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Die Grabeskirche zu Jerusalem. Geschichte - Gestalt - Bedeutung

Auf 280 Seiten faßt Jürgen Krüger die Baugeschichte und Bedeutung der Grabeskirche zu Jerusalem zusammen und möchte damit ihre Bedeutung - Krüger stellt sie neben Kapitol und Akropolis - wieder ins Bewußtsein heben. Dies illustriert er mit archivalischen Quellen und einer großen Anzahl Fotografien, so dass parallel zum komplexen Text ein 'Bild-Werk' entstand. Trotz der Anziehungskraft der Grabeskirche auf Pilger und Forscher und obwohl sie das gemeinsame Heiligtum verschiedener christlicher Konfessionen ist, fehlte bislang eine derartige Erfassung des gesamten Monumentes und seiner Wirkung auf die europäische Kultur über die Jahrhunderte. Diese liegt nun klar gegliedert mit übersichtlicher Inhaltsangabe, ausführlicher Bibliografie und Register vor. Der Hintergrund kriegerischer Auseinandersetzungen, wiederholter Zerstörungen, die komplizierte Geschichte der architektonischen Entwicklung bis zum heutigen Tag, die Suche nach Resten älterer Baufragmente uvm. werden von Krüger in Form einer chronologischen Führung dargestellt. Zwei grundlegende Kapitel stellt er voran: Die Geschichte der Erforschung der Kirche und die Jerusalemer Stadtarchäologie setzten erst ab den 30er Jahren des 19. Jhs. mit den Forschungen über das Leben Jesu ein. Da zu dieser Zeit der orthodoxe Einfluß vorort dominant war, verhallte nach dem Brand im Jahr 1808 die Rufe der Franziskaner nach Hilfe beim Wiederaufbau in Europa ungehört. So entstand bis 1810 ein Neubau durch Nikolaos Komnenos ganz im `Zeitgeschmack‘ Konstantinopels. Ein zweiter Passus dreht sich um die Frage nach der Lokalisierung von Golgatha in der Grabeskirche und nach der Gestalt des Grabes.
In drei weiteren großen Gliederungskomplexen geht Krüger nun auf die konstantinische Kirche, die der Kreuzfahrer und die spätere Wirkung der Grabeskirche ein. So wird die Darstellung des konstantinischen Baukomplexes ergänzt u. a. durch Betrachtungen zur städtebaulichen Situation Jerusalems, durch Beschreibungen von Pilgern über Örtlichkeit und Ritus sowie die ersten, für das mittelalterliche Weltbild prägenden Legendenbildungen, wie die Suche Helenas nach dem Kreuzholz. Ein Bericht Eusebius, die "Lebensbeschreibungen Konstantins", schildert ausführlich die Struktur der Bauten, die nötig waren, um vom Eingangsbereich am Cardo, der römischen säulenbestandenen Prachtstraße, über Portikus, Atrium und fünfschiffigen Basilika zum vom Cardo entfernt gelegenen Bereich der Grablege und Auferstehung zu geleiten. Nur wenige Seiten widmet Krüger den anschließenden wechselnden Herrschaften durch Perser und Araber und der Zeit Karls des Großen. Die sich verschlechternden Lebensbedingung für Christen in Jerusalem ab dem 7. Jahrhundert gipfeln allerdings erst unter dem Kalif al-Hakim im Jahr 1009 in der Zerstörung der ganzen konstantinischen Anlage. Laut Krüger wurde der bald darauf einsetzender Wiederaufbau räumlich auf den Bereich des Grabes beschränkt. Aus dem Memorialbau über dem Grab wurde eine rotundenförmige Kirche, deren wesentliche Strukturen wir heute noch vorfinden.
Im Kapitel "Die Kirche der Kreuzfahrer" berichtet der Autor von den Geschehnisse, die sich ab 1099 an die fünfwöchige Belagerung Jerusalems durch die Teilnehmer des Ersten Kreuzzuges anschlossen. Nun wurde die Grabeskirche erweitert um einen vielgliedrigen Gewölbebau mit Umgangschor und Kapellenkranz sowie um die sogenannte Helenakapelle. Themen wie der Kreuzeskult ergänzen die ausführlichen Analysen zu weiteren Bauten und auf uns gekommene Fragmente, wie dem Kreuzgang der Augustinerchorherren, Friesen und Spolien. Nach des Autors Ermessen hat die Grabeskirche gegen Ende des 12. Jhs ihre Form erhalten und eine Baugeschichte könnte hier enden. Doch war gegen Ende des 13. Jhs Jerusalem wieder in muslimischer Hand. Und so stellte sich Jürgen Krüger weiteren Fragen: Was passierte danach in den Räumen der Grablege und der Auferstehung Christi? Was geschah mit den verschiedenen christlichen Kirchen? Welche Unterkünfte oder Besichtigungsroute wählten Pilger durch die Heilige Stadt? Gibt es Nachbildungen von Grab und Kirche in Europa? ...
Annegret Winter
Krüger, Jürgen: Die Grabeskirche zu Jerusalem. Geschichte - Gestalt - Bedeutung. 2000. 240 S., 260 Abb., dav. 130 fb., 24 cm. HC, EUR 44,90
ISBN 3-7954-1273-0   [Schnell & Steiner]
 
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