|
|
[zurück] |
Max Beckmann |
Auf den ersten Blick scheint dieses schmale 96seitige, fein gestaltete Bändchen die endlos angewachsene Beckmann-Literatur nur um weitere Zentimeter vergrößert zu haben. Doch ist dem Osnabrücker Kulturjournalisten offenbar ein Kunststück eigener Art gelungen. Seine Publikation verbindet, in leicht zugänglicher, manchmal etwas gehetzter Tonlage verfasst, eine überzeugende Übersicht über zentrale Momente in Beckmanns Biographie mit soziologisch tiefer angelegten Einblicken wie etwa eine Analyse der Erfolgsstrategien Beckmanns oder dessen Reaktionen auf historische Kippmomente etwa des 1. Weltkriegs oder die Ängste und Nöte zur Zeit seines Exils in den USA. Anders als frühere Beckmann-InterpretInnen interessiert sich der Autor hier mehr für offene Fragen, die Anschlüsse an gegenwärtige Problemlagen ermöglichen. Beckmann als Konstrukteur mythisch zeitloser Weltbilder ist nur ein Aspekt unter anderen. Max Beckmann erscheint in Lüddemanns instruktiver Kompilation fast wie ein Alter Ego unserer Zeit: als Zeitgenosse des XX. Jahrhunderts und agiler Kunst-Kommentator, als sensibler Geist seiner Gegenwart und hellwacher Beobachter seiner erlittenen Krisen und kunstvollen Visionen. Beckmanns "Masken des Ichs" werden hier zwar angesprochen - sind aber doch zum Glück nicht völlig enttarnt worden.
03.05.2025 |
Michael Kröger |
Max Beckmann. Lüddemann, Stefan. Deutsch. 96 S. 60 fb. Abb. 18 x 12 cm. Wienand Verlag, Köln 2025. EUR 12,95. CHF 16,90 |
ISBN 978-3-86832-813-4
|
|
|
|
|
|