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Arte et marte

Die Beschäftigung mit dem Motiv des Pegasus gab der Autorin Claudia Brink, die Kunstgeschichte, klassische Archäologie und Philosophie in Hamburg studierte, den Anstoß zu der vorliegenden Dissertation.
Das geflügelte Pferd der griechischen Mythologie vereint zwei höchst unterschiedliche Eigenschaften in sich- als Begleiter des Perseus war er der Garant siegreicher Kämpfe, als Urheber der Inspirationsquelle auf dem Berg Helikon dagegen beflügelt er das künstlerische Schaffen. Die kämpferische Tat auf der einen und deren Verewigung in Werken der Literatur und Kunst auf der anderen Seite ließen Pegasus schließlich zum Sinnbild der fama werden.
Auf diese Vorstellung, dass ein Herrscher nicht nur ein erfolgreicher Kriegsherr, sondern auch ein Förderer der Wissenschaften und Künste sein sollte, beriefen sich in Italien im 14. Jahrhundert zunächst die Rechtsgelehrten, um ihren Anspruch auf Gleichstellung gegenüber den Soldaten zu begründen. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich die Kontroverse arma et leges dann zu einem lebhaften Disput über die Frage des Vorrangs der Waffen oder der Wissenschaften. In Form fiktiver Dialoge über das Verhältnis von arma et litterae stritten Rechtsgelehrte, Mediziner und Humanisten für die Nobilitierung ihrer Disziplinen. Deren Argumentationsweise machten sich schließlich auch die Künstler zu eigen, indem sie den Verantwortungsbereich des Herrschers um Architektur, Malerei und Bildhauerkunst erweiterten.
Die bildliche Ausprägung des Ideals arte et marte und seine Bedeutung für die Auftraggeber und Künstler ist in Italien an zwei Orten besonders deutlich faßbar: am Hof von Federico da Montefeltro in Urbino und in Florenz zur Zeit Cosimos I. de Medici. Hier zeigt sich, dass in dem Ideal arte et marte die Interessen zweier Seiten zusammentrafen. Während sich die Herrscher in dem Bild des kriegstüchtigen Heerführers und kunstliebenden Patrons als gute Regenten darstellen ließen, nutzten die Künstler diese Gelegenheit, um die Auftraggeber an ihre Verpflichtungen gegenüber den Wissenshaften und Künsten zu erinnern.
Gabriele Klempert
Gabriele Klempert
Brink, Claudia: Arte et Marte. Kriegskunst und Kunstliebe im Herrscherbild des 15. und 16. Jhs. in Italien. 2000. 224 S., 64 Abb., 24 cm. (Kunstwiss. Stud. 91) SC, DM 78,-,
ISBN 3-422-06292-0
 
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