KunstbuchAnzeiger - Kunst, Architektur, Fotografie, Design Anzeige Verlag Langewiesche Königstein | Blaue Bücher
[Home] [Foto, Film, Medien] [Rezensionen] [Druckansicht]
Themen
Recherche
Service

[zurück]

Paul Wolff: Formen des Lebens. Botanische Lichtbildstudien (1931)

Dr. med. Paul Wolff (1887-1951) gilt als Pionier der Kleinbild-Fotografie. Als er 1931 das Blaue Buch "Formen des Lebens"herausgab, maß er sich an den Pflanzenfoto-Büchern von Karl Bloßfeldt, Ernst Fuhrmann und Albert Renger-Patzsch, auf diesem Gebiet den Protagonisten der neusachlichen Fotografie.
Aus der Einführung von Rainer Stamm:
Im Gegensatz zu den Aufnahmen Bloßfeldts oder Fuhrmanns, die nicht ohne die jeweils eigene Aussageabsicht des Fotografen bzw. ‘Bildregisseurs’ entstanden wären, war Wolffs Anverwandlung des ‘Neuen Sehens’ frei von jeder inhaltlichen Behauptung. Gerade die Absichtslosigkeit machte Wolffs "Formen des Lebens" so erfolgreich; er hatte die Pflanze nicht – wie Bloßfeldt oder Fuhrmann – ideologisiert, in dem er sie bis auf ihren Ornamentwert oder ihre Animalität entkleidete. Sein Fotobuch verstand er auch nicht als "Kampfansage gegen die Fotografen, denen die Fotografie nicht ‘künstlerisch’ genug war", wie Renger sein fotografisches ABC-Buch "Die Welt ist schön" aufgefaßt hatte. Nach den Pioniertagen der Foto-Avantgarde war für Paul Wolff der Weg geebnet, absichtslos die Welt mit neuen Augen zu sehen und mit perfektionistischer Meisterschaft das zu tun, wofür seine Vorgänger noch hatten kämpfen müssen.
Einige zeitgenössische Rezensenten erkannten diesen bedeutsamen Unterschied... . Während Fuhrmanns Buch eine bestimmte Absicht verkörperte, oder – wie Döblin es formulierte – offenbarte, daß "nicht nur ein registrierender, sondern auch ein denkender Blick auf die Natur" am Werk gewesen war, zeigten Wolffs Aufnahmen "gewissermaßen ohne Tendenz die Schönheit der Lebensformen". Wolffs Absichtslosigkeit ermöglichte es ihm, sich ganz auf die Gestaltung des fotografischen Bildes zu konzentrieren. In der Chronologie der Foto-Publikationen aus der heroischen Aufbruchszeit des Mediums steht Wolffs Bildband somit für die Emanzipation des ‘Neuen Sehens’. "Alle seine Bilder haben etwas unnachahmlich Leichtes, Lichtes ja Musikalisches. Sie wirken mühelos."

vdr
Wolff, Paul: Formen des Lebens. Botanische Lichtbildstudien mit Vorbemerkung und Hinweisen von Martin Möbius, überarbeitet von Friedrich Markgraf. Reprint der Ausgabe 1928 und Materialien zur Entstehung. Einf. f. Stamm, Rainer. 144 S., 130 Duotone-Abb. 26 cm. Die Blauen Bücher. Br Langewiesche, Königstein 2002. EUR 19,80
ISBN 3-7845-2480-X   [Langewiesche - Königstein]
 
© 2003 Verlag Langewiesche [Impressum] [Nutzungsbedingungen]