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Daniel Spoerri, Meret Oppenheim und mehr.

Daniel Spoerri wurde 1930 in Rumänien, genauer in Galati geboren, wuchs in der Schweiz auf und lebt heute in Italien. 1960 entstehen seine ersten 'Eat art', seine so genannten Fallenbilder. Bilder, bei denen Restbestände einer Situation, z. B. ein Tisch mit benutztem Geschirr und Essensresten auf ihrer zufälligen Unterlage befestigt werden. Auf diese Weise wird das Vorgefundene von der horizontalen in die vertikale Lage gebracht und das entsprechende Resulat zum Bild erklärt.

Doch Spoerri hat sich auch um das Vorgehen ‚vor‘ dem Essen gekümmert: um das Kochen selbst, um die dazu notwendigen Vorkehrungen und um das Sammeln von Wissen, was jedem Kochen vorausgeht. Spoerri ist ein Sammler von Kochbüchern, besonders gern sammelt er alte Kochbücher. Man könnte behaupten, er sei darum eine Art kulinarischer Ethnologe. Damit nicht genug, Daniel Spoerri ist auch Restaurantgründer und: ein Provokateur von Auge und Gaumen schlechthin.
In dem vorliegenden Bändchen ‚Eat Art‘ sind zahllose, durchaus ernst zu nehmende Rezepte aufgeführt, umrahmt mit Glossen und Anekdoten und zu einer Kulturgeschichte des Essens zusammengestellt. Eat Art nennt Daniel Spoerri seine Beschäftigung mit dem Essen als Teil des Lebenszyklus: »Erst mal musste ich wissen, wie es dazu kam, zu dieser Unordnung auf dem Tisch — ich musste in die Küche zurück. Ich wollte wissen, wie man kocht, was es dazu braucht«, erklärte er 1970.

Stationen dieser Suche sind in diesem Band versammelt: Ob er in der ‚Küche der Armen der Welt‘ dem Prinzip nachgeht, aus Wenigem und Preiswertem das Beste und Nahrhafteste zu kochen, ob er aus Kulturgeschichten, Soldaten- oder Hofkochbüchern zitiert, Küchenkuriositäten zusammenstellt oder Aphrodisiaka sammelt — die in diesem kleinen Büchlein zusammengestellten Texte sind im wahrsten Sinne des Wortes ein echter Schmaus, ein kurzweiliges und lehrreiches Lesefutter.
Es darf gekocht werden.

Die „Kleine Bücherei für Hand und Kopf“ hat aber noch viel mehr zu bieten für den kleinen Hunger zur künstlerischen Moderne. Zum Beispiel „Meret Oppenheim – Eine Portrait-Collage. Notiert und arrangiert von Elke Heinemann.
Meret Oppenheim ist mehr als die Pelztasse! In Gesprächen, die Elke Heinemann mit Freundinnen und Freunden, Verwandten und Kollegen der Künstlerin geführt hat, geht es um Kindheitserlebnisse, um frühe künstlerische Erfolge, um eine lange Schaffenskrise und um deren Überwindung sowie um das späte Comeback mit internationalen Ausstellungen. Deutlich wird, dass Meret Oppenheim sich nicht auf jene Klischees reduzieren lässt, die sie als ‚Libertine‘ im Kreis der Surrealisten ausweisen oder als Ikone des Feminismus. Vielmehr hat sie mit Erfolg stets um ihre künstlerische Eigenständigkeit gekämpft und sich gegen jede Art der Vereinnahmung gewehrt.
6.3.2007

Auch die weiteren Titel dieser kleinen Reihe: „Max Ernst. Schnabelmax und Nachtigall. Texte und Bilder“ (ISBN 3-89401-488-1). oder „Jannis Kounellis. Der Wind – Texte und Zeichnungen“ sind jederzeit und gern zu empfehlen (ISBN 3-89401-485-7).



Susanne Holst
Spoerri, Daniel: Eat Art - Daniel Spoerris Gastronoptikum. Vorw. v. Räderscheidt, Barbara. Ill. v. Schulmeyer, Heribert. 128 S., 30 sw. Abb.. (Kleine Bücherei f. Hand u. Kopf 56) Ebr. Edition Nautilus, Hamburg 2006. EUR 12,90
ISBN 3-89401-499-7   [Edition Nautilus]
 
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