|
|
[zurück] |
Johann Georg von Dillis. Der unbekannte Radierer. |
Der Landschaftsmaler Johann Georg von Dillis (1759–1841) wurde in der „Deutschen Jahrhundertausstellung“ 1906 in Berlin ebenso wiederentdeckt wie sein heute berühmterer Zeitgenosse Caspar David Friedrich. Als Maler hat Dillis um 1800 eine neue Art der Landschaftsauffassung in Süddeutschland begründet, der es nicht allein um naturgetreue Wiedergabe von Gegenden ging, die man bis dahin nicht als bildwürdig angesehen hatte, sondern vor allem auch um die Stimmung von Licht und Witterung. Geboren als Sohn eines Försters, gelang dem Hofmaler der Wittelsbacher ein für seine Zeit erstaunlicher gesellschaftlicher Aufstieg bis zum Direktor der Pinakothek in München. Als Künstler wirkte er weitgehend im Privaten und in einem Kreis befreundeter Künstler. Dass er sich dennoch persönlich mit Druckgraphik beschäftigt hat, ist daher zunächst erstaunlich, denn er suchte kein breites Publikum. Die Radierung hatte er mit Kinderportraits und Buchillustrationen für sich entdeckt. Es dürfte ihm auch entgegengekommen sein, dass diese Technik am Ende des 18. Jahrhunderts gerade bei Landschaftsmalern zunehmende Beachtung gefunden hatte, wobei Dillis selbst zudem die (Radier-)Kunst Rembrandts hoch geschätzt hat.
Im nun vorliegenden Buch wird erstmals das druckgraphische Werk des Künstlers gewürdigt und vollständig illustriert wiedergegeben. Es umfasst 55 heute nachweisbare Radierungen sowie die einzige bekannte Lithographie – anscheinend wollte der Künstler dies kurz nach 1800 in München neu etablierte Druckverfahren auch einmal ausprobieren. Bis auf wenige Ausnahmen sind alle Werke in Originalgröße reproduziert und ihre kunsthistorischen Hintergründe in kurzen Begleittexten erläutert. Der Autor konnte neue Bezüge innerhalb des Werks aufzeigen und für mehrere Werke nachweisen, dass es sich um Kopien nach niederländischen Radierungen des 17. Jahrhunderts – aber auch von Zeitgenossen – handelt, so dass nun gesichert ist, dass sich Dillis die Landschaftsradierung sozusagen selbst beigebracht hat. Einige seiner schönsten und technisch ambitioniertesten Radierungen sind Landschaften, wie bei diesem Künstler nicht anders zu erwarten ist, aber neben den frühen Portraits hat er gelegentlich kleine Skizzen an die Ränder seiner Bilder gestellt, in denen er Charakterköpfe festhielt.
Der Autor dokumentiert die Zustände der Drucke und konnte eine ganze Reihe nachweisen, in denen der Künstler Korrekturen eingetragen hat, die er dann in die endgültige Druckplatte noch eingearbeitet hat. In dem Buch lernt man also nicht nur eine bislang kaum beachtete Facette im Werk von Dillis kennen, sondern erhält auch allerlei Einblicke in die Finessen dieser ungeheuer variantenreichen Technik. Register zu den eigenen Vorlagen, wie auch zu den Zitaten anderer Künstler sowie eine ausführliche Einführung in Leben und (Radier-)Werk lassen dieses Werkverzeichnis zu einer kleinen, edel gedruckten Monographie werden.
06.08.2024 |
Andreas Strobl |
Johann Georg von Dillis. Der unbekannte Radierer. Werkverzeichnis der Druckgraphik. Hrsg.: Roggendorf, Michael. 128 S. 21,5 x 30,5 cm. Edition Fichter, Frankfurt 2024. EUR. 39,00. |
ISBN 978-3-947313-19-8
|
|
|
|
|
|