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Filippo: Giorgione. Leben und Werk

Er ist bis heute ein "Geheimnis" geblieben: Zorzi da Castelfranco, genannt Giorgione, der große venezianische Renaissancemaler mit dem weichen Pinselstrich und den fein abgestuften Farbtönen, in dem sein erster Biograph, Giorgio Vasari einen Begründer der "maniera moderna" sah, denn die Geschichte geizt mit Informationen über seine Person, sein Leben und seine Werke. Dabei war Giorgione schon zu Lebzeiten, er starb 1510 mit 33 Jahren an der Pest, berühmt und hochgeschätzt bei Auftraggebern und Malerkollegen. Doch die Quellen geben nur spärliche Auskünfte, viele der von ihnen erwähnten Werke sind verloren und die erhaltenen meist unsigniert, zudem ist die Abgrenzung der künstlerischen Leistungen Giorgiones gegenüber seinen Mitarbeitern und Nachfolgern, Tizian vor allem, schwierig.
So ist "die Rekonstruktion des Katalogs... eines der ungewöhnlichsten Abenteuer der modernen Kunstwissenschaft" für die Autoren, auf das sie sich mit Begeisterung und Entdeckerfreude, mit umfassender und fundierter Sachkenntnis und mit wissenschaftlicher Gründlichkeit einlassen. Den immer noch faszinierenden Mythos Giorgione versuchen sie zu entschlüsseln, indem sie sich seinem kulturellen Umfeld Venedig, den intellektuellen Kreisen um den Maler möglichst weit annähern, die Besonderheit und Bedeutung der venezianischen Malerei des frühen Cinquecento herausstellen, die "direkten oder indirekten Anregungen Giorgiones durch fremde Schulen" ( die flämische Malerei, Dürer u.a. ) nachweisen, die wenigen zuverlässigen Daten und Fakten zusammentragen, Quellen und Hypothesen hinterfragen, die hochinteressante Forschungs- und Rezeptionsgeschichte umreißen und schließlich einen zusammenhängenden Oeuvrekatalog rekonstruieren, wohl wissend, "dass das nur wenig mehr als zehn Jahre umspannende Schaffen eines der größten Künstler" trotz allem "immer ein fragmentarisches Corpus bleiben wird."
Ihr Katalog enthält 33 eigenhändige Werke, 32 Gemälde und 1 Zeichnung, die in chronologischer Folge, z.T. zusätzlich in Ausschnitten abgebildet und ausführlich kommentiert sind. Die hervorragende Wiedergabequalität ermöglicht einen sehr guten Eindruck von Giorgiones Pinselführung und seinem lasierenden Farbauftrag. Erweitert wird der Oeuvrekatalog um 23 zugeschriebene Werke in schwarzweisser Wiedergabe und mit ausführlichen Erläuterungen zu Herkunft, Schicksal, Forschungsergebnissen und Literaturhinweisen. Letztere sind ein Teil der umfangreichen, unter verschiedenen Gesichtspunkten angelegten Bibliographie.
Dieser Prachtband zur Freude jedes Kunstliebhabers dürfte richtungsweisend für die weitere Forschung sein.
Christa Chatrath
Pignatti, Terisio; Pedrocco, Filippo: Giorgione. Leben und Werk. 09/1999. 224 S., 100 fb. u. 23 schw.-w. Abb., Werkverz., Bibliogr., Reg. 33 cm. HC,DM 178,-
ISBN 3-7774-8300-1
 
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