück: die Erinnerung.
Selbst in der ehemaligen Hafenstadt Mojnaq erinnern sich heute nur noch die Ältesten an den See. Der einstige Kurort war bekannt für sein angenehmes Seeklima, selbst im zentralasiatischen Hochsommer. Jetzt gibt es hier seit Jahren fast täglich Sand- und Salzstürme, vor denen sich die Bevölkerung kaum schützen kann. Zu Sowjetzeiten lebten hier über 20.000 Menschen und die örtliche Fischereiindustrie belieferte die gesamte Sowjetunion. Davon zeugen heute nur noch Fabrikruinen und Schiffsgerippe im Wüstensand.
Das Leben der Menschen der übrigen Deltaregion war seit jeher enger an den Fluss und sein Kanalsystem angepasst. Die meisten dort kennen den See nur aus dem Schulunterricht. Von seinem Verschwinden erfuhren sie erst in den späten 1980er Jahren, als dieses längst nicht mehr aufzuhalten war. Auch dass auf den Kanälen, die noch immer das Land durchziehen, vor nicht allzu langer Zeit große Segelschiffe und Lastkähne fuhren, ist heute kaum mehr vorstellbar. Bilder aus den 1930er Jahren muten da an wie aus einer anderen Welt; und sie sind es auch.
Der Sammelband versteht sich als eine Einführung in die Geschichte und Lebenswelt einer und radikalen naturräumlichen und gesellschaftlichen Änderungen unterworfenen und bisher kaum beachteten Deltaregion im 20. und 21. Jahrhundert und präsentiert neben historischem und aktuellem Bild- auch seltenes Kartenmaterial aus Karakalpakstan.
Der römische Militärplatz Submuntorium/Burghöfe an der oberen Donau. Archäologische Untersuchungen im spätrömischen Kastell und Vicus 2001 bis 2007. Hrsg.: Mackensen, Michael; Hrsg.: Schimmer, Florian. Münchner Beiträge zur Provinzialrömischen Archäologie (4). 2014. 568 S. 3 fb. Faltpläne als Beilage, 177 sw. 20 fb. Abb, 49 Tabelle(n). 30 x 21 cm. Gb. EUR 128,00. CHF 172,00 ISBN: 978-3-89500-821-4 L, Reichert
Der auf einem Hochterrassensporn über dem Donau- und Lechtal, gut 30 km nördlich der Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum/Augsburg gelegene römische Fundplatz Submuntorium/Burghöfe zählt zu den wichtigsten Kastellorten der Provinz Raetia während der frühen und späten Kaiserzeit. 2001-2007 wurden von der Provinzialrömischen Archäologie der Universität München der Sporn und ein Teil der Hochterrasse, das sog. Ostplateau, in vier Grabungskampagnen untersucht, ergänzt durch einen Geländesurvey und eine geophysikalische Prospektion. Vor allem sollte das spätrömische Kastell und die Dauer der militärischen Nutzung nachgewiesen werden. Neue Erkenntnisse ergaben sich auf dem Ostplateau zur Abfolge der Holz-Erde-Kastelle und zur Ausdehnung des Lagerdorfs (vicus) im 1. Jahrhundert n. Chr. Zu den wichtigsten Ergebnissen zählt eine 1,5 ha große Abschnittsbefestigung mit Doppelgraben, die älter als das bekannte Auxiliarkastell ist und spätestens in den frühen 40er Jahren des 1. Jahrhunderts erbaut wurde. Nach dessen Auflassung entwickelte sich hier nach Gründung des Auxiliarkastells der Ostvicus, der um 80 n. Chr. durch einen Brand zerstört wurde.
