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Leonardo da Vinci

„Wie könnte man dieses Herz mit Worten beschreiben, ohne ein ganzes Buch zu füllen?“ Notiz von Leonardo da Vinci neben einer anatomischen Zeichnung des Herzens, ca. 1513.

Charles Nicholl entfaltet in seiner Biographie „Leonardo da Vinci“ das Leben eines Mannes, der als Maler, Erfinder, Anatom, Musiker und Philosoph unsterblich in die Geschichte eingegangen ist. Das Lächeln der Mona Lisa ist bei weitem nicht das größte Geheimnis seines Schaffens.
Mit diesem Buch liegt eine wissenschaftliche Arbeit vor, die ihresgleichen sucht. Es liest sich wie ein Roman. Seite für Seite entdecken wir einen genialen Menschen – Nicholl vermeidet bewusst den Begriff „Genie“ – der rastlos und unendlich neugierig die Welt in einer Zeit zu erforschen suchte, als die engen mittelalterlichen Lebensformen und die Macht der Kirche dies nur unter größten Umwegen und Vorsichtsmaßnahmen zuließen. Doch Leonardo da Vinci war für manche Machthaber und Auftraggeber so unentbehrlich, dass es ihm immer wieder gelang, seine Forschungen und Entwürfe seiner Kunstwerke durchzusetzen oder einfach liegen zu lassen, wenn anderes unerwartet Vorrang genoss. Er konnte es sich leisten.

Seite für Seite zieht das Leben dieses großen Künstlers am Leser vorbei, seine Kindheit, die Lehrjahre im pulsierenden Florenz, sein Anstellung bei den großen Fürsten seiner Zeit wie den Medicis oder Borgias bis zum Lebensabend in Frankreich.
Mit Akribie und ganz selten auch - zur Freude des Lesers - mit vorsichtigen Vermutungen, wie es gewesen sein könnte, wenn die Quellen versagen oder sich widersprüchlich darstellen, stellt uns der Autor nicht nur den Künstler Leonardo da Vinci dar, sondern auch dessen Verwandte, Freunde, seine Gegner und seine Geldgeber.

Am Ende entsteht das Bild eines Mannes mit riesigen Talenten, aber auch menschlichen Schwächen, wenn es darum ging, Kriegsgeräte zu optimieren oder aber, wenn sein Plan zum Bau eines Kanals nicht aufging und einige Menschen deshalb ihr Leben verloren.
Leonardo da Vinci war kein Genie, aber genial.

Zahlreiche Skizzen und Zitate aus den Notizen Leonardos und seiner Zeitgenossen und einige farbige Abbildungen, die in ihrer Qualität nicht immer gelungen sind, was angesichts der ausführlichen Texte verzeihlich ist, lassen am Ende des Buches den Eindruck entstehen, man habe das Leben und Wirken Leonardo da Vincis ein wenig begleiten dürfen.

Ein Buch, das man nicht aus der Hand legt.
27.8.2009

Auch als Taschenbuch für EUR 12, 95 bei S. Fischer
Susanne Holst
Nicholl, Charles: Leonardo da Vinci. Die Biographie. 2006. 840 S., 2 Bildtle: 145 sw. u. 30 fb. Abb. Gb EUR 29,90
ISBN 978-3-10-052405-8
 
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