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Entenhausen – Die ganze Wahrheit

Ach, wie war das damals schön, die Geschichten von Donald Duck, Tick, Trick und Track zu lesen und sich vorzustellen, Entenhausen und Onkel Dagobert gäbe es wirklich. Die Welt in Entenhausen war total ungerecht, aber Spaß hat sie trotzdem gemacht und es gab so viele gemeine Figuren.

Heute weiß man viel mehr über die Bewohner Entenhausens, als die Schulweisheit sich träumen lässt. Die Donaldisten forschen über Entenhausen seit vielen Jahren. Wie halten es die Entenhausener mit der Religion? Ist Entenhausen eine Demokratie? Wie ist dann aber die Verehrung zu erklären, die adlige Müßiggänger wie der Graf von Gondola genießen? Warum heißt die Stadt überhaupt nach den Enten, wenn die Ducks und ihre Artgenossen dort nur eine kleine Minderheit sind? Weshalb fürchtet sich Dagobert Duck vor der Panzerknacker AG? Könnte er nicht einfach die Aktienmehrheit an ihrer Gesellschaft erwerben?

Patrick Bahners hat in dreißig Jahren an der vordersten Front der donaldistischen Forschung kühne Hypothesen in die Welt gesetzt: Er wies nach, dass Donald Duck Wagnerianer ist und entlarvte Oma Duck als Adeptin der Schwarzen Magie nach allen Regeln der Hexenforschung. Aber Bahners versteht auch etwas von Erdbebenursachen, vom Steuerrecht und von der Einrichtung des Hirnkastens bei Drillingen.
In zweiter Auflage erzählt Patrick Bahners nun bereits von den Helden der Entenhausener Geschichte seit dem Stadtgründer Emil Erpel und schildert die Pioniertaten der Entenhausener Wissenschaft von der Raumfahrt bis zur Gentechnik. Der Autor nimmt sich Donald Duck zum Vorbild, der unter dem Motto „Ich versteh von allem was!“ Ruhm in allen Quizsendungen von Funk und Fernsehen sammelt.

Der wunderbar zu lesende Text und zahlreiche Abbildungen laden den Leser ein, seine eigenen Lösungen der Entenhausener Welträtsel zu finden. Der Donaldismus erweist sich in diesem Buch lustig und spannend als Leitwissenschaft für Selbstdenker und Liebhaber der Familie Duck in Entenhausen.

Dieses Buch lädt ein zu einer heiteren Forschungsreise nach Entenhausen. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, man soll lediglich Spaß am Detektivspiel haben.

Und wer noch etwas über die brillante „Übersetzerin“ der Hefte, Erika Fuchs, wissen möchte, dem sei ein weiterer Band empfohlen: „ Nur keine Sentimentalitäten. Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte“. Die höhere Tochter und Kunsthistorikerin war nach heutigen Einstellungskriterien als Chefredakteurin von Micky-Maus-Heftchen überqualifiziert, aber sie war der festen Überzeugung, dass man für die Übersetzung von Comics nicht gebildet genug sein konnte. So brachte sie nicht nur Farbe und Witz in die tristen Nachkriegskinderzimmer, sondern bewirkte wahrscheinlich mehr für die deutsche Sprachkultur als viele hochdekorierte PEN-Mitglieder. Ihr Einfluss im alltäglichen Sprachgebrauch und in der Popkultur ist bis heute enorm: egal ob dem »Ingeniör nichts zu schwör« ist, wir über den »großen Lauschangriff« diskutieren oder Jugendliche elterliche Vorgaben mit »würg, röchel, rumms« kommentieren. Humorvoll und reich bebildert erzählt dieses Buch wie viel Entenhausen in Deutschland steckt – und umgekehrt. „Nur keine Sentimentalitäten!“ ist eine fröhliche kleine Kulturgeschichte.

Horst, Ernst. Nur keine Sentimentalitäten!. Wie Dr. Erika Fuchs Entenhausen nach Deutschland verlegte. 384 S. zahlr. meist fb. Abb., 22 x 15 cm. Gb. EUR 22,95. CHF 38,90 ISBN 978-3-89667-406-7

13.04.2014
Gabriele Klempert
Entenhausen. Die ganze Wahrheit. Bahners, PaTrick. 2. Auflage 208 S. 115 Abb., 1 Karte. 24 x 17 cm, Gb. C.H. Beck Verlag, München 2014. EUR 19,95 CHF 30,50
ISBN 978-3-406-44802-7   [C. H. Beck]
 
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