Das spätrömische Kastell konnte auf dem Sporn lokalisiert und die Wehrmauer an mehreren Stellen erfasst werden. Die Befestigung wurde gegen Ende der 90er Jahre des 3. Jahrhunderts errichtet und gehört zu dem in der Provinz Raetia um 300 n. Chr. umgesetzten tetrarchischen Festungsbauprogramm. Für Submuntorium sind in der Notitia Dignitatum eine Reitereinheit und eine Abteilung der dritten italischen Legion überliefert. Nicht erwartet hatte man die auf dem Ostplateau ab der constantinischen Zeit festgestellte offene, dörfliche Handwerkersiedlung mit kombinierten Wohn- und Werkstattgebäuden für Metallverarbeitung, die ab ca. 350 durch einen Abschnittsgraben mit Erd- oder Rasensodenwall geschützt wurde. Das Fundmaterial gibt Aufschluss über die Dauer des Kastells und der Zivilsiedlung, die Zusammensetzung und die Lebensgewohnheiten der Militärgarnison und der Bevölkerung. Zwei Goldmünzen des Kaisers Leo I. dienen als Beleg für die Präsenz einer Militäreinheit noch während des dritten Viertels des 5 Jahrhunderts. Denn bis zum Tod des Heermeisters Aëtius im Jahr 454 ist mit einer Beibehaltung der Grenzsicherung und der militärischen Strukturen der zur italischen Diözese Italia annonaria gehörigen Provinzen Raetia prima et secunda zu rechnen. Raetien diente wohl bis zur Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustulus als eine Art Schutzglacis für die italische Praefektur.
Scribes, Texts, and Rituals in Early Tibet and Dunhuang. Proceedings of the Third Old Tibetan Studies Panel held at the Seminar of the International Association for Tibetan Studies, Vancouver 2010. Hrsg.: Dotson, Brandon; Hrsg.: Iwao, Kazushi; Hrsg.: Takeuchi, Tsuguhito. Contributions to Tibetan Studies (9). 2014. Engl. 156 S. 50 z. T. fb. Abb. 24 x 17 cm. Gb. EUR 98,00. CHF 129,00 ISBN: 978-3-89500-938-9 L, Reichert
This volume presents new findings and original research concerning early Tibet and the social and cultural history of the Tibetan Empire (c. 600-850 CE). In five chapters, leading scholars approach the problem of textual production in interrelated and complementary ways. These include a chapter on the social history of scribal practice in Dunhuang, a codicological study of royally commissioned sutras, a palaeographical essay at a typology of early Tibetan writing, a study of hunting topoi in narrative and ritual texts, and a text-critical approach to an early Bon tantra. Demonstrating the methodological breadth of the field of early Tibetan studies, the remaining contributions range from an archeological study of pre-historic ritual artefacts and an art-historical study of illuminated tomb panels to two chapters on Tibetan imperial administration and a chapter on the cosmopolitan origins of materia medica used in the Silk Road entrepĂ´t of Dunhuang.
The work will be of interest to all those interested in the language, history, and culture of early Tibet. Its essays are appropriate for those ranging from undergraduates to professional scholars.
Die griechischen Säulenbasen. Dirschedl, Uta. Archäologische Forschungen (28). 2014. 652 S. 77 Tafeln, 529 s/w-Abb., 4 Falttafeln, 31 Beilagen, 40 Diagramm(e). 30 x 21 cm. Gb. EUR 98,00. CHF 129,00 ISBN: 978-3-89500-950-1 L, Reichert
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist die griechische Säulenbasis - der "Fuß" der ionischen Säule, der ab dem frühen ersten Jahrtausend v. Chr. bis in späthellenistische Zeit architektonisch gestaltet wird.
Die Untersuchung der griechischen Säulenbasen zeigt, dass der Fuß der ionischen bzw. korinthischen Säule im Gegensatz zu Säulenschaft und Kapitell einen gestalterischen "Spielraum" bot, und die verschiedenen individuell ausgebildeten Säulenbasistypen, die eine spezifische Verbreitung aufweisen, offensichtlich als charakteristisches Ausdrucksmittel lokaler Architekturtraditionen eingesetzt wurden.
Besonders augenfällig wird dies z. B. an der Verwendung "fremdartiger" kleinasiatischer Säulenbasen an Denkmälern in überregional bedeutenden Heiligtümern, wie z. B. an den Schatzhäusern von Klazomenai und Massalia und der Athener-Halle in Delphi sowie dem Ptolemäer-Weihgeschenk in Olympia, die auf die Herkunft bzw. ursprüngliche Herkunft der Stifter, den Ort einer kriegerischen Auseinandersetzung oder die Heimat des Adressaten verwiesen. Die an die dreigliedrige Form des "Peloponnesischen TypusB" anknüpfenden sog. Tarentiner Basen demonstrierten in der Magna Graecia offenbar die "peloponnesische" Herkunft der Kolonisten.
