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Der Auferstehungsteppich zu Kloster Lüne

Das Kloster Lüne beherbergt einen einzigartigen Schatz an bestickten Textilien aus dem späten Mittelalter, wenngleich die Teppichstickerei in Lüne schon um 1300 Tradition hatte. In dem ersten Band einer neuen Reihe wissenschaftlicher Arbeiten unter dem Label „Schriften aus dem kunsthistorischen Institut der Christians Albrechts Universität zu Kiel“ widmet sich Angela Karstensen dem „Auferstehungsteppich“ aus dem Kloster Lüne. Er ist zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden und wird noch heute im Kloster Lüne aufbewahrt, wo er auch zu sehen ist. Der Schwerpunkt der Publikation bildet die Deutung der einzelnen Bildszenen, wobei es der Autorin besonders die nur schwer zu deutenden Fabelwesen des Randschmucks angetan haben. Der gut 3 x 3 Meter große Teppich, der erst von Karstensen den Titel „Auferstehungsteppich“ erhalten hat, zeigt 16 Bilder beginnend mit der Auferstehung Christi, gefolgt unter anderem vom „Noli me tangere“, dem Emmausmahl, dem Thomaswunder und endend mit der Himmelfahrt. Dazwischen sind weitere Szenen dargestellt, die zwar selten gezeigt werden, aber dennoch typisch für das späte Mittelalter sind, wie Jesu Erscheinung vor seiner Mutter Maria und vor Petrus. Aufgrund von Vergleichen zeitgenössischer Bildquellen von Holzschnitten und Kupferstichen kommt Angela Karstensen zu dem Schluss, dass die Zusammenstellung des Bilderzyklus des Auferstehungsteppichs absolut singulär ist und auf eine weit zurückliegende Tradition verweisen könnte.

Darüber hinaus beschreibt Karstensen, welche Rolle die Teppichstickerei im täglichen Leben der Nonnen gespielt hat. Die wichtigste Funktion, so Karstensen, sei vermutlich das Handarbeiten selbst gewesen war, doch ist über die genaue Verwendung der Bildteppiche nichts bekannt, auch nicht, ob die Teppiche an bestimmten Festtagen gezeigt wurden. In diesem Zusammenhang bleiben also viele Fragen noch offen.

16.05.2010
Gabriele Klempert
Karstensen, Angela: Der Auferstehungsteppich zu Kloster Lüne. Bildtradition und Singularität. 144 S. 23,5 x 16,2 cm. (Schriften aus dem Kunsthistorischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel 1) LIT, Berlin 2009 Pb EUR 19,90
ISBN 978-3-643-10288-1
 
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