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Klassizismus bis frühe Moderne

Zersplitterte Moderne:
Zeichnerische Positionen des 19. Jahrhunderts.

„Klassizismus bis frühe Moderne“ - so schlicht wie der Titel dieses vom Kunstmuseum Basel anlässlich einer Ausstellung herausgegebenen Katalogbuchs ist, so widersprüchlich, ja entgegenlaufend und verwirrend sind die hier zusammengefassten Strömungen der grafischen Kunst des 19. Jahrhunderts. Für viele Künstler war die Grafik ein bevorzugter Ort der Rebellion, weil sie vor allem für die traditionellen Werte der Kunst stand. Der Kampf gegen jenen Akademismus wurde so auch häufig auf ihrem Terrain ausgefochten.

Am Anfang des 19. Jahrhunderts lassen sich mit Klassizismus, Romantik und der Kunst der Nazarener noch deutlich abgrenzbare, aufeinander abfolgende Stile der Grafik ausmachen. Doch je weiter das Jahrhundert voranschreitet, um so mehr zersplittert sich das künstlerische Koordinatensystem in eine kaum überschaubare Masse individueller Positionen, für die etwa Namen wie Menzel, Böcklin, Hodler, Redon, Seurat, Cézanne und schließlich Picasso stehen.

Einige Künstler wie etwa Leibl oder Feuerbach sahen in der Zeichnung noch im 19. Jahrhundert lediglich eine Vorstufe der Malerei, andere dagegen eine sehr persönliche, intime Herzensangelegenheit, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Doch diese Auffassungen werden seltener. Die Grafik bekommt einen mehr und mehr autonomen Status - als eigenständiges Kunstwerk.

Vor allem die Entdeckung der Fotografie, die nun exakte Naturstudien möglich machte, fördert die Emanzipation der Grafik, wie wir beim Blättern in dem kleinen Band sehen, der 109 Zeichnungen von 50 Künstlern und einer Künstlerin vorstellt. Alle Werke stammen aus der Sammlung des Basler Kupferstichkabinetts, das seine herausragenden Bestände in diesem Buch eindrucksvoll dokumentiert.

Darüber hinaus ermöglicht der Band aber vor allem einen komprimierten, in der Auswahl freilich subjektiven Einblick in die grafische Kunst des 19. Jahrhunderts. Die Autorin führt in ihrem Text in das Thema ein, um sich später vor allem mit den Zeichnungen des französischen Symbolisten (und Prä-Surrealisten) Odilon Redon zu befassen.
27.5.2007


Marc Peschke
Klassizismus bis frühe Moderne. Zeichnungen des 19. Jahrhunderts. Hrsg. Anita Haldemann, Kunstmuseum Basel. 122 S., zahlr. Abb., 21 x 24 cm, Gb. Kerber, Bielefeld, 2006. EUR 30,00
ISBN 978-3-86678-020-0
 
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