KunstbuchAnzeiger - Kunst, Architektur, Fotografie, Design Anzeige Verlag Langewiesche Königstein | Blaue Bücher
[Home] [Kunst] [Rezensionen] [Druckansicht]
Themen
Recherche
Service

[zurück]

BilderBuch. Die Sammlung Würth.

Vorliegendes BilderBuch bietet in 18 Kurzkapiteln Zugänge zu 97 ausgewählten Bildern der heute an die 6000 Werke umfassenden Kunstsammlung Würth. Das schmale, jedoch opulent ausgestattete Bändchen erschien zur Eröffnung der Kunsthalle Würth in Schwäbisch Hall und richtet sich an ein Publikum im Alter "von acht bis achtzig". Es werden Bilder von 18 Künstlern - überwiegend bekannte Namen (leider ist keine einzige Künstlerin darunter) - vorgestellt. "In Siebenmeilenstiefeln durch die Kunst der letzten hundert Jahre" zu wandern, wie Museumsdirektorin Sylvia Weber im Vorwort (S. 5) das Anliegen beschreibt, ist kein leichtes Unterfangen. Die beiden Autorinnen haben viel Mühe und Sorgfalt darauf verwendet, lebendige Wege zum jeweiligen Kunstwerk aufzuzeigen. Dennoch verbleiben nach Lektüre und Betrachtung einige Fragen.
Das Buch ist so aufgebaut, dass das jeweils besprochene Bild fast immer als ganzseitige Farbabbildung auf der rechten Seite steht. Dies vermittelt Ruhe und lässt dem Blick des Betrachters viel Spielraum. Unter einer prägnanten Überschrift stehend ist das Bild eingebettet in den Text, der häufig mit einer Bildbeschreibung beginnt und in historische und biografische Informationen mündet. Auf der linken Seite werden zusätzlich Zitate der vorgestellten Künstler gegeben sowie Fotos oder Werke anderer Künstler gezeigt - Hintergrundinformationen also. Die Texte sind alle leicht verständlich und ohne pädagogischen Zeigefinger geschrieben.
Mittels dieser Collagetechnik ergeben sich einerseits tatsächlich faszinierende Einblicke und Querverbindungen. Zum Beispiel der Verweis auf Serge Poliakoffs Wertschätzung altägyptischer Kunst (S. 46) neben seinem abstrakten Werk "Composition" aus dem Jahre 1968. Andererseits besteht jedoch die Gefahr, die so präsentierten Bilder ausschließlich mit Hilfe dieses spezifischen kunstgeschichtlichen Vokabulars an Bild- und Textzitaten zu lesen. Zumal, wenn die aufgezeigten Zusammenhänge derart frappierend sind wie im vorliegenden Fall.
Geschieht dies aber, so geht, wie leicht einzusehen ist, etwas von der eigenen lebendigen Herangehensweise an das Kunstwerk verloren. Kritisch anzumerken ist des weiteren, dass bezogen auf das 1920 entstandene Bild von Emil Nolde, "Negerfigur und Mohn" (S. 12-15), die so eminent wichtige Thematik der eurozentristischen Sichtweise auf Kunst schlichtweg fehlt. Da sich die Publikation an "alle" Kunstinteressierten richtet, wiegt dies besonders schwer. Ähnlich Problematisch ist die Gegenüberstellung von Arbeiten von Matthis Neithard Grünewald und Hermann Nitsch (S. 80-85), obschon kunsthistorisch diskutierbar. Gelungen dagegen wie Christo und Jeanne Claude präsentiert werden (S. 68-71.
Das BilderBuch ist Teil einer Reihe. In gleicher Aufmachung liegen Publikationen für Museen - oder einzelne Abteilungen in diesen - in München, Kassel und Hannover vor. Weitere dürften folgen.
23.8.2001
Matthias Mochner
Sonja Klee, Sylvia Riedmaier. BilderBuch. Sammlung Würth. 88 Seiten, 17 x 24 cm, 97 Farbabbildungen, Broschur, DM 22,50
ISBN 3-934350-49-6
 
© 2003 Verlag Langewiesche [Impressum] [Nutzungsbedingungen]