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Verbietet das Bauen! – Eine Streitschrift.

Der Titel „Verbietet das Bauen!“ geht zurück auf eine Polemik des Autors im Magazin „skyline“ des Berliner Tagesspiegel aus dem Jahr 1996. Und der Autor hat viele Freunde, Nikolaus Bernau (Tagesspiegel) und Roland Stimpel vom Deutschen Architektenblatt oder Oskar Reutter vom Wuppertal Institut, die ebenfalls bisher vergeblich versuchten, der sinnlosen Bauwut an den Kragen zu gehen. Aber das bleibt bis heute offenbar ungehört und muss darum immer wieder neu verkündet werden.
„Verbietet das Bauen!“ fordert Daniel Fuhrhop nun noch einmal in einer Streitschrift, die es in sich hat. Netter ausgedrückt könnte man auch sagen, besser, anders und vor allen Dingen weniger bauen sollte die Losung sein, um die natürlichen Ressourcen zu schützen, ohne dass es dem angenehmen Leben schadet. Heftig kritisiert der Autor Skandalprojekte und Prestigebauten, die in ihren exorbitanten Ausmaßen niemanden wirklich nützen, denn sie verschlingen nicht nur Unsummen an Kapital, sondern betonieren die Umwelt und veröden die Innenstädte. Alte, durchaus sanierbare Häuser werden abgerissen und anstelle dieser teure und viel zu große Luxuswohnungen oder Bürotürme errichtet, die zwar dem Gewinn des Investors dienen, aber nicht selten jahrelang leer stehen. Langweilige Neubausiedlungen und ebenso langweilige Shopping Center blockieren jedes gesellige Leben, wie es sich in den kleinen und großen Innenstädten entwickeln könnte, wenn man denn wollte. Sensible, nachhaltige und kreative Stadtentwicklung findet in den Rathäusern nicht mehr statt, man überlässt diese Entwicklung gern gewinnorientierten Investoren und Architekten. Auch der Bau von scheinbar ökologisch wertvollen Passivhäusern erweist sich meist als wenig umweltfreundlich, wenn man weite Fahrten zum Arbeitsplatz und den meist hohen Flächenverbrauch mitrechnet.
Die Antwort auf diese sinnlose Bauwut ist eigentlich ziemlich einfach. Die Kommunen sollten das Zusammenleben von Jung und Alt, von Singles und Familien fördern, d.h. unter anderem Wohngemeinschaften, Sanierungen und Umbauten alter Häuser oder großer Villen möglich machen. Das schafft nicht nur bezahlbaren Wohnraum in den Großstädten und ihren Randbezirken, sondern macht darüber hinaus in unseren Städten und Gemeinden das gemeinschaftliche Leben wieder lebendig, d.h. lebenswerter.

Diese muntere und höchst emotional geschriebene und eigentlich ganz einfache Streitschrift sei allen potentiellen Bauherren, Architekten, Politikern, nicht zuletzt allen Bürgern dringend ans Herz gelegt. Hoffen wir, dass in zwanzig Jahren es Alle kapiert haben: „Verbietet das Bauen!“

13.03.2016
Gabriele Klempert
Verbietet das Bauen!. Eine Streitschrift. Fuhrhop, Daniel. 2015. 192 S. 21 x 13 cm. Gb. Oekom Verlag, München 2015. EUR 17,95.
ISBN 978-3-86581-733-4
 
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