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Handbuch Denkmalschutz und Denkmalpflege |
Wie funktioniert Denkmalpflege? Auf diese Frage läßt sich das dicke "Handbuch Denkmalschutz" zusammenfassen, hierzu bietet es Lösungsansätze. Auf 672 Seiten behandeln die 27 (!) Autoren aus Denkmalbehörden, Universitäten, kirchlichen, kommunalen und staatlichen Bauämtern, aus Rechtsanwalts- und Steuerberaterkanzlei sowie Architekturbüro die wesentlichen Probleme, die sich dem Bauherrn, dem Planer und Restaurator, dem Finanzberater und der staatlichen Denkmalpflege rund ums Denkmal stellen. Das synoptisch dargestellte Denkmalrecht von Bund und Ländern verknüpfen die Herausgeber dazu mit den aktuellen denkmalpflegerischen und archäologischen Grundsätzen.
Die Verfasser von der Denkmalfront sparen dabei kritische, ja bissige Anmerkungen zu den Fehlerquellen, die den Erfolg denkmalschützerischer Bemühungen seit jeher untergraben, nicht aus. So hinterfragt Prof. Dr. Ursula Schädler-Saub in "Konservierung, Restaurierung, Instandsetzung", S. 212 ff. die verfügbaren "handwerklichen und technischen Qualitäten" sowie die Planungshoheit bei Substanzeingriffen und fordert ein "gut funktionierendes Team aus Denkmalpflegern und Restauratoren, Historikern, Handwerkern und Künstlern", um die altbekannten Schäden durch "Denkmalpflege", vor allem auch "Restaurierung" wenigstens künftig zu vermeiden. Daß dies im bunten Alltag zwischen Handwerkswut und Planungsstolz nur schwer eingelöst wird, bemerkt Prof. Dr. Gert Th. Mader in "Organisation und Ablauf einer Maßnahme - Planung" S. 283 ff. im Zusammenhang mit den Umnutzungen "großer Schrannen zu Veranstaltungssälen, wodurch diese Denkmäler völlig verfremdet und beträchtlich zerstört wurden", oder wenn "Zerstörungen durch Elektro- oder Rohrleitungen größer sein können als die durch neue Einbauten von Wänden." Aber auch "modische Einbauten wie Wendeltreppen in Balkendecken" bringen "ohne Not durch Auswechslungen Schwachstellen in eine gealterte Konstruktion", entlarven "Denkmalschutz und Denkmalpflege" als wohlfeile Tarnbegriffe für Denkmalmord. Hier muß der Denkmalbesitzer also ansetzen, wenn er günstig und langlebig instandsetzen will. Sein altes Haus ist in aller Regel energietechnisch vorteilhaft konstruiert und könnte diesbezüglich in Ruhe gelassen werden. Normgemäße Energiesparzutaten aus bauphysikalischem Unverstand wie Dämm- und Dichtkonstruktionen können weder Energie noch Kosten sparen, aber das Bauwerk und dessen Nutzer nachhaltig schädigen. Folglich fordert Dipl.-Ing. Konrad Fischer, Mitglied des Beirats für Denkmalerhaltung (nicht des Wissenschaftlichen Beirats!) der Deutschen Burgenvereinigung e.V., in "Energiesparen und Wärmeschutz am Baudenkmal" S. 388 ff., regen Gebrauch der denkmalbezogenen Ausnahmen und Befreiungen von der EnergieEinsparVerordnung EnEV. Einige redaktionelle Schwachstellen vorwiegend im Verweis- und Fußnotenapparat, die die Folgeauflage ausmerzen wird, können den Gebrauchswert dieses Handbuchs nicht wirklich beeinträchtigen. Seine praktikablen Ratschläge zum Planen, Finanziereun und Bauen, seine verständlichen Erläuterungen der Grundbegriffe, seine reichen Literaturhinweise und der ausgereifte Schlagwortkatalog machen es zu einem guten Arbeitswerkzeug für bessere Denkmalpflege. Daß diese nicht nur an den allseits anerkannten "hochrangigen" Baudenkmalen Not tut, sondern auch an den aufgegebenen Hinterlassenschaften der industriellen Kultur, zeigt Axel Föhl in "Denkmäler der Technikgeschichte" S. 138 ff.: Die "Auffassung, es müsse sich bei einem Baudenkmal unbedingt um ein künstlerisch hochwertiges Objekt handeln" ist zumindest in der Fachwelt "überwunden". Den Herausgebern um Dr. Dieter Martin, Dozent für Management und Recht der Denkmalpflege an der Uni Bamberg, der auch die meisten Beiträge liefert, ist ein großes Werk gelungen. Es wird in der Zeit ruinierter Denkmalpflegekassen seine Bedeutung noch oft genug beweisen können. |
Konrad Fischer |
Handbuch Denkmalschutz und Denkmalpflege. Recht, fachliche Grundsätze, Verfahren, Finanzierung. Hrsg. Martin, Dieter; Krautzberger, Michael /Deutsche Stiftung Denkmalschutz. (C. H. Beck Baurecht ) 750 S. Ln., C.H. Beck, München 2004. EUR 89,00 |
ISBN 3-406-51778-1
[C. H. Beck]
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