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Sprung in den Raum – Skulpturen bei Alfred Flechtheim

Bildeten Max Liebermann, Lovis Corinth und Max Slevogt das Dreigestirn des Impressionismus, findet dieser Vergleich sein kunsthändlerisches Pendant in Paul Cassirer, Herwarth Walden und Alfred Flechtheim (1878-1937). Mit sicherem Gespür entdeckte und förderte der Kunstsammler und -händler, Publizist und Verleger Alfred Flechtheim die Kunst der Moderne, wie kaum ein anderer. Die von ihm vertretenen Künstler und Künstlerinnen oder die Titel der Ausstellungen, die er in seinen Galeriedependancen in Düsseldorf und Berlin während der 1920er und frühen 1930er Jahre organisierte, haben sich in die schillernde Geschichte der Klassischen Moderne eingeschrieben und sind nicht aus ihr wegzudenken.
In der 2011 veröffentlichten, umfangreichen Flechtheim-Biografie „Es ist Wahnsinniges mit der Kunst“ setzte der Historiker Ottfried Dascher dem Kunsthändler ein bleibendes Denkmal. Dieser ebenfalls im Nimbus Verlag erschienenen, unverzichtbaren Publikation ist nun der von Dascher herausgegebene, in Kooperation mit dem Georg Kolbe Museum realisierte Sammelband „Sprung in den Raum. Skulpturen bei Alfred Flechtheim“ gefolgt, der sich auf den Entdecker, Förderer und Händler der Bildhauerei der Moderne konzentriert.
Das trotz des großen Umfangs nicht unhandliche, gut gewählte Format und ansprechende Layout versammelt nach einer Einleitung von Dascher, Ursel Berger und Arie Hartog, 15 Aufsätze, die um einzelne Bildhauer (u.a. Barlach, Belling, de Fiori, Kogan und Sintenis) und ihre verschiedenartigen Beziehungen zu Flechtheim kreisen und für die der Herausgeber hervorragende Autorinnen und Autoren gewinnen konnte. Eine Stärke der Publikation, die u.a. von der Gerda Henkel Stiftung gefördert wurde, sind sicherlich die zahlreichen Abbildungen, die die Inhalte der Aufsätze anschaulich ergänzen ohne nur dekorative Illustration zu sein, doch in ihnen liegt auch eine Schwäche. Aufsätze von verschiedenen Autoren für einen Sammelband zu vereinheitlichen, ist immer eine Sisyphosarbeit und die grafische Gestaltung der einzelnen Texte und ihrer Anmerkungen hilft über etwaige Uneinheitlichkeiten hinweg, aber für die Abbildungen und ihr Verzeichnis hätte man sich ein wenig mehr Akkuratesse gewünscht. Wird für einzelne Abbildungen als Bildquelle lediglich die anonyme „Internetressource“ genannt, wäre es doch nicht nur für die abgedruckten Bildhauerarbeiten nützlich gewesen, den jeweiligen Standort zu vermerken. Und auch wenn die Publikation innerhalb von zwei Jahren realisiert werden konnte, hätte es nicht geschadet, ein wenig mehr Zeit aufzuwenden und dem Band ein Register hinzuzufügen – auch das ist eine Fleißarbeit, erhöht aber den Mehrwert und die Nutzbarkeit einer inhaltlich so umfangreichen und informativen Publikation erheblich.
Die vorliegende Veröffentlichung erschien begleitend zur Ausstellung „Alfred Flechtheim. Kunsthändler der Moderne“ im Georg Kolbe Museum (Berlin), die vom 21. Mai bis 17. September 2017 (verl. bis 3. Oktober 2017) gezeigt wurde. Der Band trifft einen Nerv der Zeit, denn Flechtheim hat dieser Tage Hochkonjunktur: Nicht nur das Kolbe Museum konzentrierte sich in seiner Ausstellung auf den Kunsthändler und seine Bildhauer, auch die Belling-Ausstellung im Hamburger Bahnhof kommt an Flechtheim nicht vorbei. „Sprung in den Raum“ ist zur richtigen Zeit erschienen und ehrt Flechtheims Wirken für die moderne Bildhauerei.

21.09.2017
Gloria Köpnick
Sprung in den Raum. Skulpturen bei Alfred Flechtheim. Hrsg.: Dascher, Ottfried; Shiner, Helen; Beitr.: Berger, Ursel; Deseyve, Yvette; Giebel, Jan; Hartog, Arie; Jahn, Carolin; Leinz, Gottlieb; Probst, Volker; Schlegel, Konrad; Terlau, Katja u.a. 300 S. Engl. Br. Nimbus Verlag, Wädenswil 2017. EUR 44,80. CHF 48,00
ISBN 978-3-03850-023-0
 
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