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Lehmwellerbau

Gegenstand der Arbeit ist die Lehmwellerbauart, die in Teilen Sachsens, Sachsen-Anhalts und Thüringens im ländlichen Bereich bis in die 2. Hälfte des 19. Jh. die dominierende Bauart zum Errichten von Wandkonstruktionen darstellte. Heute sind noch mehrere 10.000 ländliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude in dieser Bauart erhalten. Neben der Bedeutung als Zeugnis der Baukultur stellen die Bauten eine unter ökologischen und meist auch wirtschaftlichen Gesichtspunkten hochwertige und erhaltungswürdige Bausubstanz dar.
Bei Sanierungen und Umbauten historischer Bauwerke ist die Kenntnis der verwendeten Materialien und deren Eigenschaften unerlässlich. Sie bildet die Grundlage für die Bewertung und Veränderung von Konstruktionen aus statischer, bauphysikalischer und gestalterischer Sicht. Die erforderlichen Kenntnisse waren für das Material Wellerlehm bisher nicht vorhanden.
Ein Großteil der noch erhaltenen Wellerbauten weist erhebliche Bauschäden auf, wobei das größte Problem die kapillar aufsteigende Feuchte ist und diese Prozesse, die noch wenig erforscht sind, zur Zerstörung des Materials führen. Demzufolge konnten bislang keine fundierten Sanierungskonzepte für Wellerbauten erstellt werden.
Ziel dieser Abhandlung ist nicht nur die Bedeutung der Wellerbauart darzustellen sondern auch Grundlagen für eine fachgerechte Erhaltung und Sanierung zu liefern.
Die Untersuchungen umfassen Aspekte der Bau- und Siedlungsgeschichte, der Baukonstruktion, der Bauphysik sowie der Baustoffkunde und der Mineralogie.
Die dazu notwendigen Untersuchungen wurden an Lehmwellerbauten von Dörfern durchgeführt, die zur Abbaggerung vorgesehen waren. Das war eine außerordentliche Gelegenheit, nicht nur Materialproben zu entnehmen, sondern auch bewußt zerstörende Methoden anzuwenden, so dass Erkenntnisse zu erhalten waren, wie sie sonst kaum möglich sind. Weitere Gelegenheiten zur Aufnahme und Untersuchung von Wellerbauten ergaben sich über Schadens- und Sanierungsgutachten.
Die Materialprüfung von ungeschädigten Wellerlehmproben hat gezeigt, dass die Festigkeiten geringer sind als bisher angenommen, wobei als Hauptgrund der hohe Strohanteil und die damit verbundenen niedrigen Dichten ausgemacht wurden.
Erkenntnisse über die Regel- und Sonderkonstruktionen der Lehmwellerbauart bestätigen die Annahme, dass die Schäden überwiegend auf nicht hinreichend an die Standort-und Nutzungsbedingungen angepasste Konstruktionen zurückzuführen sind. Hier sind vor allem die unzureichenden Gründungstiefen, die Verwendung kapillar leitfähiger Materialien im Fundament- und Sockelbereich, fehlende Sperrschichten sowie ungenügend ausgebildete Elemente der Gebäudeaussteifung zu nennen. Die unter dem Einfluss von Feuchte und Salzen eintretende Destruktion des Wellerlehmes konnte durch die Untersuchung der mineralogischen Veränderungen erklärt werden. Es kommt zu komplexen Um- und Neubildungen von Tonmineralen sowie zur Bildung von Treibmineralen. Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse werden Sanierungsstrategien für die verschiedenen Schadensfälle entwickelt.

vdr
Sanierung. Berichte aus dem Konstruktiven Ingenieurbau Technische Universität Berlin Heft 37. 339 S., zahlr. Abb., 21 cm, Br. Fraunhofer IRB-Verlag, Stuttgart 2003. EUR 40,-
ISBN 3-8167-6314-6
 
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