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Geheimnisvoller Alltag: Zwei BĂĽcher von Robert Frank

Robert Frank – geboren 1924 in Zürich – gilt nicht als Schweizer Fotograf. Sein Werk ist so amerikanisch, wie kaum ein anderes. Frank, der 1947 nach New York emigrierte um für „Harper's Bazaar“ zu arbeiten, ist einer jener Künstler, die den Mythos der Fotografie im 20. Jahrhundert fortgeschrieben haben: einer jener, der unser Bild Amerikas prägt – bis heute.
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Betrachtet man die Schwarzweißfotografien des in New York und im kanadischen Fischerdorf Mabou lebenden Robert Frank, wird schnell deutlich, dass die zweifelhaften Kategorisierungen zwischen „Fotokünstler“ und „Fotojournalist“ hinfällig sind. Weltbekannt sind Franks Bilder des Alltags: Er war einer von jenen Fotografen, welche die Straße poetisierten. Unter seiner Fotografen-Hand wurde aus Alltäglichkeiten – der Blick aus dem Auto etwa – stets etwas Geheimnisvolles.

Noch bevor in der Mitte der sechziger Jahre mit der Popkultur auch in Europa ein neuer Geist spürbar wurde, verließ Robert Frank die Schweiz. Das Land, „wo die Züge pünktlich abfahren, wo es überall perfekte Produkte zu kaufen gibt, wo stets alles funktioniert“, wie er in einem Interview gesagt hat. Seinen poetischen und gleichzeitig realistischen Stil nahm er mit nach Amerika, wo ihn „The Americans“ zur Foto-Legende werden ließ. „The Americans“, dieses fotografische Jahrhundertbuch, machte Frank weltberühmt. 1958 erschien es unter dem Titel „Les Américains“ in Paris – ein Jahr später in den USA.

„The Americans“ – für das Jack Kerouac den Text verfasste – brach mit seinen 83 Fotografien das damals vorherrschende Bild Amerikas genauso, wie es einen neuen Mythos schuf: Frank zeigte die Armen, die Außenseiter, die Obsessiven, zeigte das Amerika der diners und highways – und ersparte es seiner neuen Heimat auch nicht, die Flagge als einen Fetzen Stoff zu zeigen. Drei Jahre reiste Frank mit seiner Leica durch das Land. Kreuz und quer, mit einem Stipendium der Guggenheim-Stiftung.

Frank – der Sohn einer Baslerin und eines Frankfurter Juden – war mit seinem fotografischen Denken nicht alleine. Das Randständige, Unfotogene, gänzlich Unelegante in den Fokus zu setzen, in grobkörniges, authentisches und ausdrucksstarkes Schwarzweiß zu gießen, das war die Idee des kulturellen Undergrounds einer Zeit, als James Dean zum Leinwandhelden wurde und John Coltrane den Jazz revolutionierte. Amerika wurde zum Traumland all derer, die sich in Europa räumlich wie kulturell beengt fühlten.

Franks Fotografien sind zu Ikonen geronnene Sekundenbilder. Sein fotografischer Stil folgt seiner Auffassung vom Leben – wie man jetzt beim Blättern in dem lange vergriffenen Band spüren kann. „Die Amerikaner“ ist ein wundervolles Buch, das nun im Format der Erstausgabe unter der Regie Franks bei Steidl neu erschienen ist. „Dieses Buch gehört in die Bibliothek wirklich jedes Fotografie-Liebhabers“, schreibt der Verlag – und hat damit vollkommen recht.

Mit „Paris“ erscheint jetzt noch ein zweites Fotobuch von Robert Frank, das 80 Fotografien aus dem Jahr 1951 in einem Band vereinigt. Viele der Aufnahmen werden nun zum ersten Mal veröffentlicht: Bilder des Pariser Alltags, fotografiert auf den Boulevards und Cafés, die gleichzeitig die Menschen der Stadt vor Augen führen, aber auch eine Physiognomie der Metropole selbst zeichnen.
26.6.2008
weitere BĂĽcher.
Frank, Robert: Paris. Hrsg. v. Frank, Robert /Eskildsen, Ute. 160 S., 80 Tritone-Taf. 20 x 24,5 cm. Steidl, Göttingen 2008. Gb /EUR 30,00 ISBN 3-86521-754-0

Marc Peschke
Frank, Robert: Die Amerikaner. Einl. v. Kerouac, Jack. 180 S., 83 Tritone-Taf. 21 x 18,4 cm. Steidl Göttingen 2008. Ln EUR 30,00
ISBN 3-86521-658-7
 
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