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Caspar David Friedrich

Caspar David Friedrich - Ästhetik und Religion
Werner Busch studiert Caspar David Friedrich
"In der Tat beruht jede wissenschaftliche Erzählung ..... auf der metaphorischen Rede" (Hans M. Enzensberger, Die Poesie der Wissenschaft , 2001). Auch Werner Buschs Buch über Caspar David Friedrichs Ästhetik und Religion, in dessen Zentrum "Friedrichs protestantische Ästhetik und Schleiermachers ästhetischer Protestantismus" (S.186) stehen, könnte man in gewisser Weise als eine metaphorische, lesbar gemachte Lektüre von Bildern Friedrichs ansehen. Anders als viele frühere Friedrichinterpreten gelingt es Busch, gerade die Offenheit, die "Generierung" von Bedeutungsebenen in ihren historischen und spezifisch ästhetischen - frühromantisch-protestantischen - Sichtweisen sichtbar werden zu lassen. Werner Busch, einem profunden Kenner der Kunstgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts, gelingt es bei das Kunststück mehrere Sehweisen gleichzeitig zu praktizieren, die dem Phänomen Friedrich auf unterschiedlichen Sinnebenen eine historische Aktualität verleihen. Busch realisiert in und vor den Hauptwerken Friedrichs einen komplexe Formen und Bildschemata rekonstruierenden Blick, der beispielsweise eine - so noch nicht beachtete - "romantische Geometrie" (S.138) offenbart. Zugleich operiert der Autor mit dem kalten Auge des relativierenden Methodikers, der seinen eigenen Blick zwischen konkurrierenden Deutungen sucht (und diesen in einer Art reflexiv bestimmten protestantischen Religionsästhetik auch findet).Schließlich verraten Buschs reflektierte Beobachtungen zu historischen Bild-Details und manchen spekulativ geäußerten Querverbindungen auch die Vorliebe des Autors zur pointiert formulierten Problemdarstellung: es gelingt Busch kein glattes Bild Friedrichs zu vermitteln, sondern genau umgekehrt die sichtbaren Widersprüche in der Ästhetik der Bilder als Ort einer unsichtbaren historischen Leerstelle erkennbar zu machen.
"Ästhetik - abstrakte Bildordnung und Abbildung - sind nicht eins im Bild; wir sehen das eine oder andere, Figur oder Grund. Eins werden sie nur in uns, und ob sie dann eins werden im Sinne der Religionsvorstellung Schleiermachers, ist durchaus offen. .... Für die Religion war diese Modell ... mindestens ebenso prekär wie für die Kunst. " (S.187) Friedrich-Kenner und -liebhaber werden mit solchen provokanten Relativierungen möglicherweise ihre Probleme haben - vielleicht werden sie aber auch schlagartig die "Sinnoffenheit"/S. 67) erkennen, die Busch etwa in einer minutiösen Beschreibung der Deutungen des "Mönchs am Meer" rekapituliert. Mit Buschs Friedrichbuch wird dem Leser nicht nur der Heroe der deutschen Romantik in pointierter Form näher gebracht. Man kann dabei auch exemparisch verfolgen, wie heute Kunstgeschichte als Geschehen sprachlich komplexer und formaler Darstellungsweisen und -ebenen reflektiert wird.
Michael Kröger
Busch, Werner: Caspar David Friedrich. Ästhetik und Religion. 2003. 240 S., 66 Abb., dav. 16 fb., Ln EUR 34,90
ISBN 3-406-50308-X   [C. H. Beck]
 
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