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Faszinierende Denkmale des Industriezeitalters in Brandenburg

In den vergangenen Jahren haben unter Fachleuten der Architektur und Denkmalpflege die Baudenkmäler vergangener Industriebauten zunehmende Beachtung gefunden, und so ist es längst überfällig, diesen Bauten auch in der Literatur einen würdigen Platz einzuräumen. Das ist in dem vorliegenden Buch „Industriekultur in Brandenburg. - Faszinierende Denkmale des Industriezeitalters“ hervorragend gelungen.

War das Land Brandenburg zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Wesentlichen ländlich geprägt, änderte sich dies wenige Jahrzehnte später rasant. Es entwickelte sich, meist mit dem Unternehmergeist von hochgebildeten Handwerkern und Kaufleuten– im Gegensatz zu anderen Industrieregionen – eine ganz eigenständige Industriekultur, ohne dass dabei der ländliche Charakter verloren ging.
Diesen Prozess des Wandels in der Brandenburgischen Provinz schildert Matthias Baxmann, Referent für technische Denkmale vom Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege, in seinem Einleitungskapitel, bevor dem Leser, regional geordnet, nahezu 200 Industriedenkmäler vorgestellt werden.
Jörg Raach startet seine Reise zu den Industriedenkmälern in der Mark Barnim und der Uckermark, u.a. am Finowkanal. Er führt dann weiter in die Region zwischen Oder, Dahme und Spree, u.a. nach Eisenhüttenstadt und in den Lausitzer Industriebezirk nach Cottbus, wo die Textilfabrikation zuhause war sowie in die „Gartenstadt Marga“ in Senftenberg. Weiter geht es an die Wasserstraßen von Teltow und Fläming, u.a. zur Hutfabrik von Erich Mendelsohn nach Luckenwalde und anschließend in die Umgebung Berlins nach Potsdam und ins Havelland, wo man in Rathenow Zeugnisse der optischen Industrie bewundern kann.
Die Reise endet bei den Ziegeleien, Nähmaschinen und Eisenbahntraditionen der Oberhavel, Ruppiner Land und Prignitz, u.a. bei der Paul’schen Tuchfabrik in Wittstock an der Dosse, die in den kommenden Jahren zur Bibliothek ausgebaut werden soll.

Jeder Region sind eine Karte und ein kurzer Einleitungstext beigegeben, und jedes Denkmal wird begleitet von hervorragenden Fotografien in knappen Texten, mit seiner Geschichte, Architektur und der heutigen Nutzung dargestellt. Hier und da gibt es zusätzliche Tipps über weitere Sehenswürdigkeiten.
Gern hätte man allerdings neben den großartigen Bauten der Industriegeschichte auch mal eines der kleinen Objekte gesehen, die häufig unscheinbar am Rande der Straßen gelegen, nur allzu gern übersehen und schließlich vernichtet werden.

Bleibt zu hoffen, dass dieser Denkmalführer dazu beitragen wird, das Bewusstsein in der Bevölkerung und Politik für den historischen Wert technischer Denkmale zu stärken, ihren Bestand zu sichern und sie mit neuem Leben zu füllen. Mit vielen Objekten ist das bereits grandios gelungen.

Der Untertitel des Buches: „Faszinierende Denkmale des Industriezeitalters“ verspricht dem Leser keinesfalls zu viel.

24.09.2010
Gabriele Klempert
Raach, Jörg: Industriekultur in Brandenburg. Hrsg. v. Archäologisches Landesmuseum Brandenburgisches Landesamt f. Denkmalpflege. 200 S. 21 x 16 cm. Gb L+ H, Berlin, 2010. EUR 24,80
ISBN 978-3-939629-12-2
 
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