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Norbert Schwontkowski – visuel poetry

Zum 70. Geburtstag des Malers Norbert Schwontkowski (1949-2013) erscheint eine Würdigung seiner Werke „Norbert Schwontkowski, visuel poetry. Eine Sammlung der Galerie „Beim Steinernen Kreuz“ in Bremen von Brigitte und Udo Seinsoth, denen er sein Leben lang treu blieb. Sie setzt bei den frühen Arbeiten des Künstlers ein und reicht bis in sein Spätwerk hinein.

Einen Schwerpunkt der Arbeiten Schwontkowskis bilden seine Porträts, wobei diese häufig in miniaturhaften Ausführungen Tragikomödien erzählen. Man muss (und darf) bei Schwontkowski genau hinsehen. Sein „visuel poetry“ wirft Fragen auf, erweckt Neugier und dennoch ist die sparsame Arbeit zutiefst beseelt, obwohl wie bei Banksy nur wenige Striche das Geschehen beschreiben. Allerdings ist der Umgang mit Trauer und Schmerz eines seiner Hauptelemente, wenngleich sie nicht selten mit Witz und höchst intellektuellen Sprüchen angereichert sind. In seinem Wiener Telefonbuch begegnen wir einer Mutter mit Kind, ein tiefschwarzes mütterlich liebendes Gesicht umarmt ein Kind von dem man nicht weiß, ob es die Liebe spürt oder gern davonlaufen möchte. Auf diese Weise wird man sich seiner eigenen Kindheit bewusst.
Das endliche Leben ist Schwontkowskis Geheimnis, dem Alpha fehlt das Omega, das Alpha – mit Punkt! - wird schlichtweg gespiegelt, der Künstler ist nicht gottgläubig, alles bleibt offen, verwirrend und dennoch schön. Der scheinbar gespiegelte zweite Punkt steht auf der falschen Seite. Man darf sich nicht irritieren lassen.
Die Arbeiten Schwontkowskis nehmen den Betrachter mit und lassen einen intimen Blick in die Prozesse seiner Bildschöpfungen und Bildentstehungen zu. Sie erregen Verwunderungen und Nachdenklichkeit, Gefallen und – zumindest bei längerem Hinsehen - Wohlgefühl.
Nur ärgerlich ist, so finde ich es bis heute, wenn, wie im Einleitungstext, Liebhaber/Innen, Verehrer/Innen, Sammler/Innen, Begleiter/Innen und Rezipient/Innen formuliert wird. Diese profanen Hinweise, dass ein Sammler auch eine Sammlerin sein kann, gehen mir auf den Nerv. Das liest sich schlecht und hören kann man es auch nicht.
Das Werk Norbert Schwontkowskis ist Zeitgeist pur, kein „Fünfzeiler“, keine Kurznachricht, sondern intensives Betrachten, Fühlen und Denken – visuelle Poesie.

19.05.2019
Gabriele Klempert
Norbert Schwontkowski visuel poetry. Sammlung Brigitte und Udo Seinsoth. Beitr.: Seinsoth, Udo; Seinsoth, Karin; Beßling, Rainer. Engl.; Dtsch. 308 S. fb. Abb. Salon Verlag, Köln 2019. EUR 30,00.
ISBN 978-3-89770-535-7   [Salon Verlag]
 
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