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Helmut Striffler Architekt / Fotograf Robert Häusser

Der 1927 geborene Mannheimer Architekt Helmut Striffler gehört zu den wenigen Architekten Nachkriegsdeutschlands, die vorbildliche Kirchenbauten zu planen verstanden. Anknüpfend an die Architektur der Moderne von Bauhaus bis Le Corbusiers Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut entstanden Bauten, die den nüchternen Geist der Zeit atmeten und doch spirituell anmuten.
Der im Junius-Verlag erschienene Katalog zur Ausstellung "Helmut Striffler Architekt / Fotograf Robert Häusser“ in den Mannheimer Reiss-Engelhorn Museen (bis 7.9.) stellt auch die frühen, strengen Bauten Strifflers vor, etwa die Trinitatiskirche in Mannheim aus dem Jahr 1959 oder die Kapelle auf der Blumenau von 1960. Geprägt durch kargen Beton bilden sie den Auftakt Strifflers Architektur.
Ein Meisterwerk der deutschen Architektur des 20. Jahrhunderts ist zweifellos die zwischen 1964 und 1967 entstandene evangelische Versöhnungskirche im ehemaligen Konzentrationslager Dachau. Ein Bau, der in seiner Vernachlässigung des rechten Winkels zum Symbol für die Unmöglichkeit architektonischer Symmetrie an einem Ort beispiellosen Verbrechens geworden ist.
Wer Strifflers Bauten nicht kennt, muss sich auf die Kunst des Fotografen verlassen. Mit dem 1924 geborenen Mannheimer Robert Häusser hatte Striffler nicht nur einen hervorragenden Dokumentaristen gefunden, sondern einen Fotokünstler, der Strifflers Architektur, sein Konzept von der "Lichtführung als Raumbildung“ kongenial zu interpretieren verstand.
Die Schwarzweiss-Dramaturgie Häussers wendet die Architektur Strifflers ins Metaphysische, doch ohne die Bauten selbst verstummen zu lassen. Er zeigt vor allem das Immaterielle in der Architektur - kaum ihren konstruktiven Aufbau. Die Zusammenarbeit der beiden Mannheimer reicht bis in die fünfziger Jahre zurück - entsteht gleichsam, wie Hubertus von Amelunxen in seinem Katalogbeitrag geschrieben hat "aus den Ruinen des Krieges heraus“. Ein einmaliges Doppel: Beinahe das vollständige Werk Strifflers hat Häusser zum Zeitpunkt seiner Entstehung dokumentiert.
Die Fotografie als "Abstraktion des Gemeinten“ (Amelunxen), als zweidimensionale Idee des Architektonischen: ein faszinierender Band mit guten Texten, doch mit einigen Schwächen im Druck. Der Treppenaufgang der Landeszentralbank in Saarlouis etwa ist auf Seite 82 abgebildet und ziert gleichzeitig das Buchcover - einmal Grau in Grau und einmal Grün in Grau. Wie sie nun wirklich aussieht bleibt ein Rätsel.

Marc Peschke
Helmut Striffler Architekt. Fotograf Robert Häusse Hrsg. von Ingeborg Flagge. Katalog zur Ausstellung. 128 S., 80 sw Abb., Pb EUR 22,90
ISBN 3-88506-518-5
 
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