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Käthe Kollwitz und Berlin

Der 150. Geburtstag der Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz am 8. Juli 2017 war Anlass einer umfangreichen Ausstellung der kommunalen Galerie Parterre Berlin in unmittelbarer Nähe ihres ehemaligen Wohnortes – sie lebte und arbeitete 52 Jahre in derselben Wohnung im Stadtteil Prenzlauer Berg. Mit rund 70 Arbeiten aus dem reichen Bestand des Käthe-Kollwitz-Museums Köln, ergänzt um Leihgaben aus den Grafischen Sammlungen der Stiftung Stadtmuseum, der Berlinischen Galerie und der Kunstsammlung der Akademie der Künste, Berlin kann in der Ausstellung ein beeindruckendes Bild des Schaffens der Künstlerin zwischen 1891 und 1938 gegeben werden. Kollwitz gilt bis heute als die berühmteste deutsche Künstlerin mit einem Werk von weltweiter Ausstrahlung, ihr Mahnmal der trauernden Eltern auf dem Soldatenfriedhof im belgischen Vladslo als die bedeutendste Grabplastik des 20. Jahrhunderts. In Russland ist Käthe Kollwitz seit den 1920er, in China seit den 1950er Jahren populär. Die größten Privatsammlungen ihrer Kunst befinden sich in den USA.
Das herausragende Begleitbuch („..kein traditioneller Ausstellungskatalog, der den zahlreichen Werkerläuterungen weitere hinzufügt.“ so die Herausgeberin) ist reich illustriert, stellt ausgewählte Exponate der Ausstellung in opulenten Bildstrecken vor, etwa Druckgraphiken mit Bezug zu Berlin oder den berühmten „Weberzyklus“, der die 31-Jährige Künstlerin 1898 schlagartig bekannt machte. Hinzu kommen 14 Essays, die dank umfänglicher Recherchen ihren Alltag in Prenzlauer Berg oder ihr Verhältnis zur Sowjetunion erhellen – Themen, die bisher nicht oder nur marginal behandelt wurden. Hervorzuheben ist zum einen die Wahl der Grafik „Revolution 1918“ zum Ausstellungsplakat und Buchcover, eine wenig bekannte, sehr freie und expressive Arbeit von 1928, und zum anderen die in dem Beitrag „Käthe Kollwitz und die Juden“ vorgenommene Kritik zu einer 2016 in einem renommierten Verlag erschienen Dissertation von Y. Schymura, die erstmals die komplette Biografie von Käthe Kollwitz zum Gegenstand nahm und im Gegensatz zum jetzt vorgelegten Begleitbuch zur Ausstellung der Persönlichkeit der Künstlerin überhaupt nicht gerecht wird.
Neben den zahlreichen Abbildungen zum Werk der Künstlerin enthält „Käthe Kollwitz und Berlin“ auch Reproduktionen von zeitgenössischen Publikationen, ein erstmals vorgelegtes, umfassendes Verzeichnis der Ausstellungen zu Lebzeiten und eine bebilderte Übersicht zu den Lebensdaten – insgesamt ein sehr empfehlenswertes Buch für jeden an Kollwitz und Berlin Interessierten.

20.07.2017
Jörg Raach
Käthe Kollwitz und Berlin. Eine Spurensuche. Hrsg.: Krenzlin, Kathleen. 320 S. 267 meist fb. Abb. 28 x 21 cm. Gb. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2017. EUR 24,90.
ISBN 978-3-422-07424-8
 
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