Das bewusste Wiederaufnehmen der "ionisch-karischen Tradition" der archaischen ephesischen Säulenbasen nach etwa einhundertjähriger Unterbrechung in der sog. Ionischen Renaissance an den spätklassischen Bauten der karischen Hekatomniden in Labraunda und Halikarnassos verdeutlicht dies ebenfalls. Auch die von ionischen Säulenbasen abhängigen Neuschöpfungen von Säulenbasen am Nike-Tempel der Athener Akropolis sowie am Apollon-Tempel in Bassai-Phigalia in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts - als jeweils eigenständige "attische" bzw. "peloponnesische Basistypen" - sind motiviert durch das Bedürfnis, sich die in Attika und auf der Peloponnes neu rezipierte ionische Säule anhand einer individuellen lokalen Basisform "zu Eigen" zu machen.
Erfasst wurden die Säulenbasen von etwa vierhundertsechzig verschiedenen griechischen Baudenkmälern (proto)geometrischer bis späthellenistischer Zeit - aus einem Zeitraum von mehr als neun Jahrhunderten - im griechischen Stammland und auf der Peloponnes, auf den griechischen Inseln und in Kleinasien sowie exemplarisch in den griechischen Kolonien in Unteritalien und Sizilien, im Schwarzmeergebiet und im Nildelta. Auch Denkmäler der hellenistischen mittel- und unteritalischen, ptolemäischen sowie punischen Architektur mit griechischen Säulenbasen werden in die Untersuchung einbezogen sowie vereinzelt architektonische Zeugnisse der östlichen Peripherie der hellenistischen Welt.
Die Hagiographie des La phyi ba Nam mkha' rgyal mtshan (1372 bis 1437). Eine Studie ĂĽber das Leben eines tibetischen Heiligen. Pahlke, Michael. Contributions to Tibetan Studies (8). 2014. 368 S. auf Tafeln, 1 Faltkarte, 48 z. T. fb. Abb. 24 x 17 cm. Gb. EUR 98,00. CHF 129,00 ISBN: 978-3-89500-723-1 L, Reichert
Diese Studie erhellt das Leben eines tibetischen Eremiten, der einunddreißig Jahre seines Lebens in La phyi, einer heiligen Stätte des Cakrasamvara-Kultes, auf der Grenze zwischen Tibet und Nepal in Klausur verbrachte. Er gilt als Emanation des Geistes Mi la ras pas (1040-1123) und war Schüler einer Vielzahl von Meistern und Linienhaltern unterschiedlicher Traditionen. Darunter befanden sich der V. Karma pa De bzhin gshegs pa (1384-1415), der X. 'Bri gung-Thronhalter Nyer gnyis pa Chos rje Dharmaraja (1335-1407), der Shangs pa-Eremit Rin rdzong pa dBang phyug rgyal mtshan (geb. 1317) sowie der Sa skya-Meister Theg chen chos kyi rgyal po Kun dga' bkra shis rgyal mtshan dpal bzang po (1349-1425).
Der weltliche und religiöse Werdegang des La phyi ba Nam mkha' rgyal mtshan verlief in groĂźer Parallelität mit denen anderer herausragender buddhistischer Persönlichkeiten, wie z. B. des ReligionsgrĂĽnders Buddha Śakyamuni oder des berĂĽhmten tibetischen Yogins Mi la ras pa. Besondere Bedeutung wird dem La phyi ba u. a. deswegen zuteil, weil er in mehreren "Praxisschulen" (sgrub brgyud) des tibetischen Buddhismus als Halter von Ăśbertragungslinien gilt, so z. B. in den 'Bri gung bka' brgyud, Shangs pa bka' brgyud, Karma bka' brgyud und Ras chung bka' brgyud-Traditionen. In einigen Fällen wurden ihm sogar als einzigem SchĂĽler Lehrsysteme ĂĽbertragen und damit seine auĂźergewöhnlichen Fähigkeiten zum Ausdruck gebracht.
Neben einer generellen Einleitung in das Thema Hagiographie und die Rahmenbedingungen fĂĽr den hier behandelten Eremiten im Besonderen, beinhaltet die Arbeit eine textkritische Edition, basierend auf drei verschiedenen Ausgaben des zugrunde liegenden Manuskriptes sowie eine annotierte Ăśbersetzung der Lebensgeschichte des La phyi ba Nam mkha' rgyal mtshan. Im Anhang finden sich zudem die tibetischen Texte samt Ăśbersetzung sowohl eines Lobpreises an den Buddha Śakyamuni als auch eines längeren Bittgebetes an Mi la ras pa, welches in der Vergangenheit oft zusammen mit dessen Biographie und den "Gesammelten Spirituellen Gesängen" gedruckt wurde. Das letztgenannte Gebet war lange Zeit nicht verfĂĽgbar und stammt aus der Feder desselben Autors, der auch die hier bearbeitete Lebensgeschichte verfasst hat, nämlich des Nam mkha' bSam grub rgyal mtshan. Es wurde im Jahre 1448, elf Jahre nach Nam mkha' rgyal mtshans Tod, in bKra shis lhun grub chos grwa niedergeschrieben. Ein Bildteil mit wichtigen Orten, religiösen Objekten und Personen, die im engen Zusammenhang mit dem Thema stehen und eine Faksimile-Ausgabe des Originalmanuskriptes komplettieren die vorliegende Studie.
