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Schwimmbäder

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert dienten die öffentlichen Bäder der sportlichen und gesundheitlichen Ertüchtigung und sollten entgegen der bereits bestehenden privaten Bäder alle Bevölkerungsgruppen zum Baden und Schwimmen einladen. Es wurden – zumeist in den Innenstädten – Einrichtungen der Gemeinschaft. Insofern sind Schwimmbäder auch Bauten der Kultur und damit eine öffentliche Aufgabe. Im Kaiserreich genießt das Schwimmbad darüber hinaus durch das Zusammenwirken von städtischem Stolz, Mäzenatentum und auch nationaler Gesinnung eine stadtbildprägende Funktion.
Während in der Zeit vor dem Nationalsozialismus Hallenbäder noch der Daseinsvorsorge dienten, änderte sich der Zweck während des NS-Regimes vom unerwünschten Gemeinschaftsgefühl zur Erziehung. Schwimmbäder werden zu Stätten der Zucht statt der Lebensfreude. In der Architektur ändert sich allerdings wenig.
In den 1970er Jahren nimmt man endlich Abschied von den „Sportbunkern“ und es werden Stichworte wie „Stadtlandschaft“, „Leselandschaft“ und „Badelandschaft“ relevant. Alte Bäder werden abgerissen und durch neue „Spaßbäder“ ersetzt.
Das Buch beschreibt die ersten gedeckten Schwimmbecken in Magdeburg aus dem Jahr 1830 bis zu den modernen Bädern des 21. Jahrhunderts und gibt einen Ausblick auf die Herausforderungen der kommenden Jahre.
Matthias Oloew liefert eine umfassende Darstellung der Bau- und Architekturgeschichte. Dabei zeigt sich, wie sehr die Architektur und Ausstattung der Bäder mit dem Wandel gesellschaftlicher Strukturen und politischer Systeme zusammenhängen. In öffentlichen Bädern treffen sich Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen, zur Erholung oder zur sportlichen Betätigung und auch zum Kennenlernen. Im Laufe der Bädergeschichte haben sich die Auffassungen darüber, was ein öffentliches Bad leisten soll, stets geändert. Bäder mit einer „Kommunikationszone“ konnten allerdings gerade nur zwei verwirklicht werden.
Leider werden in dieser 200jährigen Architekturgeschichte des öffentlichen Bades keine Kurbäder behandelt, was allerdings den Umfang dieses ohnehin schon umfangreichen Themas auch gesprengt haben dürfte. Darum sei an dieser Stelle nicht nur das vorliegende Buch sehr empfohlen, sondern auch ein Besuch des denkmalgeschützten Königsteiner Kurbades, das höchst aufregend mit der Kunst von Otto Herbert Hajek geschmückt wurde.
Also: Gehen Sie mal wieder baden!

02.08.2019
Gabriele Klempert
Schwimmbäder. 200 Jahre Architekturgeschichte des öffentlichen Bades. Oloew, Matthias. 392 S. 256 z. T. fb. Abb. 26 x 20 cm. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 2018. EUR 79,00.
ISBN 978-3-496-01617-5   [Dietrich Reimer Verlag]
 
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