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Kulturerbe verpflichtet |
Nach 1990 wurden in Polen mehr als die Hälfte der mehrere tausend denkmalgeschützen Gebäude privatisiert. 2017 sind mehr als die Hälfte aller denkmalgeschützten Gebäude vom Verfall bedroht, profane Bauten häufiger als sakrale. Noch immer also ein weites Förderfeld, von 1991 bis um 2002 für die hier auch dokumentierten Aktivitäten der staatlichen Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit (Warschau). Ihr folgte 2007 jene private Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (Görlitz/Berlin, Schwesterstiftung in Warschau), die sich hier vorstellt. Mit bisher und momentan fast vierzig Förderprojekten erhaltenswerter, überwiegend einst deutscher, heute auch polnischer, europäischer Kulturdenkmäler in Pommern, Kujawien/Masuren, Ostpreußen und Schlesien.
Dort zeigt sich mit den Friedenskirchen in Jauer/Jawor und Schweidnitz/Swidnica wenig bekanntes Weltkulturerbe, zentral in Ostpreußen dann das regional-kunstgeschichtlich und historisch wichtige Schloß Steinort/Stynort. Deutscher Erinnerungsort, Familiensitz des 1944 gehängten Widerstandskämpfers Heinrich von Lehndorff. Teilrestauriert, mit noch immer kontrovers diskutiertem Nutzungskonzept als Hotel, Resort. Doch auch kleinere kulturelle Leuchttürme gelangen ins Bild wie, nur drei Beispiele, eine gotische Dorfkirche und eine Wegekapelle im Weichseldelta, ein Bürgerhaus in Pommern. Sie, wie alle anderen vorgestellten Objekte fachwissenschaftlich-detailliert beschrieben, mit oft modellhaft sanierten/restaurierten Mauern, Wandmalereien, Deckenbemalungen und beeindruckenden farbigen Glasfenstern/Glasmalereien. Den übergreifenden historisch-kulturellen Hintergrund dazu liefern die drei heute regional zuständigen polnischen Denkmalpfleger, die auch über die Bemühungen um die Pflege des jeweiligen kulturellen Erbes nach 1945 informieren. Wie das Nationale Institut für das Kulturelle Erbe, Warschau, über seine Schwerpunktförderung der Fürst-Pückler-Gartenanlagen und, abrundend, ein Beitrag über die in privater Initiative wiederhergestellten Gärten von Gut Lomnitz in Schlesien.
Interviews mit Erzbischof Nossol, dem evangelischen Bischof Pytel und der deutschen Spenderin für ein zu sanierendes Bürgerhaus lockern diese sachbezogenen Beiträge mit ihrem breiten Spektrum an individuellen, auch negativen, Erfahrungen bei der Bewahrung von Kulturerbe auf. Das Engagement, freundliche Beharrlichkeit, Diplomatie und Kompromißbereitschaft voraussetzt. Eigenschaften, die den polnisch-deutschen Kulturbürger Niewodniczanski besonders auszeichneten, dessen beispielhafte Polonica-Sammlung als Leihgabe im Warschauer Schloß gezeigt wird. Persönliche Erinnerungen an ihn beschließen einen Band zu einem Thema, das man sich im öffentlichen Bewußtsein breiter verankert wünscht.
18.12.2017 |
Wolfgang Schmidt, Berlin-Friedenau |
Kulturerbe verpflichtet. Zehn Jahre Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz (2007–2017) | Bilanz und Zukunft. Bearbeitet von Hinterkeuser, Guido; Hrsg.: Deutsch-Polnische Stiftung Kulturpflege und Denkmalschutz; Bearbeitet von von Krosigk, Klaus-Henning; Schabe, Peter. 320 S. zahlr. fb. Abb. 26 x 21 cm. Gb. Lukas Verlag, Berlin 2017. EUR 30,00. |
ISBN 978-3-86732-293-5
[Lukas]
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