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Die Kirchen der Bettelorden in Deutschland

Als Gesamtdarstellung der deutschen Bettelordenskirchen ist dieses Buch noch heute ein Standardwerk. Mit diesem großangelegten Überblick stellte Richard Krautheimer 1923 erstmals die Architektur der Bettelorden in den Rahmen der gotischen Raum- und Formentwicklung. Ausgehend von stilbeschreibenden Begriffspaaren einer expressionistisch geprägten Kunstgeschichte ("Raum" und "Körper", "additiver" und "divisiver Raum") analysierte er die Bettelordensgotik in ihrem Spannungsfeld zwischen vorromanischen Reminiszenzen und in die Spätgotik vorausweisender Gestaltung. Zugleich öffnete er den Blick auf die "zweckhafte" Vereinfachung und das "profan-vernünftige", nicht mehr "magische" Weltbild der Bettelorden, das ihr Architekturschaffen geprägt habe. Krautheimers Dissertation steht damit an der Schwelle eines grundlegenden Methodenumschwungs der deutschen Kunstgeschichte und setzt mit einer erstmals uneingeschränkt positiven Sicht auf die Bettelordensbauten an. Krautheimer selber hat seine Dissertation später nur als "einen begabten Essay" bezeichnet, "er habe alles nur am Bau abgelesen, rein von der Form her gesehen". Die Architektur der Bettelorden stellt Krautheimer als handelndes Subjekt in der Geschichte der Kunst vor, die sich in ständiger Auseinandersetzung mit "ihren" künstlerischen Zielen befindet. Krautheimers Blick auf die Bauten bleibt jedoch insofern neutral, als er weder von christlich-theologischem Rechtfertigungsdruck, noch von modernen Nationalismen oder gar von biologistisch-völkischer Stielelechie geprägt wird, sondern allein von Denkstrukturen einer "autonomen" Kunstgeschichte.


vdr
Richard Krautheimer. Die Kirchen der Bettelorden in Deutschland. Mit einem Nachwort zur Neuausgabe von Matthias Untermann. 168 S., 13 Abb., 45 Tafeln, mit 45 Abb., 24 cm, Gb., Edition Logos. 2000. Euro 94,-
ISBN 3-7861-2326-8
 
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