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Es gibt so viel Kunst, so viele Künstler. Sie alle zu entdecken und vor allen Dingen zu beurteilen, zu lieben oder sie gar zu kaufen, erfordert entweder viel Sachkenntnis, manchmal Arroganz aber vor allen Dingen Herz und gern auch Verstand.

Der Verein für Original-Radierung München (er ist bereits 127 Jahre alt!) hat für seine Mitglieder eine Jahressammlung von Objekten aus der Zeit 1999 bis 2019 herausgegeben. Die entsprechende Ausstellung musste wegen Corona leider verschoben werden. Aber in diesem kleinen und preiswerten Buch kann man schon mal schnuppern.
Stefanie Hofer führt uns 2019 nach „Nymphenburg“ eine tiefdunkle Aquatinta Landschaft. Noch einigermaßen sichtbar ist ein Wasserbecken während im Hintergrund nur eine Ahnung besteht, eine dekorative Parkarchitektur ausfindig zu machen. Es ist Nacht, eine friedliche Nacht.
Bettina van Haaren stellt uns in ihrem Linolschnitt 2010 „Ärmel“ vor., wuseliges Stoffgekringel an den Oberarmen, wobei sich die Unterarme völlig unrealistisch verbinden. Das habe ich anfangs vor lauter Gewusel gar nicht gesehen!
Wolfgang Werkmeister zeigt 2007 „Drei Bäume am Teich“, aber es sind nur drei Stämme, an einem See stehend, ganz ohne jedes Blatt. An den Stämmen winden sich astartige Gebilde. Bringen sie den Tod oder neues Leben?
Hans Wap gibt „Rückenwind“. Auf dem Siebdruck aus dem Jahr 2005 versucht ein Mann vor tiefblauem Himmel mit Sommerwolken und zwei Segeln das Fliegen - geht natürlich nicht! Aber man darf träumen wie es wohl wäre, man könne es, ganz allein, ohne Ryanair!
Anton Kirchmair präsentiert uns ganz ohne Titel auf seinem Holzschnitt 2003 schwirrende, ockergelbe Steinchen oder Klötzchen oder sind es Corona-Viren?
Andreas Strobl erläutert uns in seinem Einleitungstext, welche Bedeutung der Verein für Original-Radierung München e.V. für die Künstlerschar hat. Eine Kooperative, eine Genossenschaft oder ein Lobbyverband? Egal, es ist ein Verein für die multiplizierenden Künste.
Der Verein versteht sich als kommunikatives Forum, in dem sich Freunde treffen, Kunstfreunde Produzenten kennenlernen können und man gemeinsam über die vervielfältigende Kunst nachdenken und diskutieren kann. Das ist gut!

02.07.2020

PS. Die Ausstellung wurde im Juli eröffnet und ist noch bis Oktober - trotz Corona! - in der Feininger-Galerie in Quedlinburg zu betrachten.
Gabriele Klempert
StrichCode. Verein für Original-Radierung München e.V. Jahresgaben 1999-2019. Strobl, Andreas. Hrsg.: Philipsen, Christian; Freitag, Michael. Deutsch. 2020. 88 S. 65 fb. Abb. 20 x 24 cm. www.radierverein.de/ EUR 15,00

ISBN 978-3-96502-006-1
 
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