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Die Zisterzienser und das Wasser

Wir sollten uns erinnern! Angesichts der Klimakatastrophe ist das Wasser wieder ein kostbares Gut. Manches mal kommt zu viel vom Himmel, ein anderes Mal zu wenig.

Wie kostbar das Wasser und seine Nutzung ist, wussten im Mittelalter schon die Zisterzienser. Wasser war ein zentraler Standortfaktor für die Ansiedelung eines Klosters: Frisches Quellwasser wurde als Trinkwasser benötigt, Wasser aus Fließgewässern war als Energieträger und zur Reinigung unerlässlich. Die natürlichen Bäche, Seen und Teiche lieferten Speisen wie Fische, Krebse oder Muscheln. Bei entsprechender Größe wurden sie zudem als Transportweg genutzt.
Dazu entwickelten die Zisterzienser in ihren Klöstern höchst komplexe Techniken der wasserbaulichen Infrastruktur und führten diese zu hoher Perfektion.
Im 13. Jahrhundert baute man lange Wasserleitungen mit Ton-Röhren über oft mehr als 10 km Länge, die über Jahrhunderte funktioniert haben.
Heute besonders interessant war die Nutzung von Abwasser als Brauchwasser, was einer Trennung von entsprechenden Leitungen erforderte.

Im 12. bis 14. Jahrhundert erforderten die personenstarken Konvente entsprechend umfangreiche Anlagen mit Latrinen, Badstuben und Waschhäusern für die Mönche und für die Laienbrüder, d.h. die Konversen, außerdem entsprechende Verbindungen für die Krankenversorgung. Für die optimale Funktion der Latrinen und für den Betrieb der Klostermühlen war eine gesicherte Wasserzufuhr in ausreichender Menge unabdingbar. Für die meisten Klöster wurden hierfür umfangreiche Wasserspeicher angelegt, auch die Umleitung von natürlichen Gewässern diente diesem Zweck.
Wie heilig den Mönchen das Wasser war, zeigt sich auch in den liturgischen Zeremonien, der Reinigung von heiligen Geräten oder der Zeremonie der Fußwaschung. Niemand wäre auf die Idee gekommen, einen Swimmingpool zu füllen…
Die Zisterzienser legten besonders hohen Wert darauf, den Zugriff auf die Ressource Wasser rechtlich abzusichern. Neben der Nutzung von Quellen galt dies vor allem für die Nutzung der Wasserkraft und die Fischereirechte. Ab dem späten Mittelalter wurden neben den Speicherseen auch gesonderte Fischweiher angelegt. Diese gesicherte Wasserversorgung bildete die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg der Abteien und damit auch ihrer europaweiten Ausbreitung.
Bestaunt man heute die verbliebenen Baulichkeiten mittelalterlicher christlicher Kultur findet man nur selten die Reste ihrer wassertechnischen Anlagen. Umso mehr sei das nun vorliegende Buch von Ulrich Knapp (Hrsg.): „Die Zisterzienser und das Wasser“ zur Lesung und Erkenntnis dringend empfohlen.
Drei sehr ausführliche Fallstudien mit vielen Karten und Bildern sind in diesem Buch den Klöstern Bebenhausen, Maulbronn und Salem gewidmet, die auch heute interessante Anregungen für Installations- und Sanitärtechniker, Bauherren, Architekten sind.
Die Wassertechnik dieser Klöster ist aber nicht nur für Kulturhistoriker, sondern auch für Laien ein wunderbares Lese- und Lehrbuch!
Gabriele Klempert
Die Zisterzienser und das Wasser. Knapp, Ulrich.312 S., zahlr. meist fb. Abb. 30 x 21 cm. Br. Imhof Verlag, Petersberg 2019. EUR 24,95 CHF 28,70
ISBN 978-3-7319-0350-5   [Michael Imhof]
 
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