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Boote, Burgen, Bischarin |
Boote, Burgen, Bischarin. Der Titel ist insofern geheimnisvoll, als der Laie vermutlich nichts mit dem Begriff „Bischarin“ anfangen kann. Hier sei es gesagt, Bischarin lautet der Name eines Volksstammes, dessen Menschen am unteren Nil zuhause waren und die Reisenden um 1900 auf ihren abenteuerlichen Exkursionen begleiteten und unterstützten. Dieses Reisetagebuch aus dem Jahr 1900 erzählt die Begebenheiten einer Forschungsreise nach Unternubien in das Gebiet des 2. Nilkatarakt. Unter der Leitung des deutschen Ägyptologen Heinrich Schäfer (1868-1957) reiste eine Gruppe Wissenschaftler Ludwig Borchardt (1863-1938), Curt von Gruenau (1871-1939), Hermann Thiersch (1874-1939) und Georg Steindorff (1861-1951).
In seinem Tagebuch bietet Heinrich Schäfer neben wunderbar beschriebenen Überraschungen und Eindrücken, denen die Crew täglich ausgeliefert war, einen hervorragenden Überblick über die Archäologie und Kulturgeschichte des heute in den Fluten des Nasser-Stausees versunkenen Gebietes zwischen dem ersten und zweiten Nilkatarakt, zwischen Assuan und Wadi Halfa.
Dabei vermitteln Schäfers Aufzeichnungen nicht nur einen Eindruck von den Kulturdenkmälern des antiken Ägypten und ihres Erhaltungszustandes um 1900, sondern bieten auch lebhafte Schilderungen der Kultur und Lebensweise der Nubier. Hin und wieder eingestreute Exkurse liefern das nötige Grundwissen.
Zur Illustration über die von Schäfer angefertigten Bleistiftskizzen hinaus wurde der Band mit reichem zeitgenössischen Bildmaterial aus den Archiven u. a. des Ägyptischen Museums – Georg Steindorff – in Leipzig, dem Schweizerischen Institut für Ägyptische Bauforschung und Altertumskunde in Kairo und natürlich dem Archiv und der Bibliothek des Deutschen Archäologischen Institutes Kairo ausgestattet. Zusammen mit dem äußerst farbenfrohen und zum Zeitpunkt der Abfassung des Tagebuches gerade in Deutschland eingeführten Medium der illustrierten Ansichtskarten ist ein reich bebilderter Band zur Forschungsgeschichte der Ägyptologie und Sudanarchäologie sowie der Kulturgeschichte Nubiens und ihrer Erforscher entstanden.
Liest man sich Stück für Stück durch die Tageseindrücke Heinrich Schäfers, könnte man meinen, man sei dabei, sehe die Sonnenuntergänge, probiere die Schlafplätze, warte auf den richtigen Wind, spiele mit den Freunden Skat und ist gleichsam überwältigt von den zahllosen Monumenten der alten ägyptischen Kunst.
07.04.2017 |
Gabriele Klempert |
Boote, Burgen, Bischarin. Heinrich Schäfers Tagebuch einer Nubienreise zum zweiten Nilkatarakt im Jahre 1900. Gertzen, Thomas L. Menschen – Reisen – Forschungen (2). 2014. 280 S. 250 fb. Abb. 27 x 21 cm. Gb. L. Reichert Verlag, Wiesbaden 2014. EUR 79,00. CHF 105,00 |
ISBN 978-3-89500-964-8
[L, Reichert]
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