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Tadeusz Rolke – Wie ich unter die Deutschen geriet |
Hier folgt kein Fotograf, wie so häufig, den Spuren seiner Großeltern. Hier spürt ein Fotograf 2019 den Stationen auf seinem eigenen Weg nach. Der führt ihn als fünfzehnjährigen Melder im Warschauer Aufstand im August 1944 als Zwangsarbeiter nach Deutschland, bis zum März 1945.
Wovon das erste und vielleicht eindrucksvollste Kapitel in diesem Gespräch über ein langes Leben handelt, das durch Rolkes begleitende Fotografien zur von ihm illustrierten Biographie wird. Als Vierzehnjähriger fotografiert er in Warschau erstmals mit einer eigenen Kamera, nennt wenig später, im Arbeitseinsatz in Brandenburg, als Lebensziel „reisen und fotografieren“. Gereist ist er, fotografiert hat er. Und ist, die Fotografien zeigen es, im Polen der fünfziger und sechziger Jahre als Industrie-, Mode- und Pressefotograf für wichtige Zeitschriften mit Fotoreportagen bekannt geworden. In den siebziger Jahren in der Bundesrepublik erfolgreich, bewirbt er sich früh bei seinem beruflichen Traumziel, dem „Stern“. Doch wird er dort abgelehnt, er sei mehr Künstler als Reportage-Fotograf. Das war richtig eingeschätzt, wird doch für ihn in den achtziger Jahren und nun wieder in Polen die künstlerische Reportagefotografie zur bestimmenden fotografischen Ausdrucksform. Gemeint ist damit das von der Realität, der eigenen Erfahrung bestimmte künstlerisch gestaltete Foto. Wie jenes aus dem Jahr 2010 von einer jungen Frau die wie tot in einem Gleisbett liegt. Gesehen hat er sie 1944, eine Jüdin, die aus einem Eisenbahnwagen in den Tod gesprungen war. Fotografische Erinnerungsarbeit, die sich fotografischen Genre-Einordnungen entzieht.
Nun werden, neben Kunstausstellungen und Künstlerporträts, oft für „Art“, das frühere und heutige jüdische Leben in Polen zum Thema. Und schließlich, hier in seiner vorläufig letzten Arbeit, Hauptthema dieses Buches, die fotografische Inszenierung seines Weges 1944/45 von Warschau über Brandenburg nach Danzig, Ort seiner Befreiung und Hauptthema dieses Buches. In scheinbar nebensächlichen Motiven auf den Seiten 40 bis 55. Ein Haus ist zu sehen, dann nur Bäume, eine Toreinfahrt. Fotografische Symbole für Erinnerungen an diesen Weg, erlebte Realität, Geschichte.
In einem Buch, in dem sich deutsche und polnische Geschichte mit Fotografiegeschichte einprägsam miteinander verbinden. Ein Buch über die Vergangenheit in unserer Gegenwart.
17.12.2019 |
| Wolfgang Schmidt, Berlin-Friedenau |
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Wie ich unter die Deutschen geriet. Ein Gespräch. Rolke, Tadeusz. Zusammen mit Rostek, Andreas. 134 S. zahlr. Abb. Edition.fotoTAPETA, Berlin 2019. EUR 15,00. CHF 17,50 |
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ISBN 978-3-940524-82-9
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