Ergebnisse der Ausgrabungen in Manching-Altenfeld 1996 bis 1999. Teil 1: Text und Beilage. Teil 2: Text. Sievers, Susanne; Leicht, Matthias; Ziegaus, Bernward. Die Ausgrabungen in Manching (18). 2014. 780 S. 30 Tafeln, 10 Beilagen, 1 CD-Rom, 236 sw. u. 153 fb. Abb. 31 x 23 cm. Gb. EUR 1200. CHF 162,00 ISBN: 978-3-89500-755-2 L, Reichert
Mit 6 ha Fläche handelt es sich bei der Altenfeld-Unternehmung um die größte jemals in Manching durchgeführte Rettungsgrabung. Die in vier Jahren aufgedeckten Befunde und Funde werden von den Ausgräbern Susanne Sievers (Gesamtleitung) und Matthias Leicht (örtliche Grabungsleitung) sowie von einer Vielzahl weiterer Autoren vorgelegt.
Die Grabungsfläche, die eine Rekonstruktion der Besiedlungsgeschichte im Norden des Oppidums erlaubt, bindet sowohl an die Ost-West-Achse durch das Oppidum als auch an den Nordrand der Siedelfläche an, der sich als potentielles Hafenareal erwies (M. Leopold / J. Völkel),. In die von M. Leicht erarbeitete Abfolge von sechs Bauphasen, die den Zeitraum vom späten 3. bis zur Mitte des 1. Jahrhunderts fĂĽllen, passen sich die größeren Fundgruppen Keramik (R. Gebhard, V. Salač mit T. Kubálek und R. Neruda), Kleinfunde (S. Sievers) sowie Tier- und Menschenknochen (E. Hahn; H. Obermaier) ein und ermöglichen die Festlegung räumlicher, zeitlicher und funktionaler Schwerpunkte der Besiedlung. So wurde z.B. ein Gehöft durch die Anlage einer StraĂźe verdrängt; nördlich davon entwickelte sich ein Areal, das qualitätvolle Funde geliefert hat und das von Sonderbauten beherrscht wird, wie wir sie aus Viereckschanzen kennen. Entlang der Ost-West-Achse etablierte sich ein Handwerkerviertel, in dem Eisen- und Bronzeverarbeitung vorherrschten, in dem aber auch MĂĽnzen geprägt und Keramik gebrannt wurde. Vor allem die Eisenverarbeitung bot sich als Publikationsschwerpunkt an, zu dem G. Gassmann und A. Schäfer, Ch. Raub und R. Schwab mehrere Beiträge beisteuern, in denen es um die Herkunft des in Manching verwendeten Eisens geht, um Schlackenanalysen, Produktionsfragen und Recyclingprozesse. Die Analyse der Holzkohlen (J. Wiethold) gibt Einblick in das verwendete Bau- und Feuerungsholz und erlaubt damit in Ergänzung der Makrorestanalyse durch H. KĂĽster u.a. eine Rekonstruktion der Umwelt. Erstmals wird fĂĽr Manching auch eine Analyse der verwendeten Gesteine vor allem fĂĽr DrehmĂĽhlen (M. Trappe) vorgelegt, die das Manchinger Einzugsgebiet beleuchten. Die Baustoffe (u.a. eine Art Kalkmörtel) untersucht W. Scharff.
Ein besonderes Glanzlicht der Publikation bildet die Vorlage des Münzschatzes, bestehend aus 483 boischen Stateren und einem Goldgusskuchen durch B. Ziegaus. Der starke boische Schwerpunkt im Fundstoff erklärt sich aus einem durch Strontium-Isotopen-Analysen (M. Schweissing) bestätigten Zuzug von Personen aus boischem (heute böhmischem) Gebiet.
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