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U-Boot-Bunker

Ein schwieriger Spagat zwischen Gedenken, Industrieansiedlung und Freizeitspaß.

Der von Zwangsarbeitern errichtete U-Boot-Bunker Fink II., gegenüber dem noblen Hamburger Elbvorort Nienstedten und der Anlegestelle Teufelsbrück gelegen, sollte eigentlich gesprengt werden. Nachdem der Bunker 1945 nach der Bombardierung zerstört und in den 1980er Jahren, nach der Schließung der Deutschen Werft, zugeschüttet worden war.

1941 baute an dieser Stelle die Deutsche Werft ihre U-Boot-Werft, in der parallel 15 Schiffe gebaut oder repariert werden konnten. Ab Oktober 1944 unterhielt die Deutsche Werft dann ein eigenes Außenlager des KZ Neuengamme. Die genaue Zahl der Opfer ist bis heute nicht bekannt, aber mindestens 280 Häftlinge starben bei Bombenangriffen. Obwohl schon von der Royal Air Force schwer beschädigt, wurden noch bis drei Wochen vor Kriegsende U-Boote gebaut. Bei der endgültigen Vernichtung durch Bombardierung im April 1945 starben im Bunker von 3000 Zivilisten, die hier Schutz gesucht hatten, vermutlich 58 Menschen, 120 Personen wurden zum Teil schwer verletzt.

Als beim jüngsten Erweiterungsbau des Airbus-Werks und der Verlängerung der Start- und Landebahn in Hamburg-Finkenwerder die Ruinen des Bunkers wieder ans Licht kamen, siegte in der Stadt Hamburg die Einsicht, diese Kriegsruine und Zeugnis Nationalsozialistischer Gewaltherrschaft wieder sichtbar zu machen und damit in Erinnerung zu behalten.
Mag auch sein, man wollte der Bevölkerung Finkenwerders, die heute mit Naturraubbau und Lärm unter den Auswirkungen der Airbus-Produktion zu leiden hat, gerecht werden, indem man außer den Freizeitanlagen auch ein Mahnmal errichtet.
Allerdings sollte das Denkmal nach Möglichkeit, so lautete die Ausschreibung, den Besuchern des angrenzenden Naherholungsgebietes und Yachthafens nicht all zu sehr den Spaß verderben.

Anja Bremer und Beate Kirsch ist dieser Spagat gestalteter Gedenkpraxis auf sehr eindrucksvolle Weise gelungen. Riesige, geborstene Betonwände liegen im Wasser, aus denen Moniereisen wie überdimensionale Nadeln in die Luft ragen oder wie Schlangen über den Beton kriechen. Unterbrochen werden die Betonmassen von Einschüben friedlich daliegender Kieselstrecken, so wie man sie auch anderswo am industriell genutzten Ufer der Elbe findet.
Schriftzüge auf den Sliprampen mit den Worten „ZEIT / erinnerung“ und „RAUM / störung“, die je nach Tide mehr oder weniger sichtbar werden, spielen mit dem ständig sich bewegenden Wasser und ermahnen den Betrachter, aber sagen auch: es ist vorbei

Ein eindrucksvolles Buch, das für alle „Nicht-Hafenkenner“ allerdings einige Fragen offen lässt. Wer weiß schon, was eine Sliprampe ist? Auch das Kartenmaterial hätte einiger erklärender Worte bedurft, hingegen sprechen die hervorragenden Fotos für sich.


Gabriele Klempert
Briegleb, Till /Seyfarth, Ludwig: U-Boot-Bunker. Gestaltung Bunkerruine Fink II in Hamburg-Finkenwerder. Hrsg. v. Kirsch, Beate/Bremer, Anja. 46 S. 20 x 32 cm. Ebr. Salon Verlag, Köln 2007. EUR 20,00
ISBN 978-3-89770-275-2   [Salon Verlag]
 
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