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Lohengrin in Bildern |
Abgedruckt findet sich hier Richard Wagners Libretto zu „Lohengrin“ in der Fassung von 1871, illustriert mit 52 bisher unveröffentlichten Bühnen- und Kostümentwürfen von Neo Rauch, Malerstar der Neuen Leipziger Schule, und seiner Frau Rosa Loy. Illustrationen für die Bayreuther Aufführung von 2018, Katharina Wagner hatte dazu eingeladen. Ergänzt um ein Essay Christian Thielemanns, Chefdirigent der Sächsischen Staatsoper, zu Wagners Musik und nur wenigen Bemerkungen zu seiner Zusammenarbeit mit beiden an diesem Projekt. So bleiben deren künstlerische Intentionen aber auch die Auswahlkriterien für die in diesem Buch abgedruckten Entwürfe unbenannt.
Direkte Wechselbezüge zwischen abgedrucktem Text und den dazu abgebildeten Bühnen- und Kostümentwürfen finden sich kaum, sodaß dem Leser oder Betrachter auch hier ein individueller Interpretationsspielraum bleibt. Für, hier zentral, Erinnerungen an Delfter Blau, Assoziationen zu Blau. Eine Farbe für Märchen, unbestimmt, romantisch, Richard Wagners romantische Oper. Eine Farbe für Träume, Hoffnung, der Melancholie, Ungewißheit, Vieldeutigkeit, Lohengrin eben. Eine Farbe die in der künstlerischen Bühnen- und Kostümgestaltung hier dominiert und den Kern dieser Oper trifft, überzeugend. 2018 zeitgeistgemäß inszeniert, inhaltlich auf einen zweifachen weiblichen Triumph heruntergebrochen, ein weibliches Bündnis statt weiblicher Rivalität (Elsa/Ortrud) und dessen Sieg über die einst dominierenden und hier so schwachen, ja sterbenden Männer (Lohengrin, Telramund, das Heer).
Der künstlerisch-gestalterische Tribut des Künstlerpaares an diese Interpretation? Eine Überraschung: Keiner, keine Männer in Fauenkleidern, nichts Regenbogenfarbiges. Rauch und Loy erweisen sich als moderne Traditionalisten, verschränken hier, wie Rauch in seiner Malerei, Zeitebenen miteinander. Was sich in diesem Buch an den Kostümentwürfen immer wieder besonders deutlich zeigt. Wo schon einmal, nur ein Beispiel, altniederländische Hauben und Spitzenkragen mit rockigen DocMartens-Schuhen korrelieren. Unsere Zeit gewinnt hier Rückbezüge, Boden.
Doch warum treten alle Hauptprotagonisten mit Flügeln auf, die Frauen und Männer des Chores mit auf Lanzen gespießtem Getier (Insekten?). Hier meldet sich wieder der Wunsch nach einem (hier nicht abgedruckten) Gespräch mit beiden Künstlern über ihre gestalterischen Vorstellungen. Aber vielleicht sollte man Wagners romantische Oper als das lesen, was sie ist, ein Märchen, kryptisch. So kann es zu einem schönen Buch für viele werden, haptische Werkergänzung für Wagnerianer und Kenner von Neo Rauch und Rosa Loy.
23.10.2020 |
| Wolfgang Schmidt |
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Lohengrin. Wagner, Richard. Illustriert von Loy, Rosa; Christian; Rauch, Neo.Vorwort von Thielemann,.152 S. 50 Abb. 24 x 16 cm. Gb. C.H. Beck Verlag, München 2020. EUR 34,00. |
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ISBN 978-3-406-75066-3
[C. H. Beck]
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