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Troia: Archäologie, Geschichte, Mythos

Homer hat wohl kaum vorhersehen können, dass das von ihm besungene Troia auch noch nach Tausenden von Jahren eine so einzigartige Faszination besitzt. An diesen Namen knüpfen sich unermüdlicher Forscherdrang, der Ursprung der wissenschaftlichen Archäologie, politische Machtspiele und nicht zuletzt immer noch die Fragen nach der Historizität des Trojanischen Geschehens.
Dieter Hertel versteht es im vorliegenden kurzgefaßten "Wissen-Band", die wichtigsten Kenntnisse zum Thema Troia allgemeinverständlich, aber auch angemessen kritisch, darzustellen. In den einzelnen Kapiteln werden Forschungsgeschichte, Geographie, Mythos und Rezeptionsgeschichte der Troia-Sage in antiker und nachantiker Zeit beleuchtet. Dabei kommen Erkenntnisse zutage, die im breiten Verständnis bislang kaum beachtet bzw. unbekannt sind. Homer, der Schöpfer der Ilias, hat für sein Epos dichterische Vorlagen benutzt, die offenkundig bereits in Hexametern verfaßt und mündlich tradiert worden waren.
Durch die philologische Forschung relativ gesichert gilt heute, dass der 10. Gesang der Ilias nicht von Homer stammt, und auch die "Odyssee", das zeitlich auf die "Ilias" folgende Großepos (ca 730/20 aufgezeichnet) nicht von Homer, sondern von einem seiner Schüler gedichtet wurde.
Was die Lage Troias betrifft, so weiß Hertel zu berichten, dass im Jahre 1868, als Heinrich Schliemann die Troas besuchte, die archäologische Forschung die Frage nach dem Ort der homerischen Stadt bereits hinlänglich beantwortet hatte; Schliemann indes, in Unkenntnis des erreichten Forschungsstandes, begann zunächst am falschen Ort zu graben. Über die Ausgrabung Troias aus den berühmten neun Schichten oder Städten wird ausführlich berichtet und mit Hilfe von hethitischen Quellen Auskunft zu Namensansätzen und siedlungsgeschichtlichen Zusammenhängen gegeben. Auf den letzten 20 Seiten stehen philologisch-historische Fragen zum Mythos sowie chronologische Spekulationen im Vordergrund.
Mit diesem Buch hat die moderne Troia- Literatur eine gute, vielseitige Ergänzung gefunden. Wer, durch diese Lektüre und die Bibliographie angeregt, Lust auf weitere bekommt, sei auf folgende Bücher verwiesen: Michael Siebler: Troia: Geschichte, Grabungen, Kontroversen. Verl. von Zabern 1994 , Joachiam Latacz: Troia und Homer. Koehler & Amelang 1999 oder Manfred Flügge: Heinrich Schliemanns Weg nach Troia. Dt. Taschenbuch-Verl., 2001 (ISBN 3-423-24292-2). Auf die unverzichtbaren Meisterwerke von Gustav Schwab, C. W. Ceram und Manfred Korfmann weist Hertel im Abschnitt zur Troia Rezeption verdienstvollerweise hin.
Gisela Ewert
Hertel, Dieter: Troia. Archäologie, Geschichte, Mythos. 2. durchges. Aufl. 2001. 128 S., 4 Ktn, 16 Abb., dav. 3 fb.. (C. H. Beck Wissen in d. Beck'schen Reihe 2166) Pb EUR[D] 7,90
ISBN 3-406-44766-X   [C. H. Beck]
 
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