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Johannes Vermeer

Ein Maler "ohne Biographie" hatte der Kunsthistoriker Hajo Düchting ihn etikettiert, weil über das Leben Jan Vermeers (1632-75), der mit Rembrandt und Frans Hals zu den bedeutendsten holländischen Malern des 17. Jahrhunderts gehört, verhältnismäßig wenig bekannt ist. Dieses Wenige betrachtet der Autor in seiner als Dissertation (Univ. Basel) verfassten Arbeit genauestens (spektakuläre Neuigkeiten wird niemand erwarten) und setzt sich, überzeugt, daß "der Blick in die aktuelle Literatur zu Vermeer... nicht der Seherfahrung vor den Bildern Vermeers" entspricht, kritisch und selbstbewußt mit der umfangreichen Literatur und den Forschungsergebnissen der letzten 15 Jahre auseinander.
Das Schwergewicht in dieser Arbeit liegt auf den 36 Gemälden, die erhalten sind. "Den Ausgangspunkt" seiner Arbeit, erklärt der Verfasser einleitend, "bildet eine doppelte Blickverschiebung: Einerseits ein Ungenügen an der Einseitigkeit der heutigen Forschungslage, andererseits ein Unbehagen vor den Bildern selbst, wenn versucht wird, den derzeitigen Konsens über die Malerei Vermeers mit dem visuellen Bestand und den viel reicheren Erfahrungen in der direkten Anschauung in einen ausgeglichenen Zusammenhang zu bringen." (Beeindruckend: der gequälte Umgang mit der Sprache).
Als neue Methode zur Annäherung an die Gemälde wählt Greub "die Bildbeschreibung" und die anschließende "Interpretation". Gleichermaßen wichtig ist ihm die Bedeutung des Bildformates und des Rahmens (als Bildumfassung und als zeitgenössisches Umfeld), die er in ausgedehnten Exkursen erörtert. Sein Ehrgeiz, neue Methoden und Ergebnisse präsentieren zu wollen, ist unverhohlen. Da wirkt manches "an den Haaren herbeigezogen". Was er als Neuheit anbietet, werden Fachleute diskutieren (Laien sind mit diesem Buch nicht angesprochen), vorausgesetzt, die verkrampfte Sprache schreckt sie nicht ab bzw. ermüdet sie nicht vorzeitig.
Christa Chatrath
Greub, Thierry: Studien zur internationalen Architektur- und Kunstgeschichte 21. Johannes Vermeer oder die Inszenierung der Imagination. 208 S., 42 sw. u. 40 fb. Abb. 24 x 30 cm. Gb Imhof, Petersberg 2004. EUR 49,-
ISBN 3-937251-09-X   [Michael Imhof]
 
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